Gefährliche Kolonien
Tübingen testet Bekämpfung invasiver Ameisen mit Heißwasser
Tübingen geht nach dem Kehler Vorbild vor und beauftragt einen Experten mit dem Test der Heißwassermethode gegen die Ameisenart Tapinoma magnum. Ziel: Superkolonien verhindern.

© dpa/Philipp von Ditfurth, Uli Deck
In Kehl bekämpfen Mitarbeiter der Stadt die Kolonien der invasiven Ameisenart Tapinoma magnum mit einem Heißwasser-Gerät. Diese Methode will nun auch Tübingen an den betroffenen Stellen testen.
Von Florian Dürr
Die Stadt Tübingen sagt der invasiven Ameisenart Tapinoma magnum den Kampf an – nach dem Vorbild der besonders betroffenen Stadt Kehl: „In den kommenden Tagen testet die Stadtverwaltung die Wirkung kochend heißen Wassers gegen die Ameisen“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Tübinger Rathaus. Anwohner des betroffenen Beethovenwegs, unweit der Kliniken, hatten in den vergangenen Wochen bereits auf eigene Faust die Kolonie der sogenannten Großen Drüsenameise mit Kochtöpfen und Wasserkochern sowie dem Pulver Kieselgur bekämpft (wir berichteten).
Tübingen ist im Austausch mit betroffenen Städten und Gemeinden
Jetzt greift auch die Stadt zur Heißwasser-Methode: „Damit wir im Fall der Fälle schnell handeln können, prüfen wir jetzt testweise, ob und in welchem Ausmaß der Einsatz heißen Wassers gegen die Ameisen wirkt“, erläutert Lukas Haderlein, Leiter der städtischen Fachabteilung Ordnung und Gewerbe. Bislang bestehe „keine Gefahr für die öffentliche Infrastruktur“, sagt Haderlein. Anders als in der badischen Grenzstadt Kehl, wo die invasiven Ameisen bereits Strom-und Internetausfälle verursacht und einen Spielplatz unterhöhlt haben.
Tübingen ist im Austausch mit anderen betroffenen Städten und Gemeinden. Die Erfahrungen dort zeigten, „dass heißes Wasser die Ameisen nicht eliminieren, aber deren Ausbreitung verhindern oder zumindest verlangsamen kann“, heißt es. Ein Gartenbau-Unternehmer soll nun die Heißwasser-Methode für die Stadt testen. „Bevor wir für viele Tausend Euro ein eigenes Fahrzeug aufrüsten, wollen wir sicherstellen, dass das Einbringen heißen Wassers in den Boden tatsächlich den erhofften Nutzen zeigt“, so Haderlein.
Zur Bestimmung der Ameisenart bietet sich der Geruchstest an
An zwei Stellen in Tübingen wurde die aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte Art bereits nachgewiesen. Kürzlich im Beethovenweg – und wie sich inzwischen herausgestellt hat: in einer weiteren Straße breiten sich die Ameisen seit knapp zwei Jahren aus. Da die Tapinoma magnum hierzulande keine natürlichen Feinde hat – wie andere dominantere Ameisenarten oder Echsen – kann die Art Superkolonien mit Millionen Tieren bilden. Bis zu einem Meter tief in der Erde befinden sich die Nester der Ameisen.
Die Große Drüsenameise ist – anders als ihr Name vermuten lässt – anhand ihrer Größe nicht gut unterscheidbar von anderen der mehr als 120 einheimischen Ameisenarten in Deutschland. Die einheimischen Tiere stellen in der Regel keine Bedrohung für Haus und Garten dar, im Gegenteil, sie sind laut Biologen ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems.
Die Tapinoma magnum lässt sich unter anderem erkennen an „mehrspurigen Ameisenstraßen sowie Sandauswurf am Nest – vor allem am Bordstein oder an der Fassade“, informiert die Stadt Tübingen auf ihrer Internetseite. Die Ameisen strömen zahlreich aus, wenn sie in ihrem Nest gestört werden. Zur Bestimmung der Ameisenart bietet sich der Geruchstest an: Beim Zerdrücken riechen die Tiere „auffällig nach Aceton oder ranziger Butter“, schreibt die Stadt.
Wie macht es die besonders betroffene Stadt Kehl?
MaßnahmenDie Erfahrungen zeigten, dass es wichtig sei, „die Ameisen in einem möglichst frühen Ausbreitungsstadium zu bekämpfen“, teilt eine Sprecherin der Stadt Kehl mit. Am besten sei es, „Nester zu lokalisieren und gezielt mit dem Heißwassergerät zu zerstören, bevor die Ausbreitung beginnt“.
KostenDie Stadt Kehl hat für die Bekämpfung der Tapinoma magnum-Kolonien eine Vollzeitstelle eingeplant. Das eingesetzte Heißwassergerät hat 50 000 Euro gekostet.