Viel Interesse an Noppers Nachfolge

Die Suche der verschiedenen Gemeinderatsfraktionen nach möglichen Kandidaten für das Amt des Backnanger Oberbürgermeisters läuft nicht erst seit Frank Noppers Wahlsieg in Stuttgart auf Hochtouren. Aber noch kommt kein Kandidat aus der Deckung.

Das Stuttgarter Rathaus ist Frank Noppers neuer Arbeitsplatz. Wer ihn in Backnang beerben wird, entscheidet sich im März.Foto: L. Piechowski

© LICHTGUT/Leif Piechowski

Das Stuttgarter Rathaus ist Frank Noppers neuer Arbeitsplatz. Wer ihn in Backnang beerben wird, entscheidet sich im März.Foto: L. Piechowski

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die Stuttgarter wissen seit Sonntagabend, wer ihr neues Stadtoberhaupt wird, nämlich Frank Nopper aus Backnang. Damit haben sie Backnang genau dieses voraus. In der Murr-Metropole gibt es spätestens seit der ersten Hochrechnung eine freie Stelle und die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für OB Frank Nopper läuft auf Hochtouren.

Unabhängig davon, wer dies am Ende wird, muss sich der Backnanger Hauptamtsleiter Timo Mäule jetzt schon mit der Nachfolge beschäftigen, die aufgrund von Corona unter besonderen Vorzeichen steht. Zum Beispiel ist die Art und Weise einer möglichen Kandidatenvorstellung noch völlig unklar. Vor dem Hintergrund der Coronaeinschränkungen entfleucht Mäule dazu nur ein herzhaftes „Oje“. Eventuell wird die offizielle städtische Vorstellung der Kandidaten mit der Veranstaltung der Zeitung gekoppelt, eventuell ins Internet verlagert, „wir müssen erst einmal abwarten, entscheiden wird dies ohnehin der Gemeinderat“. Auf jeden Fall muss die Vorstellung coronakonform sein. Welches Format letztendlich gewählt wird, ist also noch völlig offen. Nur eines ist laut Mäule klar: „Nichts zu machen geht gar nicht. Wir wollen ja den Wählern eine neutrale Plattform bieten, auf der sich die Kandidaten vorstellen können und bei der auch die Bürger ihre Fragen stellen können. Das gehört in einer Demokratie dazu. Die Frage ist nur: Wie machen wir es?“

Timo Mäule: „Ich gehe schon jetzt von mehr als fünf Bewerbern aus.“

Sobald die Ausschreibung erfolgt ist, können die Bewerbungen eingereicht werden, und das bis zum 18. Februar. Für Mäule ist dies ausreichend Zeit, da mögliche Kandidaten schon seit März wussten, dass Nopper seinen Hut in Stuttgart in den Ring wirft und die Backnanger Stelle möglicherweise frei werden könnte. Potenzielle Kandidaten haben sich laut Mäule auch schon das Jahr über informiert. Er weist jedoch auch darauf hin, dass sich mögliche Kandidaten eher zuerst bei den Fraktionsvorsitzenden informieren und vorstellen. Er erklärte gestern: „Ich gehe von mehr als fünf Bewerbern aus.“

Willy Härtner (Grüne) sagt, seine Fraktion habe bereits verschiedene Gespräche geführt und zwei konkrete Kandidaten im Auge. Die jedoch wollen derzeit noch nicht genannt werden. Bis zum Wahlabend lautete das Motto, die Füße still zu halten. Aber noch am Sonntagabend telefonierte Härtner mit einem Kandidaten. Das Gespräch sei sehr vielversprechend gewesen, aber der Kandidat habe sich noch Bedenkzeit erbeten.

Eine Motivation sei, das Problem von Stuttgart zu umschiffen, sich also wenn möglich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. Wobei er unter gemeinsam alle Richtungen versteht. Wenn es keinen Grünen Topkandidaten gibt, dann könnte sich Härtner auch jemand vorstellen, mit dem man am ehesten die grünen Themen wie Energie- und Verkehrswende, CO2-Neutralität oder Umweltschutz durchgesetzt bekommt. Allerdings lautet eine Forderung: „Derjenige müsste sich in irgendeiner Weise in dieser Richtung schon profiliert haben.“

Auch Heinz Franke räumt ein, „es kursieren informell einige Namen, das ist keine Frage, aber es gab noch keine offiziellen Gespräche“. Die Vertreter der SPD-Fraktion und des -Ortsvereins werden jetzt, nachdem die Wahl entschieden ist, zeitnah zusammensitzen und überlegen, wen man anspricht. Es geht laut Franke dabei auch darum, Möglichkeiten und Chancen abzuklären. Wollen die Genossen mit einem Parteikandidaten ins Rennen gehen? Oder findet sich ein Konsenskandidat, also jemand, der nicht mit einem Parteibuch daherkommt. Franke: „Da ist noch alles völlig offen.“

Die Suche nach einem Kandidaten ist laut CDU-Staatssekretär Wilfried Klenk in der Tat erst einmal Sache der Fraktion und des Stadtverbandes. Trotzdem hätten sich bei ihm gestern und schon seit geraumer Zeit einige Kandidaten gemeldet und ihre Fühler ausgestreckt, „wie ich deren Situation einschätzen würde“. Darunter seien Interessenten aus dem Lager der Bürgermeister gewesen, aber auch Leute aus der Landesverwaltung, konkret aus den Ministerien. Dabei hätten nicht alle Interessenten das CDU-Parteibuch.

CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert weist ebenfalls darauf hin, dass man Noppers Erfolg hat kommen sehen. Deshalb bestätigt auch sie: „Wir haben Interessenten, aber noch keine endgültige Festlegung. Eine Findungskommission arbeitet schon seit geraumer Zeit an dem Thema und nimmt noch weitere Bewerbungen entgegen. Ich rechne damit, dass sich noch einige aus der Deckung wagen werden, man konnte ja trotz allem nicht sicher sein, wie die Wahl ausgeht.“ Gleichzeitig macht die CDU-Chefin auch klar: „Wir haben gewisse Ansprüche. Es muss eine Person mit Format sein, die auch Backnang-tauglich ist.“ Sie verweist ebenso darauf, dass Backnang sehr attraktiv ist. „Wie das Beispiel Nopper zeigt, kann man dieses Amt auch als Sprungbrett sehen für höhere Aufgaben. Insofern erwarte ich es schon, dass wir zu den bekannten Namen noch zusätzliche Bewerbungen bekommen.“ Die Persönlichkeit des Kandidaten müsse laut Ulfert auch überzeugen, „zumal der vor uns liegende Wahlkampf mit Sicherheit schwierig wird“.

Das Bürgerforum um Charlotte Klinghoffer bestätigt ebenfalls, „wir sind mit einem Kandidaten in harten Verhandlungen“. Und sie erklärt weiter, eben habe sich noch ein zweiter Kandidat aufgetan, mit dem sie heute Gespräche führen wird.

Ein Name, der in verschiedenen Kreisen häufig genannt wird als Nachfolger von Nopper, ist der des Welzheimer Bürgermeisters Thomas Bernlöhr. Direkt angesprochen darauf sagt der ehemalige Backnanger Wirtschaftsförderer, der in dieser Funktion bis 2010 mit Nopper als Chef zusammenarbeitete: „Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich sehe keinen Grund, der mich aus Welzheim wegtreibt.“ Dass er als ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung ein Insider des Rathauses und der Stadt ist, streitet Bernlöhr nicht ab. Aber er relativiert auch: „Das ist schon zehn Jahre her.“ Bernlöhr ist parteiungebunden und für die Fraktion der Freien Wähler im Regionalparlament. Dort im selben Ausschuss wie Nopper, im Planungsausschuss.

Armin Mößner, der Murrhardter Bürgermeister und Chef der CDU-Kreistagsfraktion, erklärte gestern, man werde die Fühler in alle Richtungen ausstrecken müssen. Ganz direkt darauf angesprochen, dass auch sein Name bereits genannt wurde, weist er lächelnd zurück: „Davon weiß ich nichts.“ Andererseits fügt er an: „Ausschließen tut man im Leben nichts. Und dass die CDU einen CDU-OB in Backnang haben möchte, ist auch klar.“

Oberbürgermeisterwahl am 14. und, falls nötig, am 28. März 2021

Der Backnanger Gemeinderat entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag, 3. Dezember, im Backnanger Bürgerhaus, wie es mit der Ausschreibung der Stelle des Oberbürgermeisters von Backnang weitergeht. Beginn der Sitzung ist um 17 Uhr.

Die Beschlussvorlage der Verwaltung sieht vor, dass der erste Wahlgang am Sonntag, 14. März 2021, stattfindet.

An diesem Tag finden auch die Landtagswahlen von Baden-Württemberg statt, weshalb die Kommune mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Die Wahlhelfer und die Wahlbüros müssten nur einmal bemüht werden, zudem könnte die Wahlbeteiligung höher ausfallen.

Sollte es in Backnang im ersten Urnengang keine Entscheidung geben, so können die Wähler zwei Wochen später, am 28. März, erneut ihre Stimme abgeben. Im Gegensatz zum ersten Durchgang, bei dem ein Bewerber die absolute Mehrheit (mehr als 50 Prozent) benötigt, reicht im zweiten Wahlgang die einfache Mehrheit.

Die Ausschreibung der Stelle des Oberbürgermeisters von Backnang erscheint am 11. Dezember im Staatsanzeiger von Baden-Württemberg sowie am Tag danach in der Backnanger Kreiszeitung, in den Stuttgarter Nachrichten und in der Stuttgarter Zeitung.

Bewerbungen sind bis spätestens 18. Februar 2021 einzureichen. Weitere Bewerbungen im Falle einer Neuwahl sind bis spätestens 17. März, 18 Uhr einzureichen.

Unterdessen grübelt Hauptamtsleiter Timo Mäule, wie die Verabschiedung von Frank Nopper aussehen könnte. „Wir werden uns daran orientieren, wie Stuttgart dies im Falle von Fritz Kuhn macht. Klar ist: Die Coronaverordnung gibt den Takt vor.“ Nopper müsse selbst entscheiden, was er unter diesen Bedingungen will und was nicht. Derzeit wäre die Teilnehmerzahl drastisch beschränkt, die Besucher müssten Abstand halten, es dürfte nichts zu essen und trinken geben. Zudem wisse Nopper noch nicht definitiv, bis wann er sein Amt antreten kann. So könnte es immer noch passieren, dass sich der Amtsantritt wegen Einsprüchen verzögert.

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Erstellt:
1. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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