Vermehrt räudige Füchse im Raum Backnang gesichtet

Im Rems-Murr-Kreis werden derzeit mehr Fälle der hochansteckenden Fuchsräude registriert. Vor allem Hundebesitzer sollten auf der Hut sein.

Die aktuelle Zunahme der Räude-Fälle ist vor allem durch die große Anzahl der Tiere zu erklären. Foto:  Ondrejprosicky/Adobe Stock

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Die aktuelle Zunahme der Räude-Fälle ist vor allem durch die große Anzahl der Tiere zu erklären. Foto: Ondrejprosicky/Adobe Stock

Von Kai Wieland

Rems-Murr. Starker Juckreiz, verhornte Haut, offene Wunden – die Fuchsräude ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die für die Tiere tödlich enden kann und auch vor anderen Vierbeinern wie Katzen und Hunden nicht haltmacht. Auch Menschen können sich anstecken, allerdings verläuft die Erkrankung hier im Normalfall harmlos. „Es kann zum Bild der sogenannten Trugräude kommen, die aber in der Regel problemlos abheilt“, erklärt Thomas Pfisterer, Leiter des Veterinäramts im Rems-Murr-Kreis.

Grund zur Vorsicht besteht dennoch, insbesondere für Hundehalter, denn die Krankheit ist hochansteckend und wird derzeit im Rems-Murr-Kreis genauso wie landesweit vermehrt festgestellt. Bereits in der vergangenen Woche meldete die Gemeinde Auenwald zwei Fälle. Ein verendetes Tier wurde zwischen Unterbrüden und Lippoldsweiler aufgefunden, einen weiteren an der Räude erkrankten Fuchs erlegte der Jagdpächter zwischen Hohnweiler und Däfern. Konkret beziffern lasse sich die Zunahme der Fälle allerdings nicht, da für die Fuchsräude keine amtliche Meldepflicht bestehe und insofern keine offizielle Statistik geführt werde, so Pfisterer.

Auch Markus Laiblin, Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Backnang, nimmt das Grassieren der Fuchsräude wahr. „Zum einen finden wir immer wieder bereits verendete Tiere, zum anderen treffen wir auch vermehrt lebende infizierte Füchse an.“ Das sei vor allem in urbanen, eher dicht besiedelten Gebieten der Fall, da diese für Füchse und andere Wildtiere Nahrung bedeuten und daher eine größere Zahl der Tiere anziehen, was die Ausbreitung der Krankheit befeuert.

Ausbreitung ist eine Folge der Überpopulation

Die Fuchsräude ist allerdings keineswegs ein neues Phänomen im Kreis. „Die Krankheit gab es schon immer und wird es voraussichtlich auch immer geben“, sagt Thomas Pfisterer. Die aktuelle Zunahme der Fälle sei vor allem durch die große Anzahl der Tiere zu erklären, denn wo es viele Füchse gebe, verzeichne man eben auch mehr Fuchsräude.

Kreisjägermeister Markus Laiblin sieht die Überpopulation ebenfalls als Hauptursache für die aktuelle Situation: „Wir haben gerade einfach zu viele Füchse, da greift die Natur dann eben selbst ein.“

Eine Impfung ist nicht möglich

Maßnahmen, um die Ausbreitung der Fuchsräude gezielt einzudämmen, gibt es keine. „Eine Impfung wie zum Beispiel gegen Tollwut ist hier nicht möglich“, erklärt Thomas Pfisterer. Die Jäger wiederum haben zwar die Möglichkeit, erkrankte Tiere auch in der von März bis Juli währenden Schonzeit zu erlegen, allerdings müsse man hier sehr sorgfältig abwägen, sagt Markus Laiblin. „Das ist für den Jäger immer eine schwere Entscheidung. Wir schießen natürlich keine Muttertiere, das ist gesetzlich untersagt. Gerade bei Fähen ist daher Vorsicht geboten.“ Handelt es sich etwa um ein älteres Tier, bei welchem Nachwuchs unwahrscheinlich ist, könne über einen Abschuss nachgedacht werden, wenn eine Infektion mit der Fuchsräude vorliege. „Allerdings besteht auch immer eine gewisse Verwechslungsgefahr, weil Muttertiere während der Jungtieraufzucht beim ständigen Betreten und Verlassen des Baus teilweise ihr Fell abwetzen. Dieser Zustand kann manchmal der Räude ähneln. Im Zweifelsfall lässt man dann den Zeigefinger lieber gerade“, erklärt der Jäger.

Für Hundehalter besteht der beste Schutz vor der Räude im Anleinen des eigenen Tiers. Laut Thomas Pfisterer kommt es in der Regel vor allem beim intensiven Kontakt mit einem erkrankten Fuchs zur Übertragung – ein Risiko, das hauptsächlich Jagdhunde, aber auch streunende Katzen betreffe. Der Hausarzt könne infizierte Haustiere aber erfolgreich behandeln, was bei Füchsen nicht möglich sei.

Tote Wildtiere keinesfalls ohne Handschuhe anfassen

Markus Laiblin wirbt dennoch dafür, Hunde an der Leine zu führen. „Während der Setz- und Brutzeit sollte man das ohnehin machen, und in einem Gebiet, in dem Staupe und Räude auftreten, sowieso.“

Passanten, die auf einen verendeten Fuchs stoßen, sollten wie bei allen toten Wildtieren äußerst vorsichtig sein und diesen am besten gar nicht, keinesfalls aber ohne Handschuhe anfassen. „Kranke, verletzte oder tot aufgefundene Wildtiere sollten dem zuständigen Jagdpächter gemeldet werden. Die Gefahr einer Ansteckung des Menschen schätzen wir als gering ein, wenn die Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden“, sagt Gerd Holzwarth, Verbraucherschutzdezernent im Rems-Murr-Kreis. Den zuständigen Jagdpächter findet man über die jeweilige Gemeindeverwaltung.

Fuchsräude

Ursache Als Räude werden verschiedene Krankheitsbilder der Haut bezeichnet, die von Räudemilben verursacht werden und einen starken Juckreiz auslösen. Im Falle des Fuchses handelt es sich dabei vor allem um die Grabmilbe Sarcoptes scabiei, welche Bohrgänge in die Haut der betroffenen Tiere gräbt, um ihre Eier abzulegen. Eier, Speichel und Kot der Milbe ruft bei den erkrankten Füchsen eine allergische Reaktion hervor.

Übertragung Meist wird die Räude von Tier zu Tier übertragen, vor allem während der Paarungszeit. Je größer die Fuchspopulation in einem Gebiet ist, desto besser kann sich die Krankheit ausbreiten. Auch eine indirekte Übertragung ist möglich, etwa in einem verlassenen Bau, der von einem erkrankten Fuchs besucht wurde. Die Milben können bei hoher Feuchtigkeit und niedrigen Temperaturen auch ohne Wirt wochenlang überleben.

Verlauf Haben die Milben ihre Bohrgänge angelegt, reagiert der Körper des Tiers darauf mit Verhornung der Haut. Die Milben versuchen diese Hornschichten durch ihren Speichel wieder aufzulösen. Gelingt ihnen dies nicht, werden sie eingeschlossen und der Körper kann heilen. Auch nach Abklingen der Symptome bleiben die Tiere allerdings lebenslang Träger des Erregers. Geschwächte Tiere verenden oft an der Räude.

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Erstellt:
9. März 2023, 11:30 Uhr

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