Thomas Gottschalk hat Krebs

Was ist ein epitheloides Angiosarkom?

Thomas Gottschalk hat  seine schwere Krebs-Erkrankung öffentlich gemacht. Wir erklären, um was für einen Tumor – epitheloides Angiosarkom – es sich handelt, welche Therapien es gibt und wie hoch die Überlebenschancen sind.

Thomas Gottschalk ist nach eigenen Angaben an einer aggressiven und seltenen Krebsform erkrankt.

© Philipp von Ditfurth/dpa

Thomas Gottschalk ist nach eigenen Angaben an einer aggressiven und seltenen Krebsform erkrankt.

Von Markus Brauer

TV-Legende Thomas Gottschalk ist nach eigenen Angaben an Krebs erkrankt. „Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Karten auf den Tisch legen. Ich habe Krebs“, sagte der Moderator in einem gemeinsamen Interview mit seiner Frau Karina, das die „Bild“-Zeitung am Sonntag (30. November) auf ihrer Website veröffentlichte. Der 75-Jährige bekam die Diagnose demnach schon vor vier Monaten und musste zwei Mal operiert werden.

Was wir über die Krebserkrankung von Thomas Gottschalk wissen

„Thomas hatte vor knapp vier Monaten eine schwere, komplizierte Krebsoperation“, erklärte Karina Gottschalk in dem Interview. „Die Diagnose war heftig. Epitheloides Angiosarkom. Ein seltener, bösartiger Tumor, der von den Zellen der Blutgefäße ausgeht. Thomas wurde sofort operiert. Sie mussten sowohl einen Teil der Harnleiter als auch von der Blase wegnehmen.“

Kurz darauf habe sich ihr Mann noch einer zweiten Operation unterziehen müssen, „weil noch viel mehr Gewebe vom Krebs befallen war als vermutet“, berichtet sie.

Gottschalk: „Ich kann nicht mehr auftreten. Ich muss gesund werden“

Als Gottschalk die Klinik nach zwei Wochen verlassen durfte, legte er keine Pause ein und gab auch keine öffentliche Erklärung ab. „Das war rückblickend wohl mein größter Fehler“, betonte Gottschalk. „Aber ich hatte fest zugesagte Engagements und Verträge, die ich erfüllen wollte.“

Gottschalk nimmt nach Angaben seiner Frau bis heute Medikamente. Es handele sich um „starke Schmerzmittel, Opiate“. Thomas Gottschalk ergänzte: „Es hat keinen Sinn. Ich kann nicht mehr auftreten. Ich muss gesund werden.“

Was ist ein epitheloides Angiosarkom?

  • Das Angiosarkom ist ein maligner (bösartiger) Tumor (Geschwulst) des Binde- und Stützgewebes, das von vaskulären (Gefäße) oder lymphatischen (Lymphsystem) Endothelzellen (flache Zellen, welche die innere Oberfläche von Blut- und Lymphgefäßen bilden und eine einschichtige Schicht – Endothel – formen) ausgehend als Hämangiosarkom (bösartiger und aggressiver Tumor, der von den Blutgefäßwänden abstammt) oder Lymphangiosarkom (Tumor, dessen Entstehung an das Vorhandensein eines chronischen Lymphödems gebunden ist) vorkommt. Es metastasiert frühzeitig in die Blutgefäße.
  • Obwohl dieser Tumor am häufigsten in der Haut und im Weichgewebe auftritt, kann er extrem selten auch innere Organe wie die Blase befallen. Die Prognose ist dann tendenziell ungünstiger. Das epitheloide Angiosarkom wird oft bei Männern im höheren Alter festgestellt.
  • Der Begriff Sarkom stammt vom altgriechischen Wort sárkoma; sárx = Fleisch, Weichteile und om = Geschwulst ist eine bösartige Geschwulst. Sarkome sind deutlich seltener als Karzinome (bösartige Tumore, die sich aus dem Epithelgewebe – Gewebe, das die Oberfläche von Haut und Schleimhäuten auskleidet – bildet).

Wo entstehen Sarkome?

Sarkome entstehen im Binde- und Stützgewebe (Knochen, Knorpel und Fettgewebe) sowie im Muskelgewebe. Bevorzugte Erkrankungsstellen sind Haut, Bindegewebe, Mamma (weibliche Brust), Leber und Milz. Unterschieden wird zwischen gefährlichen "High-Grade-Sarkomen" und besser behandelbaren "Low-Grade-Sarkomen". Maßgeblich für die Differenzierung sind vor allem histologische Untersuchungen durch Pathologen im Labor.

Wie ist die Prognose für Thomas Gottschalk?

Die Prognose ist oft ungünstig, die Mortalität (Sterblichkeitsrate) hoch. Bei bestimmten Angiosarkomen liegt die Zwei-Jahres-Sterblichkeit über 90 Prozent. Die Behandlung erfolgt idealerweise in Universitäts- oder Fachkliniken, wo auch wesentlich bessere Erfolge erzielt werden können als im Kreiskrankenhaus - bei manchen Formen des Angiosarkoms mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von mehr als 70 Prozent.

