Vollsperrung in Kirchberg: Freude über Sanierung und ein wenig Kritik

Die Ortsdurchfahrt in Kirchberg an der Murr wird in drei Bauabschnitten saniert. Derzeit gibt es eine Vollsperrung zwischen der Bahnhofstraßenkreuzung und dem Rathaus. Wir sprachen mit Unternehmern über Auswirkungen auf ihre Geschäfte.

Die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Kirchberg, der Kreisstraße1834, erfolgt überwiegend in der Ferienzeit.Foto: Jörg Fiedler

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Die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Kirchberg, der Kreisstraße1834, erfolgt überwiegend in der Ferienzeit.Foto: Jörg Fiedler

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Schon den ganzen August über ist die Ortsdurchfahrt in Kirchberg an der Murr gesperrt. Die Sanierung der Kreisstraße1834 erfolgt in mehreren Bauabschnitten. Der erste erstreckt sich von der Kreuzung Bahnhofstraße bis zum Rathaus. Die Sanierungsarbeiten auf der gesamten rund zwei Kilometer langen Strecke werden sich voraussichtlich noch bis Ende September hinziehen.

Wie kommen die Firmen, die ihren Sitz an der Ortsdurchfahrt haben, damit klar? Peter Himken, dessen Apotheke Kirchberg sich am Kirchplatz befindet, sieht die Sache entspannt. „Ich gehe davon aus, dass ein paar Kunden weniger kommen. Aber es ist im erträglichen Bereich. Es ist kein großes Drama“, findet er. Ihm ist auch wichtig zu sagen, dass es „sinnvoll und richtig“ sei, die Straße zu sanieren. „Da nehme ich gerne in Kauf, dass fünf Leute weniger kommen.“

Dem Unternehmer Knapp entfallen jeden Tag dreistellige Einnahmen

Günter Knapp, Inhaber der Landmetzgerei Knapp und der Gaststätte „Zum Ochsen“ an der Hauptstraße, empfindet die Straßensperrung über einen solch langen Zeitraum hinweg als „Katastrophe“. Eine dreistellige Summe an Einnahmen fehle ihm jeden Tag, meint er. Zum Glück fallen seine regulären dreiwöchigen Betriebsferien nun aber nach seinen Worten in die Zeit, in der vor seiner Haustür gearbeitet wird. Und er denkt laut darüber nach, ob wohl Unternehmer Unterstützung bekommen können, wenn eine Baustelle sich negativ auf die Geschäfte auswirkt. „Nach dem Straßengesetz BW gibt es nur einen Anspruch auf Entschädigung, wenn man bei längeren Maßnahmen eine Existenzbedrohung des Betriebs nachweisen kann. Das ist in der Regel nicht der Fall – zumal wir uns immer bemühen, Maßnahmen so zu planen, dass Anlieger möglichst wenig belastet werden“, lässt Landratsamtspressesprecherin Leonie Graf auf Anfrage wissen.

„Wir machen Urlaub vom 15.08.2022 bis 28.08.2022. Ab Dienstag 30.08.2022 wieder geöffnet“ ist auf der Homepage des Biolandhofs Trautwein zu lesen. Zwar liegt dieser nicht direkt an der Sanierungsstrecke, allerdings schrecke eine Vollsperrung zum Teil Kunden von außerhalb ab – vor allem aus Richtung Marbach und Benningen, sagt Robert Trautwein, der den Betrieb vor vielen Jahren auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt und zunächst im Nebenerwerb betrieben hatte. Mittlerweile ist dieser längst ein Vollerwerbsbetrieb und die nächste Generation hat Verantwortung übernommen.

Statt nach Kirchberg seien in den letzten Wochen viele Kunden nach Marbach auf den Markt gekommen, wo der Biolandhof in der Regel mit einem Stand vertreten ist, erzählt der Senior. Manchen Kunden sei die lange Umleitungsstrecke nach Kirchberg aber auch einfach zu viel gewesen, und sie seien ganz weggeblieben.

Schlechte Ausschilderung

Robert Trautwein, der die Notwendigkeit der Straßensanierung ebenfalls nicht infrage stellt, hat aber etwas anderes auf dem Herzen. Die Ausschilderung sei „hundsmiserabel“. Die Verkehrsteilnehmer, die aus unterschiedlichsten Richtungen nach Kirchberg fahren wollten, würden viel zu spät auf die Vollsperrung aufmerksam gemacht. Gerd Adelhelm vom Küchenfachgeschäft Adelhelm geht ebenso vor allem auf die Ausschilderung ein, die verbesserungswürdig sei. „Aus unserer fachlichen Sicht ist die Umleitung ausreichend beschildert“, gibt hingegen Leonie Graf Auskunft.

Eine Weile müssen Anwohner und Bauarbeiter noch miteinander leben. Die Asphaltdeckschicht am ersten Streckenabschnitt wurde laut Graf abgefräst, die zahlreichen Schächte im Straßenbereich wurden angepasst. Dann ging es daran, die Asphaltbinderschicht einzubauen. Als Nächstes wurde Anfang der Woche mit dem Einbau der Asphaltdeckschicht begonnen.

Der innerörtliche Abschnitt am Ortsausgang ist an der Reihe

Die Kreisstraße1834 verläuft von der Kreisgrenze Ludwigsburg bis zur Landesstraße1114 am Ortsausgang Kirchberg an der Murr. Zwischen der Kreisgrenze und dem Ortseingang erfolgte in den Jahren 2020/2021 eine Instandsetzung gemeinsam mit einem Radwegneubau. Nun ist der innerörtliche Abschnitt bis zur L1114 am Ortsausgang von Kirchberg an der Reihe. Dort gab es zahlreiche Schadensbilder wie Aufbrüche, Verdrückungen, Spurrinnen, Wellenbildung und Risse. Ausmagerungen ermöglichten den Zutritt von Wasser in den Oberbau. Die Griffigkeit war stellenweise herabgesetzt. Die Fahrbahnschäden sind auf die starke Belastung der Ortsdurchfahrt durch den hohen Schwerverkehrsanteil in Verbindung mit dem bisher dafür nicht ausreichend dimensionierten Fahrbahnaufbau zurückzuführen.

Bei rund 900.000 Euro lag die Kostenschätzung

Auf die Ausschreibung hin war nur ein Angebot von der Bietergemeinschaft Lukas Gläser und Gustav Epple mit einem Preis in Höhe von rund 1,173 Millionen Euro eingegangen. Die Kostenschätzung des Straßenbauamts für das Projekt lag bei rund 900.000 Euro, die Summe ist im Haushalt eingeplant. Die Überschreitung des Budgets soll im Haushalt des Straßenbauamts durch Minderausgaben an anderer Stelle kompensiert werden.

Der zweite Bauabschnitt geht von der Rielingshäuser Straße bis zur Landesstraße1114 (Burgstaller Straße), der dritte von der Bahnhofstraße/Marbacher Straße Richtung Erdmannhausen. Während der Bauarbeiten ist eine Vollsperrung im jeweiligen Abschnitt notwendig.

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Erstellt:
25. August 2022, 06:00 Uhr

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