Was machen eigentlich Lehrer in den Sommerferien?

Die Sommerferien stehen kurz bevor. Doch was machen eigentlich die Backnanger Lehrerinnen und Lehrer in dieser Zeit? Wir haben nachgefragt.

Sieglinde Baumgart, Leiterin der Grundschule Talschule, entspannt nach getaner Gartenarbeit beim Lesen. Foto: privat

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Sieglinde Baumgart, Leiterin der Grundschule Talschule, entspannt nach getaner Gartenarbeit beim Lesen. Foto: privat

Von Anja La Roche und Valentin Schmid

Backnang. Wie hat man sich als Kind gefreut, wenn es endlich in die langersehnten Sommerferien ging! Sechs Wochen frei. Was fangen die Lehrerinnen und Lehrer mit ihrer freien Zeit an? Sie erholen sich vom stressigen Schulalltag – und bereiten das kommende Schuljahr vor.

Sieglinde Baumgart, Grundschulleiterin Talschule Backnang

Für Sieglinde Baumgart sind die Sommerferien wie bei den anderen Lehrern keine arbeitsfreie Zeit. „Wir sind gedanklich schon im nächsten Schuljahr“, erklärt sie. Bei ihr kommen zu den Aufgaben als Klassenlehrerin (Fächer: Sport und Mathe) auch die organisatorischen Aufgaben als Schulleiterin hinzu. „Klassenzimmer ausräumen, umräumen, putzen, was nicht geputzt wird, ausmisten, Namensschilder basteln, Stundenplan für alle Klassen und Lehrer organisieren“, die 49-Jährige zählt einige Dinge auf, die bei ihr anstehen. „Lehrerkonferenzen, Einschulungsfeier, Jahresterminplan, Aktionstage, …“, die Liste für notwendige Vorbereitungen ist lang.

Besonders der Stundenplan nehme einige Tage in Anspruch, so Baumgart. Ob das nicht nervig ist, wenn man gerade seine freie Zeit genießen könnte? „Es ist spannend“, widerspricht die Schulleiterin. Aber auch Sieglinde Baumgart benötigt die Ferien, um sich zu erholen. „Ein Schuljahr ist zehrend“, sagt sie. Als Lehrer sei man ständig am Organisieren und zudem sei die Arbeit mit Menschen zwar „sinnerfüllend aber auch fordernd.“ Um Energie für das nächste Schuljahr zu tanken, freut sich Baumgart schon auf ihr Fahrrad, ihren Garten, ihre Bücher und einfach mal mit Freunden und den beiden Töchtern Zeit zu verbringen.

Oliver Haller, Freie Waldorfschule Backnang

An einer Waldorfschule begleitet ein Lehrer seine Klasse bis zu acht Jahren. Damit alle gut vorbereitet sind, beginnen Oliver Hallers Ferien daher mit einer Woche Fortbildung in Mannheim: Er gibt seine Erfahrungen an andere Lehrer aus der Region weiter, die im nächsten Schuljahr eine vierte Klasse unterrichten werden.

Danach gibt es „ein bisschen Südseezauber“ beim Segeln in Dänemark. Da er für nächstes Jahr eine ähnliche Aktion mit Schülern plane, sei das aber auch Unterrichtsvorbereitung, erklärt der 58-jährige mit einem Augenzwinkern. Es folgt eine weitere, „völlig unspektakuläre“, Woche in einem dänischen Ferienhaus, bevor sich Haller der Unterrichtsvorbereitung widmet.

Im kommenden Schuljahr begleitet er nämlich selbst zum ersten Mal eine siebte Klasse. „Ich muss aber zugeben, es macht Spaß das vorzubereiten“, meint Haller. Es sei „schön, dass als Arbeitszeit zu bezeichnen“, sagt der Lehrer abschließend und nennt unter anderem Erdkunde und die Französische Revolution als Themen, auf die er sich freut. Außerdem bleibe nebenbei erfahrungsgemäß genug Zeit für die ein oder andere Fahrrad- oder Wandertour.

Oliver Haller von der Freien Waldorfschule in Backnang segelt gerne. Foto: privat

Oliver Haller von der Freien Waldorfschule in Backnang segelt gerne. Foto: privat

Alessa Sehorsch, Freie Waldorfschule Backnang

In der ersten Woche muss sie erst mal aufräumen, meint Alessa Sehorsch, „an der Schule, aber auch Zuhause“. Mit der Zeit würden sich nämlich doch unweigerlich die Bücher auf dem Schreibtisch stapeln. Das Aufräumen sei aber auch wichtig für die Reflexion des abgeschlossenen Schuljahrs und erste Zukunftsplanungen.

Um im Anschluss richtig abzuschalten beteiligt sich die 28-Jährige an einem Bauprojekt in Florenz, bei dem es darum geht, ein historisches Gelände zu erhalten. „Praktische Arbeit tut dem Kopf gut“, erklärt sie. So werde man nicht dazu verführt, gleich wieder etwas vorzubereiten. Ein paar Bücher nehme sie aber trotzdem mit, meint die Lehrerin, daran führe kein Weg vorbei.

Nach einer zweiten Woche in Italien, diesmal klassischer Urlaub, widmet sie sich wieder verschiedenen Aufgaben in der Schule. Geburtstagskarten schreiben und das Klassenzimmer vorbereiten zum Beispiel, „damit die Basics angelegt sind.“ Erst danach könne sie den Blick wieder weiten, meint Alessa Sehorsch. Unter anderem darf sie noch eine neue Kollegin begleiten und Vorbereitungen für die Einschulung am letzten Ferientag treffen.

Alessa Seehorsch von der Freien Waldorfschule Backnang beteiligt sich an einem Bauprojekt in Florenz. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Alessa Seehorsch von der Freien Waldorfschule Backnang beteiligt sich an einem Bauprojekt in Florenz. Foto: Alexander Becher

Carmen Krauskopf, Max-Eyth-Realschule Backnang

„Nach dem Schuljahr ist vor dem Schuljahr“, sagt Carmen Krauskopf. Gleich in den ersten beiden Ferienwochen hantiert sie mit den Lehrern, Räumen und Uhrzeiten, um die neuen Stundenpläne zu stecken, wie es im Fachjargon heißt. Das sei eine sehr intensive Arbeit, meint sie, aber trotzdem eine angenehme Zeit, da nur am Vormittag gearbeitet wird.

Es folgt ein zweiwöchiger Trip durch Deutschland, „dann wird kein Computer angemacht“, sagt die Physiklehrerin, da lasse sie „die Schule Schule sein“. Lediglich bei ihrem Halt in Berlin werde sie sich wohl eine Ausnahme von der selbtformulierten Regel gönnen, erklärt Krauskopf. Schließlich steht im nächsten Schuljahr eine Klassenfahrt nach Berlin an, die auch vorbereitet werden will.

Woche fünf und sechs der Sommerferien gehen dann, wenig überraschend, wieder für die Stundenpläne drauf. „Wir klicken ganz ganz oft durch alle Stundenpläne durch“, erklärt Carmen Krauskopf, „sowohl die Klassenpläne als auch die Lehrerpläne“. Und wenn alle Tabellen optimiert sind, stehen leider auch schon die ersten Ausfälle und Vertretungen im Terminkalender.

Carmen Krauskopf von der Max-Eyth-Realschule wird zwei Wochen durch Deutschland reisen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Carmen Krauskopf von der Max-Eyth-Realschule wird zwei Wochen durch Deutschland reisen. Foto: Alexander Becher

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Erstellt:
27. Juli 2022, 11:30 Uhr

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