Venedig sehen und zahlen

Vielleicht müssen Touristen schon von Mai an ein Tagesticket für drei Euro kaufen

Venedig Wer nach Venedig kommt, staunt nicht schlecht: Nicht nur die romantische Kulisse der Lagunenstadt verschlägt einem den Atem, sondern auch die Masse an Menschen, die sich durch die Gassen schieben. Dabeileben in Venedig nur noch etwas mehr als 50 000 Menschen. 1990 waren es noch 78 000. Dem gegenüber stehen 100 000 Besucher täglich, aufs Jahr gerechnet ist von 30 Millionen Touristen die Rede. So genau weiß das niemand. Auch das ist ein Grund dafür, dass der Bürgermeister nun beschlossen hat, ab Mai Eintritt für seine Stadt zu verlangen.

Der Kommunalrat muss die Pläne noch absegnen, aber im Grunde ist das Ticket für Tagesbesucher beschlossene Sache. Sie zahlen bislang – anders als Besucher, die eine Hotelübernachtung gebucht haben – keine Touristenabgabe, hinterlassen aber Tonnen von Abfall und verstopfen die engen Straßen und Brücken. Allein dieKosten für die Entsorgung des Mülls dieserKurzbesucher beziffert die Stadt mit 30 Millionen Euro.

Es gehe nicht darum, Kasse zu machen, betont Bürgermeister Luigi Brugnaro. „Aber Venedig ist kein Vergnügungspark, sondern eine Stadt, in der gelebt wird und die gepflegt werden muss.“ Man wolle außerdem wissen, wie viele Menschen tatsächlich kommen. Bislang werden nur Übernachtungsgäste gezählt. Die Gebühr soll im Mai mit drei Euro starten, ab 2020 soll sie je nach Besucheraufkommen zwischen drei und zehn Euro betragen, vier Tarifstufen sind vorgesehen.

Ab 2022 wird zusätzlich eine Reservierung vorgeschrieben. Die Ersten, die die Gebühr werden bezahlen müssen, sind die Kreuzfahrttouristen. An den Terminals ist die Kontrolle am einfachsten. Später sollen dann auch Besucher, die mit Booten, Bussen oder dem Zug anreisen, zur Kasse gebeten werden. Die Gebühr soll direkt auf den Fahrpreis aufgeschlagen werden.

Und es gibt eine Reihe von Ausnahmeregelungen etwa für Verwandte oder Amtsgeschäfte. Giovanni Di Giorgio gefällt die Idee, die Besucherzahlen zu kontrollieren. Allerdings steht der 25-jährige Venezianer dem Konzept skeptisch gegenüber: „Ich habe doch große Zweifel daran, was die Strenge und die Effektivität der Kontrollen angeht.“ Ein endgültiges Urteil könne man sich erst nach der Einführung machen.

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Erstellt:
6. Februar 2019, 03:12 Uhr

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