Geschäftsreise von Ola Källenius
USA buhlen um Mercedes-Benz
Ola Källenius erzählt auf einer Podiumsdiskussion „Unglaubliches“ von seinem Besuch in den Vereinigten Staaten. Die Politik dort biete den Unternehmen viele Anreize.

© Imago/Sven Simon
Ola Källenius hatte diese Woche zwei unterschiedliche Podiumsveranstaltungen – einmal bei Washington D.C. und am nächsten Tag in Stuttgart.
Von Veronika Kanzler
Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Der Eindruck konnte gewonnen werden, während Ola Källenius über seine Geschäftsreise in die Staaten spricht. Der Mercedes-Chef war in dieser Woche zu Gast auf einer Investment-Veranstaltung in der Nähe von Washington D.C. Dort nahm er an einer Podiumsdiskussion teil mit dem Titel „Innovation und Industrie: Der amerikanische Vorteil für Investitionen“.
Nur einen Tag nach diesem Panel ist er bei Südwestmetall in Stuttgart eingeladen. Wieder eine Podiumsdiskussion. Dieses trägt den Titel: „Zeitenwende in der Industriepolitik: Wie muss sich Deutschland aufstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?“ Allein die sehr unterschiedlichen Schwerpunkte der beiden Panels zeigen, in welchem Land die derzeitige wirtschaftliche Lage für Unternehmer wohl rosiger ist.
.@MercedesBenz CEO Ola Källenius on what the US offers:“It's this ability to come up with new ideas and turn that into a million-dollar business … it seems like that magic recipe has always been here. If you're a global company like Mercedes-Benz, you want to be part of that. pic.twitter.com/3avk7ej98m — SelectUSA (@SelectUSA) May 12, 2025
Mercedes-Chef schwärmt von USA
Daraus macht auch Ola Källenius vor den anwesenden Unternehmern, Politikern und Verbandsvertretern keinen Hehl. Es sei „unglaublich“, welche Anreize US-Politiker gäben, um Unternehmen etwa nach Texas zu holen, erzählte er. Der Mercedes-Chef war zu Gast bei Select USA (zu deutsch etwa: entscheide dich für die USA). Das Programm wurde bereits 2007 unter dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush ins Leben gerufen. Es dient als offizielle Anlaufstelle der US-Regierung für alle ausländischen Unternehmen, die den US-Markt erschließen möchten oder weitere Expansionen vor Ort planen. Der Invest Summit von Select USA findet nach eigenen Angaben einmal jährlich in Washington D.C. statt und soll eine Plattform für Unternehmen wie Mercedes, Vertreter von Regierungsbehörden und Wirtschaftsförderer bieten.
US-Politik bietet Mercedes-Chef Källenius verlockende Anreize
So versprach eine Politikerin dem Mercedes-Chef so niedrige Energiepreise „wie es sie hier in Deutschland nie geben wird“. Und das, fügt er hinzu, auf 25 Jahre fix. Genehmigungsverfahren, etwa für den Bau eines Werks, würden innerhalb von Wochen entschieden sein, versicherte die Politikerin nach Aussage von Källenius. In Deutschland braucht es dafür mehrere Jahre.
„Wenn sich unser Finanzchef Harald Wilhelm eine Wunschliste hätte zusammenstellen können“, sagte Källenius über sein Gespräch in den USA, „auf sowas wäre er gar nicht gekommen.“ Was genau diese Wunschliste beinhalten könnte, wollte Mercedes indes nicht kommentieren. Auch um welche Politikerin es sich bei den Gesprächen gehandelt hat, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht sagen. Gemeinsam mit Källenius auf der Bühne in Washington D.C. saß die Republikanerin Kelly Loeffler, die die US-Bundesbehörde für kleine Unternehmen leitet.
Bürokratie, Energiekosten, Regularien: Es sind seit Jahren die gleichen Themen
Bei der Podiumsdiskussion in Stuttgart einen Tag später diskutierte Ola Källenius mit Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) und der Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), Tanja Gönner. Es ging um Themen, die so bereits schon seit Jahren angesprochen werden: Überbordende Bürokratie, hohe Energiepreise und staatliche Eingriffe in den Markt etwa. Eine Liste mit konkreten Maßnahmen, die Abhilfe schaffen könnten, wurde allerdings nicht genannt.
Mercedes gibt keine Auskunft zu einem möglichen neuen Werk
Ob bei derlei amerikanischen Anreizen Mercedes über ein neues Werk nachdenkt, lässt das Unternehmen unbeantwortet. Die allgemeine Antwort lautet: „Unsere Standort- und Investitionsentscheidungen treffen wir auf Basis einer Vielzahl von langfristigen Faktoren, etwa der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte oder der Anwesenheit von Zulieferern, Materialien und Komponenten.“
In Tuscaloosa arbeiten mehr als 6000 Menschen für Mercedes
Mercedes-Benz hat bereits vor 30 Jahren ein Werk in Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama eröffnet. Es war die erste große Fabrik außerhalb Deutschlands. Dort werden seit 1997 Fahrzeuge produziert – hauptsächlich die großen SUV-Modelle GLS und GLE sowie deren Elektro-Varianten. Derzeit beschäftigt der Stuttgarter Autobauer in Tuscaloosa mehr als 6000 Menschen. Källenius verkündete kürzlich, dass ein weiteres Modell dort gebaut werden soll. Seit Anfang dieser Woche ist klar, dass es sich hierbei um den GLC handelt.