Bundeswehr
Wehrdienst: So läuft der Einstieg für junge Frauen
Was müssen Frauen wissen, um bei der Bundeswehr zu „arbeiten“ und Soldatin zu werden? Unterschiede zu Männern werden durchaus gemacht.
© epd/Detlef Heese
Dienst an der Waffe ist in der Bundeswehr für Frauen schon länger eine Selbstverständlichkeit.
Von mic/red
Während die Debatte über den Wehrdienst für junge Männer andauert, bleiben junge Frauen davon unberührt und können nicht zum Militärdienst verpflichtet werden. Dennoch haben Frauen die Möglichkeit, sich freiwillig für alle Laufbahnen und Positionen bei der Bundeswehr zu melden.
Im zivilen Bereich der Bundeswehr sind 39 Prozent der Beschäftigten weiblich. Zudem dienen aktuell über 24.000 Soldatinnen in der Bundeswehr, was etwa 13 Prozent der insgesamt mehr als 182.000 militärischen Mitglieder ausmacht.
Frauen bei der Bundeswehr
- Freiwilliger Wehrdienst (FWD): Man verpflichtet sich für einen begrenzten Zeitraum (7 bis 23 Monate) und lernt den Soldatenberuf kennen.
- Soldatin auf Zeit / Zeitsoldatin (SaZ): Wer sich länger verpflichten möchte oder eine militärische Laufbahn anstrebt, kann sich für eine längerfristige Verpflichtung entscheiden.
- Berufssoldatin: Je nach Qualifikation (etwa Schulabschluss) und Interesse (zum Beispiel Führungsambition) sind verschiedene Laufbahnen möglich.
Soldatinnenlaufbahn nach Qualifikation
- „Mannschaftslaufbahn“ (obwohl das Wort nicht so recht passen will): Dafür ist ein Hauptschulabschluss erforderlich, ein Einstieg mit kürzerer Verpflichtungszeit ist möglich.
- Feldwebellaufbahn: Man braucht die Mittlere Reife oder einen Hauptschulabschluss mit Berufsausbildung. Feldwebel übernehmen Führungs- und Fachaufgaben.
- Offizierslaufbahn: Voraussetzung ist das Abitur oder eine Fachhochschulreife, ein Studium verschiedener Fachrichtungen an den Bundeswehruniversitäten in München oder Hamburg ist bei langfristiger Verpflichtung vorgesehen.
In allen Laufbahnen gibt es Berufsqualifizierungsmaßnahmen. Früher galt die Offizierslaufbahn als gute Möglichkeit, um kostenlos eine akademische Ausbildung zu absolvieren.
Andere sportliche Anforderungen für Frauen
„Von Schießleistungen und Märschen bis hin zum Führungsverhalten – die Anforderungen, die Soldatinnen erfüllen müssen, sind identisch mit denen der Soldaten“, so steht es auf der offiziellen Webseite. Nur bei der Bewertung sportlicher Leistungen macht die Bundeswehr Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
Insgesamt existieren über 1.000 verschiedene Berufsbilder in militärischen und zivilen Bereichen. Frauen dienen gleichberechtigt, sei es als Boots- oder Panzerkommandantin, als Ärztin oder IT-Spezialistin, sowohl im Inland als auch bei Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen der Bundeswehr im Ausland.
Infos zum Frauenwehrdienst
Auf der Website der Bundeswehr findet man Informationen etwa zu verschiedenen Laufbahnen, Verwendungen, Standorten und Dienstzeiten und kann auch interaktiv checken, was vielleicht infrage kommt - je nach Interessen. Dort gibt es auch einen extra Elternbereich.
Nächster Schritt: Ein Termin für ein Beratungsgespräch in einer der 99 Beratungsstellen der Bundeswehr – dort werden Eignung, Motivation und mögliche Laufbahn besprochen. Auch online oder telefonisch kann man ein Gespräch vereinbaren.
Bundeswehr-Bewerbung für Frauen
Dann beginnt der Bewerbungsprozess. Bewerbungen sind das ganze Jahr über möglich, mit Ausnahme der Offizierslaufbahn, die eine Frist bis zum 31. März hat.
Voraussetzung ist die deutsche Staatsangehörigkeit für die Tätigkeit als Soldat, ein Mindestalter von 17 Jahren (mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten) oder 18 Jahren sowie die Bereitschaft zur bundesweiten Versetzung und bei längeren Verpflichtungen zu Auslandseinsätzen.
Die Beratungsstellen und Karrierecenter bieten dazu Informationen und unterstützen bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen. Diese können dort abgegeben oder über das Bewerbungsportal der Bundeswehr eingereicht werden.
Einstellungstest bei der Bundeswehr
Wenn die Bewerbung geprüft wurde und alles passt, wird man zum Einstellungstest eingeladen, etwa in einem der 15 Karrierecenter. Je nach Laufbahn- oder Verwendungswunsch wird dann in verschiedenen Bereichen getestet, medizinisch untersucht und interviewt. Etwa in einem computergestützten Test (CAT-Test), einem psychologischen Gespräch, gegebenenfalls einem Sporttest.
Keine Arbeit, sondern Befehl und Gehorsam
Bei positiver Auswahl erhält man dann einen Vertrag beziehungsweise eine Verpflichtungserklärung - und tritt den Dienst an. Rechtlich gesehen handelt es sich nicht um „Arbeit“, sondern um ein Soldatenverhältnis mit Befehl und Gehorsam, das dem Beamtentum ähnelt.
Es ist jedoch noch starrer organisiert, etwa im Hinblick auf Impfungen, Tätowierungen, die Frisur oder Streik- und Protestmöglichkeiten – sicherlich nicht für jede(n) das Richtige.
Auch nach Dienstantritt kommt es deswegen mitunter noch zur Wehrdienstverweigerung, die allerdings nur aus Gewissensgründen erlaubt ist. Übrigens können Soldatinnen und Soldaten anders als Berufsbeamte in der Regel nicht auf den Vorteil der lebenslangen Alimentation zählen – mit Ausnahme derjenigen Generalstabsoffiziere, die wirklich bis zur Pensionierung dienen.
„Um unnötige Eingriffe in die Lebensgewohnheiten auch außerhalb des Dienstes zu verhindern“, erlaubt die Bundeswehr Frauen jedoch, ihre Haare lang zu tragen - anders als bei männlichen Soldaten. „Dabei gilt die Voraussetzung, dass Haare, die den Kragen berühren würden, zum Zopf oder Dutt hochgebunden sein müssen.“
