Umzug der Seniorenwerkstatt zieht sich in die Länge
Das bisherige Domizil Am Schillerplatz 3 in Backnang steht nahezu leer – Stadt hat Schwierigkeiten, Handwerker zu bekommen

© Pressefotografie Alexander Beche
Die Sanierung des Gebäudes Am Schillerplatz 3 verschlingt Kostenschätzungen zufolge Millionen. Die Stadt möchte es deshalb verkaufen. Seit einem Jahr steht es größtenteils leer. Foto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Der Umzug der Seniorenwerkstatt vom bisherigen Standort, Am Schillerplatz 3, in das leer stehende Gebäude Wassergasse 2 zieht sich in die Länge. Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung vor einem Jahr angekündigt, der Umzug solle im Frühjahr 2018 erfolgen. Aber bis zum heutigen Tag wurde im künftigen Domizil noch nichts auf Vordermann gebracht. Erster Bürgermeister Siegfried Janocha begründet dies mit der Schwierigkeit, derzeit Handwerker zu finden. Er deutet an: „Das Projekt dauert noch ein bisschen.“ In dem Gebäude Wassergasse 2 soll neben der Seniorenwerkstatt auch ein Computerraum eingerichtet werden. Zudem wollen die Senioren ihre Erzeugnisse in den Schaufenstern ausstellen. Dazu sind einige Arbeiten vonnöten. Nicht nur Sanierungen wie etwa Malerarbeiten, sondern zum Beispiel auch Elektroarbeiten und der Einbau einer Absauanlage für die Bearbeitungsmaschinen der Senioren.
Lebenshilfe, VdK und SPD
sind schon lange ausgezogen
Im Gebäude Am Schillerplatz 3 sind derweil die meisten Mieter bereits ausgezogen. Werner Bachert vom Mieterbund fasst die aktuelle Situation so zusammen: „Wir sind zusammen mit der Seniorenwerkstatt im Keller und dem Büro des Waldkindergartens, das ist nur ein Zimmer, die Letzten, die noch in dem Gebäude verblieben sind.“ Ausgezogen – zum Teil schon seit über einem Jahr – sind bereits die Lebenshilfe Rems-Murr sowie der Orts- und Kreisverband des VdK sowie der SPD-Ortsverein und die Bürgerbüros der Abgeordneten Christian Lange und Gernot Gruber. Die Sozialdemokraten beispielsweise haben nach der Bundestagswahl Ende September 2017 das Mietverhältnis beendet. Bachert formuliert es drastisch: „Das Haus steht zu sechs Siebtel leer.“ Gleichzeitig räumt er ein, keinen großen Ehrgeiz bei der Suche zu entwickeln, da auch vonseiten der Stadt keine Eile signalisiert werde. Bachert: „Wir hätten schon neue Räume beziehungsweise es ist uns schon etwas zugesagt, aber wir warten einmal ab, wie es weitergeht.“ Janocha bestätigt, dass der Mietvertrag nochmals bis Ende Oktober verlängert worden ist.
Die Stadt selbst hat kein Interesse, das marode Haus zu sanieren
An der Entscheidung, das Gebäude am Schillerplatz zu verkaufen, hat sich nichts geändert. Es ist äußerlich und im Innern in einem schlechten Zustand. So muss etwa das Dach erneuert werden. Janocha: „Es geht unter anderem um den Innenausbau und den Brandschutz. Da muss man einiges an Geld in die Hand nehmen. Die Kostenschätzungen gehen in die Millionen.“ Die Stadt selbst habe kein Interesse an dem Objekt, auch wenn früher einmal Teile des Sozialamts darin untergebracht waren. „Wir brauchen es nicht.“ Janocha verweist darauf, dass die Stadt etliche andere Vorhaben vor der Brust habe und listet auf: Karl-Euerle-Halle, Bahnhofsumbau, Schulsanierungsprogramm, Hochwasserschutz. Zudem habe die Stadt nicht die Möglichkeiten von Sonderabschreibungsprogrammen, wie sie privaten Investoren zur Verfügung stehen. Schließlich müsse das Gebäude denkmalgerecht saniert werden.
Es hakt allerorten Von Matthias Nothstein Fast kein Vorhaben läuft derzeit so wie geplant. Was für zwölf Monate terminiert ist, dauert mal locker zwei Jahre – was eigentlich im Frühjahr fertig sein soll, ist an Weihnachten noch längst nicht gebaut. Und dabei ist nicht die Rede vom legendären Berliner Hauptstadtflughafen, auch vor Ort lassen die wenig greifbare Langzeitbaustelle B14 oder selbst allerkleinste Projekte wie eine neue Blitzersäule grüßen. Im vorliegenden Fall ist es jedoch doppelt ärgerlich, weil mit den Objekten Am Schillerplatz 3 und Wassergasse 2 insgesamt sogar zwei Gebäude nahezu leer stehen, und das zum Teil seit Jahren und bei der allseits beklagten Wohnungsnot. Und so vage, wie die weiteren Schritte beschrieben werden, ist ein wirkliches Ende der Hängepartie nicht absehbar. Aber je mehr sich der Verkauf des Gebäudes in die Länge zieht, umso länger muss die Stadt auf die Einnahmen durch den Verkauf verzichten. Einnahmen, die ihr angesichts vieler anderer Projekte gut tun würden. Zudem hätte sie mit dem Verkauf einen Klotz vom Bein, die Verwaltung könnte sich wieder anderen Aufgaben widmen. Hakt es wirklich nur an den restlos ausgelasteten Handwerkern und den überlasteten Planern? Oder fehlt manchmal auch der Wille? Seltsam ist zumindest, dass andere Projekte wie geschmiert laufen. So wurde die Aspacher Brücke beispielsweise fristgerecht für den Verkehr freigegeben. Ein paar Tage jedenfalls so rund ums Straßenfest. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. m.nothstein@bkz.de Kommentar