US-Notenbank senkt wegen Coronavirus überraschend Leitzins

dpa Washington. Die Hoffnung auf ein Eingreifen der Notenbanken wegen der Viruskrise erfüllt sich rascher als gedacht. Die Fed will mit dem unerwarteten Zinsschritt die sich abzeichnenden wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie abfedern. Die Märkte reagieren zunächst heftig.

Die US-Notenbank senkt wegen des Coronavirus überraschend den Leitzins. Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa

Die US-Notenbank senkt wegen des Coronavirus überraschend den Leitzins. Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa

Die US-Notenbank hat wegen der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Auswirkungen des neuen Coronavirus ihren Leitzins überraschend um einen halben Prozentpunkt gesenkt.

Der Leitzins liege nun im Korridor von 1 bis 1,25 Prozent, erklärte die Notenbank Federal Reserve (Fed) am Dienstag. Es handelt sich um die erste Notfall-Zinssenkung der Fed seit der weltweiten Finanzkrise.

Die Aktienmärkte reagierten nach der Fed-Ankündigung teils heftig. Der New Yorker Aktienmarkt legte eine schwankungsreiche erste Handelsstunde hin. Der deutsche Leitindex Dax erhielt am Nachmittag vor Handelsschluss noch einmal neue Aufwärtsimpulse. Nach der rasanten Talfahrt der vergangenen Woche erholte er sich zeitweise wieder. Auch der Leitindex der Eurozone zog spürbar an.

Zuvor hatten die Finanzminister und Notenbankchefs der führenden westlichen Industriestaaten (G7) in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt, die Auswirkungen auf Finanzmärkte und Wirtschaft durch das Virus würden genau beobachtet. Man sei bereit, auch fiskalische Maßnahmen - also beispielsweise höhere Staatsausgaben - zu ergreifen, soweit dies notwendig sei.

Nach der überraschenden Zinssenkung durch die Fed forderte US-Präsident Donald Trump weitergehendere Schritte. Die Zentralbank müsse ihre Geldpolitik lockern und den Leitzins noch weiter senken, forderte Trump auf Twitter. Die Zinsen in den USA seien immer noch höher als jene in Ländern, mit denen die US-Wirtschaft in Konkurrenz stehe, klagte Trump: „Nicht fair für die USA.“

Die Notenbank werde die Situation und deren wirtschaftliche Folgen weiter genau beobachten und „ihre Mittel nutzen, um angemessen zu reagieren, um die Wirtschaft zu stützen“, teilte die Fed weiter mit. Die nächste reguläre Sitzung der Notenbank, bei der über die Höhe des Leitzinses entschieden werden sollte, sollte eigentlich erst in zwei Wochen stattfinden. US-Präsident Donald Trump forderte von der Fed weitere Zinssenkungen und mahnte zugleich Schritte auch anderer Wirtschaftsmächte an.

Die Notenbank hatte bereits Ende vergangener Woche erklärt, dass sie die Auswirkungen der Epidemie des neuen Coronavirus aufmerksam verfolge und notfalls zu handeln bereit sei. US-Präsident Donald Trump forderte die - von der Regierung unabhängige - Notenbank wegen der Auswirkungen des Coronavirus wiederholt zu Zinssenkungen auf. Er fürchtet - wohl auch im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl im November - infolge der Epidemie eine Wachstumsdelle.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie belasten bereits die globale Wirtschaftsentwicklung. In den USA sind bislang jedoch erst rund 100 Ansteckungen und sechs Todesfälle gemeldet.

Die Fed hatte ihren Leitzins im vergangenen Jahr drei Mal um je 0,25 Prozentpunkte gesenkt, ihn bei den letzten beiden Sitzungen jedoch in Anbetracht der soliden Wirtschaftsentwicklung und niedrigen Arbeitslosigkeit in den USA unverändert belassen.

Die G7 erklärten, „angesichts der möglichen Auswirkungen von Covid-19 auf das globale Wachstum bekräftigen wir unsere Verpflichtung, alle geeigneten politischen Instrumente einzusetzen, um ein starkes und nachhaltiges Wachstum zu erreichen und gegen Abwärtsrisiken zu sichern“. Zur Gruppe der G7-Staaten gehören die USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Italien.

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Erstellt:
3. März 2020, 16:37 Uhr

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