Krankenhauspilz

Was Candidozyma auris so gefährlich macht

Der Pilz-Erreger Candidozyma auris kann vor allem für schon kranke Menschen lebensgefährlich sein. Deutschland gehört zu den fünf EU-Ländern mit den meisten gemeldeten Fällen. Was sagen Experten?

Für gesunde Menschen ist der Pilz in der Regel ungefährlich, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen ist die Gefahr größer: der Hefepilz Candidozyma auris, hier in der Petrischale gezüchtet, breitet sich in Deutschland aus.

© Franziska Pietsch / Universität Würzburg

Für gesunde Menschen ist der Pilz in der Regel ungefährlich, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen ist die Gefahr größer: der Hefepilz Candidozyma auris, hier in der Petrischale gezüchtet, breitet sich in Deutschland aus.

Von Markus Brauer/dpa

Der Pilz und Krankheitserreger Candidozyma auris breitet sich rasch in Deutschland aus.Das geht aus einem Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor. Demnach lag Deutschland bei der Anzahl der gemeldeten Fälle zwischen 2013 und 2023 EU-weit auf Platz fünf. Die meisten Fälle wurden in Spanien gemeldet, danach folgten Griechenland, Italien und Rumänien.

Zwischen Menschen übertragbar

Der Hefepilz ist zwischen Menschen übertragbar und gegen diverse Medikamente immun. Candidozyma auris – früher bekannt als Candida auris – ist ein Hefepilz, der 2009 erstmals in Japan entdeckt wurde. Seitdem hat er sich in mehreren Weltregionen verbreitet, vor allem in Krankenhäusern. Candidozyma auris ist gegen verschiedene Medikamente resistent und kann bei kranken Menschen schwere Infektionen verursachen.

Die Fähigkeit des Pilzes, auf verschiedenen Oberflächen und medizinischen Geräten zu überleben und sich über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch zu übertragen, macht es besonders schwer, die Ausbreitung des Erregers zu kontrollieren, teilt das ECDC in seinem Bericht mit. Durch die Luft, wie etwa das Coronavirus, verbreitet sich der Erreger nicht.

Von Anfang an war der überaus hartnäckige Erreger gegen einige Antimykotika - Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall – und manche Desinfektionsmittel resistent.

Anstieg der Fallzahlen

„Wir gehen aktuell mit hoher Sicherheit davon aus, dass es sich um einen realen Anstieg der Fallzahlen handelt und nicht um eine bessere Erfassung“, erklärt Oliver Kurzai, Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Nach Kurzais Angaben sind neben Blutstrominfektionen („Pilzsepsis“) insbesondere Infektionen von Prothesen und Fremdmaterialien im Körper durch Candida auris bedrohlich und schwer zu behandeln, etwa Infektionen von Gelenkprothesen.

Vor allem für Erkrankte eine Gefahr

Gesunden Menschen setzt der Pilz gewöhnlich nicht zu. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kann er zum Problem werden, vor allem auf Intensivstationen. Der Erreger ist gefährlich, gerade für vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen. „Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet“, schreiben die Forscher.

Anstieg der gemeldeten Fälle in vergangenen Jahren

Die Studie der Gesundheitsbehörde zeigt einen rapiden Anstieg an gemeldeten Fällen des Befalls mit dem Hefepilz innerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums.

Von 2013 bis 2023 wurden in der Region mehr als 4000 Fälle registriert – 1346 davon allein im Jahr 2023. Deutschland meldete in dem untersuchten Zeitraum insgesamt 120 Fälle, mit 77 entfiel mehr als die Hälfte auf das Jahr 2023.

Das ECDC schreibt in seinem Bericht, diese Zahlen seien nur „die Spitze des Eisbergs“, da es in vielen Ländern keine systematische Erfassung des Befalls mit dem Pilz gebe.

Nationale Bemühungen zur Früherkennung, Überwachung und schnellen Umsetzung von Maßnahmen zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung von Candidozyma auris könnten die Auswirkungen auf Krankenhauspatienten in Europa abmildern, heißt es in dem Bericht der EU-Behörde.

Experte: Kein Grund zur Sorge in Deutschland

Laut Oliver Kurzai müssen sich Krankenhauspatienten in Deutschland trotz der steigenden Fallzahlen keine Sorgen machen. Der Pilz sei in Deutschland eine „Rarität“. „Es macht uns Sorgen aus epidemiologischer Sicht, aber für den einzelnen individuellen Patienten ist die Wahrscheinlichkeit, damit in Kontakt zu kommen, niedrig.“

Ein weiterer Anstieg der Fallzahlen in Deutschland müsse als wahrscheinlich angenommen werden, eine generelle Meldepflicht für jeden Labornachweis könnte eine Ausbreitung des Pilzes bremsen. Es rät zudem zu umfassenden Tests auf Candida auris.

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Erstellt:
11. September 2025, 12:02 Uhr
Aktualisiert:
11. September 2025, 12:55 Uhr

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