Visionäre Ideen für das Friedhofskonzept

In Oppenweiler soll ein Konzept für weitere Sanierungsabschnitte auf dem Friedhof erstellt werden. Nicht alle Ideen treffen auf Zustimmung.

Kleinere Grabanlagen, neue Grabformen: Das wurde im ersten Sanierungsschritt auf dem Friedhof Oppenweiler schon umgesetzt. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Kleinere Grabanlagen, neue Grabformen: Das wurde im ersten Sanierungsschritt auf dem Friedhof Oppenweiler schon umgesetzt. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Der erste Abschnitt des Friedhofs in Oppenweiler wurde im Frühjahr 2020 fertig saniert. Bei dem Großprojekt für rund 700000 Euro entstanden neue Grabformen, Grünflächen für Urnengräber, ein zentraler Ort mit Gedenktafel für die Soldatengräber und verschiedene Sitzgelegenheiten. Die Friedhofssanierung stand nun, keine zwei Jahre später, erneut auf dem Programm des Gemeinderats. Denn auch die restlichen Bereiche des Friedhofs sollen noch zukunftsfähig gestaltet werden. Auch wenn es hier aktuell keinen Zeitdruck gibt, hat sich der Gemeinderat mit dem erweiterten Konzept beschäftigt, welches der Landschaftsarchitekt und Friedhofsplaner Thomas Struchholz, der schon den ersten Abschnitt geplant hatte, vorgestellt hat. Dass sich die Gemeinde schon länger in einem Rahmenplan für eine Quartiersbildung und Zoneneinteilung entschieden hat, sei ein wichtiger erster Schritt gewesen. „Jetzt müssen wir sehen, wo und was wir als Nächstes machen“, sagt Struchholz.

Der Friedhof soll in Zukunft barrierefrei werden

Außerdem gibt der Planer zu bedenken, dass sich die Bestattungsformen auch in der Zukunft weiter verändern werden. „Neue Trends werden kommen“, sagt er. Durch die Veränderung der Trauerkultur werde es eine größere Nachfrage nach alternativen Grabformen geben. Und schon jetzt wird das auch in Oppenweiler deutlich. Es gibt weniger Bestattungen in den üblichen Erdbestattungsanlagen, vermehrt wird die Urnenbestattung nachgefragt. „Wir haben zwar noch viele Bestattungsmöglichkeiten, aber es zeigt sich, dass das Rondell sehr beliebt ist“, sagt Bürgermeister Bernhard Bühler. Bereits die Hälfte der Plätze sei dort schon belegt.

Besonders wichtig ist der Gemeinde bei der Planung die Barrierefreiheit, hierbei wird die Wegeplanung entscheidend. Denn sie muss so an die Topografie angepasst werden, dass keine Stufen mehr nötig sind und die Steigung nicht zu steil für Rollatoren oder Rollstühle wird. Statt der bisherigen rechteckig angelegten Wege schlägt der Planer deshalb Schlangenlinien vor. „Die Wege können so konzipiert werden, dass die Treppen wegfallen“, meint Struchholz. Das sei auch deshalb von Vorteil, weil die Treppenstufen – im Gegensatz zu viel genutzten Wegen – sehr teuer in der Sanierung und Erhaltung seien. „Für Wege ist die beste Pflege, wenn sie viel begangen werden. Dafür muss es entlang der Wege aber auch etwas geben, warum man entlangläuft“, sagt der Landschaftsarchitekt. Und einige Ideen dafür hat Struchholz auch gleich mitgebracht. Gerade im Bereich Barrierefreiheit könne man noch mehr tun, als nur die Wege gut für Rollstühle und Rollatoren befahrbar zu machen. Vielmehr könne man behindertengerechte Gräber einrichten. Dabei handelt es sich um baulich erhobene Bestattungsbereiche, mit einem Vorsprung, sodass auch ein Rollstuhlfahrer direkt an das Grab fahren kann.

Auch wollte der Planer einige Impulse mitgeben, wie die Friedhofsgestaltung aussehen könnte. Er spricht von Meditation, Kunstinstallationen entlang der Wege, Kräutergarten, Stelen mit Trauersprüchen, Blumenwiesen und Vogeltränken. Sogar ein kleines Labyrinth oder eine Bücherbox mit Lesematerial zu Trauer und Meditation inklusive Sitzmöglichkeiten könnte er sich vorstellen. Als er dann allerdings von einem Spielplatz auf dem Friedhofsgelände spricht – „da kann die Oma während der Grabpflege mal den Enkel mitnehmen“ –, sieht der ein oder andere Gemeinderat doch etwas schockiert aus. „Manche visionären Ideen müssen erst noch etwas reifen“, meint Erhard Friz von der freien Wählervereinigung (FWV). Aber alle sind sich einig, dass die bisherige Umgestaltung sehr gut ankommt und man gestalterisch in Etappen so auch weitermachen möchte, fügt er hinzu.

Dafür müsse die Verwaltung nun zuerst aufzeigen, welche Bereiche im Friedhof als Nächstes angegangen werden können, sprich: wo Gräber aufgelöst werden. „Wir müssen uns überlegen, wo wir dann auch keine neuen Gräber mehr zulassen wollen“, sagt Bühler. Das sei ein sensibles Thema, nicht bei allen Bürgern werde man auf Verständnis stoßen, kündigt er schon an. Aber es sei nötig, gewisse Areale nicht mehr zu belegen, damit dort als Nächstes umgestaltet werden kann, ohne die gesetzliche Ruhezeit zu stören. Die Verwaltung will nun Vorschläge machen, welche Bereiche sich dafür anbieten. Erst dann könne man sich konkreter mit der Wegekonzeption und dann mit der tatsächlichen Gestaltung beschäftigen, meint auch Tim Jupe von der freien Gemeindeliste.

Für die Frage, welche Ideen des Landschaftsarchitekten umsetzbar sind, scheinen die meisten Gemeinderäte ohnehin noch Bedenkzeit zu brauchen, so meint Gudrun Rauh (FGL): „Was die Gestaltung angeht, brauche ich auch erst noch Zeit.“ Die Zeit können sich die Räte auch noch lassen, schließlich geht es um ein Konzept für die nächsten Jahrzehnte, meint auch Harald Pfitzenmaier: „Das ist alles noch Zukunftsmusik, aber wer weiß, wohin sich das Bestattungswesen entwickelt.“

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Erstellt:
15. Oktober 2021, 16:00 Uhr

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