Abhängig ist das unter anderem vom Lebensalter, von der Metastasierung und Größe des Tumors und von der möglichen Behandlung - etwa eine besonders wirksame Kombination aus vollständiger Entfernung des Krebsgewebes ("R0-Resektion"), Bestrahlung und möglicherweise Chemotherapie. Alles muss von erfahrenen Ärzten mit der Belastungsfähigkeit und dem Willen des Patienten abgewogen werden. Auch die Genetik der befallenen Zellen kann eine Rolle spielen. Die Behandlung von Sarkomen gilt als besonders schwierig, weil sie so selten sind und es hunderte von verschiedenen Arten gibt.

Gottschalk in Gottes Hand

Bei Thomas Gottschalk ist nicht bekannt, ob er ein "High-Grade-Sarkom", ein "Low-Grade-Sarkom" oder möglicherweise eine Art Zwischenstufe hat, obwohl er sehr offen mit seiner Erkrankung umgeht. Von der Einstufung hängen seine Überlebenschancen entscheidend ab. Womöglich können selbst erfahrene Onkologen das Risiko nicht genau abschätzen - und er ist nun in Gottes Hand. Man kann ihm nur wünschen, dass er die bestmögliche Behandlung bekommt - etwa an einem Sarkomzentrum, wie es zum Beispiel an der Uniklinik Tübingen existiert. In den USA gibt es ebenfalls sehr gute Fachzentren.

Welche Angiosarkome werden unterschieden?

Bei Angiosarkomen werden primäre und sekundäre Formen unterschieden:

  • Primäre Angiosarkome betreffen vor allem den Kopf und die Brust.
  • Sekundäre Angiosarkome entstehen meist in Körperregionen, die bestrahlt wurden, oder dort, wo ein chronischen Lymphödem vorlag.
  • Diese Art der Sarkome machen rund 1 Prozent aller malignen Erkrankungen beim Menschen aus.
  • Etwas doppelt so viele Männer wie Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einem Angiosarkom.

Epitheloides Angiosarkom: Was sind die Symptome?

Die Symptome hängen vom Ort des Krebses ab:

  • Typische Symptome treten hauptsächlich auf der Haut auf. Es kommt etwa zu Hautverfärbungen, die einem blauen Fleck ähneln.
  • Ebenso ist eine hartnäckige Wunde möglich, die mit der Zeit schlimmer wird.
  • Typisch ist auch eine Region, die bei Berührung oder Erschütterung blutet, oder eine weiche Masse, die sichtbar oder fühlbar ist.
  • Wenn das Angiosarkom über ein bestimmtes Maß hinauswächst, können Schmerzen auftreten.

Wie erfolgt die Diagnose des epitheloiden Angiosarkoms?

  • Der Arzt führt eine Untersuchung des gesamten Körpers durch, um festzustellen, ob Knoten oder Läsionen (äußere Verletzungen) vorhanden sind.
  • Möglich sind auch weitere Tests wie ein MRI oder eine Computertomografie (CT), um die Position und die Größe des Tumors zu bestimmen.
  • Die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe, die zur Analyse an ein Labor geschickt wird, kann die Diagnose unterstützen.

Was sind mögliche Ursachen eines Angiosarkoms?

Die Ursachen von Angiosarkomen sind in vielen Fällen nicht festzustellen. Einige Faktoren können jedoch das Risiko für diese Erkrankung erhöhen:

  • Bestrahlungstherapie: Nach einer Strahlentherapie bei Krebs oder anderen Erkrankungen kann das Risiko eines Angiosarkoms steigen.
  • Schwellungen aufgrund beschädigter Lymphgefässe: Lymphödeme sind Schwellungen, die durch eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit entstehen. Sie entstehen, wenn das Lymphsystem blockiert oder verletzt wird. Wenn Lymphknoten während einer Operation entfernt werden, kann ein Lymphödem entstehen. Dies geschieht häufig bei Krebsoperationen. Auch bei Infektionen oder anderen Erkrankungen können Lymphödeme entstehen.
  • Chemikalien: Mehrere chemische Substanzen, darunter Arsen und Vinylchlorid, können zu einem Leber-Angiosarkom führen.
  • Vererbte Syndrome: Das Risiko für ein Angiosarkom kann bei Menschen mit bestimmten Genmutationen höher sein.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Angiosarkome?

  • Die primäre Behandlung ist häufig eine Operation. Ziel ist es, die gesamte Krebsgeschwulst und umgebendes gesundes Gewebe zu entfernen. Wenn sich der Krebs auf andere Bereiche des Körpers ausgebreitet hat oder zu groß ist, ist dies möglicherweise keine Option.
  • In Fällen, in denen eine Operation nicht infrage kommt, kann der Arzt Röntgenstrahlen und andere starke Strahlen verwenden, um Krebszellen abzutöten oder ihr Wachstum zu verlangsamen. Diese Methode wird häufig eingesetzt, um nach der Operation verbleibende Krebszellen zu entfernen.
  • Bei der Chemotherapie werden Substanzen eingenommen oder in eine Vene gespritzt, um die Krebszellen abzutöten. Sie kann kombiniert werden mit Strahlentherapie.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Immuntherapie. Sie bekämpft Krebs, indem sie das Immunsystem aktiviert. Da Krebszellen Proteine produzieren, die ihnen dabei helfen, sich vor den Zellen des Immunsystems zu verstecken, kann es sein, dass das Immunsystem des Körpers den Krebs nicht bekämpfen kann. Immuntherapie unterstützt diesen Prozess.

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Erstellt:
1. Dezember 2025, 10:50 Uhr
Aktualisiert:
1. Dezember 2025, 11:35 Uhr

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