Waldwerkeln mit dem Nabu Aspach

Wer mit offenen Augen durch den Wald spaziert, kann viel entdecken. So wird ein Spaziergang auch für Kinder zum Abenteuer. Der Nabu Aspach hat Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zum Waldwerkeln mit in die Natur genommen.

Der Aspacher Nabu-Vorsitzende Jochen Schäufele (links) versucht, den Kindern, die Natur näherzubringen. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Der Aspacher Nabu-Vorsitzende Jochen Schäufele (links) versucht, den Kindern, die Natur näherzubringen. Foto: Tobias Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Aspach. Endlich einmal querfeldein durch den Wald spazieren – für welches Kind ist das nicht reizvoller als auf den offiziellen Wegen durch die Natur zu marschieren? Beim Frühlingswaldwerkeln des Nabu Aspach durften sechs Jungen und zwei Mädchen mit ihren Müttern und einem Vater genau das: Ab durch die Mitte! Allerdings, darauf legt Jochen Schäufele Wert: Man möge doch möglichst ruhig bleiben, um die Tiere nicht zu verschrecken.

Das mit der Ruhe funktioniert sogar ganz gut an diesem Samstagnachmittag. Dass das Wetter nicht so schön ist, die Temperaturen noch nicht so frühlingshaft sind, wie man es gern hätte, was solls. Denn sowohl die begleitenden Erwachsenen als auch die Kinder haben die alte Weisheit beherzigt: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung.

Das Laub raschelt unter den Füßen, als es unter den noch lichten Bäumen in den Wald hineingeht. Schon wartet die erste Aufgabe – eine Minute stillstehen und auf die Umgebungsgeräusche lauschen. Stillzustehen ist dann doch nicht so einfach. Zu verlockend, mit dem Schuh durch das Laub zu streichen. Dennoch kann man einiges hören: Autos von der nahe gelegenen Straße, Kinder auf dem Spielplatz, aber auch drei Vogelarten fallen den Lauschenden auf. Der Nabu-Vorsitzende klärt auf: Der Buchfink, der häufigste Vogel in der Umgebung, sowie der Zilpzalp haben sich vernehmen lassen. Und auch eine Amsel, wie eine fachkundige Mutter einwirft.

Der Waldboden ist ein Lebensraum für sich

Noch ist es zwar ziemlich braun, doch: „Langsam beginnt wieder das Leben im Wald“, weist Schäufele auf die grünen Triebe hin. Und auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich ist, unter und auf dem braunen Laub ist schon so einiges los. Sieht man genauer hin, dann fällt auf, wie sich das Laub zersetzt. Und das tut es nicht von allein, sondern mithilfe zahlreicher kleiner Waldbewohner. „Der Boden ist ein Lebensraum für sich“, erklärt Jochen Schäufele und teilt an die Kinder Becherlupen aus. Ihre Aufgabe: eine Spinne fangen, beobachten und dann wieder freilassen. Mit großer Begeisterung stürzen sich die Kinder auf den Boden und wühlen die Blätter durch. Schnell werden sie fündig. Hat man sie lange genug betrachtet, werden die Tierchen wieder in die Natur entlassen. Nicht nur Spinnen gibt es zu entdecken, auch Ameisen, Zecken, Kellerasseln, Ohrwürmer und Schnecken landen kurzzeitig in den kleinen Plastikbehältern.

Auf dem weiteren Weg durch den Wald macht Schäufele noch auf etwas aufmerksam. An manchen Stellen ist das Laub zur Seite geschoben, der nackte Boden ist zu sehen. Das sind Schlafplätze von Rehen. Auf dem Weg durch den Wald fallen den Kindern noch einige Rehschlafplätze auf. Die hätte man sonst vielleicht gar nicht beachtet.

Nicht nur die Kinder lernen an diesem Nachmittag etwas über die Natur

Den nächsten Halt gibt es bei einer alten Kiefer voller Löcher. Zum Teil fehlt hier schon die Rinde, ein Zeichen, dass der Baum krank ist. Doch für die Waldbewohner ist er wertvoll. Denn wie die Löcher zeigen, wird er von Insekten bewohnt, die wiederum dem Specht als Nahrung dienen. An einer alten Eiche zeigt Jochen Schäufele, wie nah Leben und Sterben im Wald beieinander sind. Zwar ist der alte Baum bereits abgestorben, doch aus seinen Früchten wachsen einige junge Bäumchen hervor. Jetzt, wo noch viel Licht auf den Waldboden fällt, sind die Wachstumsbedingungen für die kleinen Pflanzen gut. Wer wohl eine gekeimte Eichel findet?

Doch nicht nur die Kinder lernen an diesem Nachmittag etwas über die Natur. Bei der Frage „Wie wächst eigentlich ein Baum?“ müssen die Mütter und der Vater doch ziemlich überlegen. Klar ist, dass es in die Breite geht, von der Entstehung der Jahresringe weiß schließlich jeder. Doch wie sieht es mit dem Höhenwachstum aus? Bäume wachsen von der Spitze her, das lernt man hier im Wald.

Wegen der zeitlichen Nähe zu Ostern dürfen die Kinder in einer kleine Pause Osterhäschen suchen. Das ist gar nicht so einfach, die Senke ist übersät mit Buschwindröschen und das Laub bedeckt den Waldboden sehr dicht.

Zum Abschluss des Waldspaziergangs wird getobt

„Es gibt genügend Spielsachen im Wald, da muss man nichts mitnehmen“, weiß Jochen Schäufele. Und es ist selbst an den Wegen einiges zu entdecken. Beispielsweise das Baumtelefon. Klopft man an einem Ende, hört man es auch am anderen. „Mama, halt mal dein Ohr dran“, so ein entzückter Ausruf.

Schließlich wird gebastelt. Aus Zweigen und Schnur gestalten die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern Spinnennetze. Etwas tückisch, es ist gar nicht so leicht, die Stöcke fest miteinander zu verbinden. Doch schließlich haben es alle geschafft. Aus Draht und einem Zapfen wird noch eine Spinne gebastelt, die es sich in ihrem Netz gemütlich macht. Nils hat die Mitte seines Netzes noch mit Moos und Blümchen gestaltet.

Zum Abschluss des zweieinhalbstündigen Waldspaziergangs wird noch getobt. Ein Fangspiel, bei dem man aber zunächst noch überlegen muss, welche Gruppe denn eigentlich mit Fangen oder Weglaufen dran ist, ein ganz besonderer Spaß für die begleitenden Erwachsenen. Mutter Beate Benzler ist sehr zufrieden. „Ein ausgewogenes Programm“, findet sie. „Lernen, basteln und toben.“

Waldwerkeln

Raus in die Natur Raus aus dem Zimmer und rein in die Natur, ihre Schätze den Kindern wieder nahebringen – das ist das Bestreben der „Waldwerkeln“-Aktionen des Nabu Aspach. „Neben einer neuen Verbundenheit zu unserer natürlichen Umwelt erfahren die Kinder eine besondere Förderung ihrer Feinmotorik sowie der sinnlichen Wahrnehmung“, heißt es dazu auf der Homepage. Am Waldwerkeln können Kinder zwischen sieben und zehn Jahren mit ihren Eltern teilnehmen.

Weitere Termine Die nächsten Termine in diesem Jahr sind der 29. Juli, der 22. Oktober und der 16. Dezember. Nähere Informationen gibt es unter www.nabu-aspach.de.

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Erstellt:
13. April 2023, 11:30 Uhr

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