Erschütternder Bericht

Weltweite Hungerhilfe liegt auch im nationalen Interesse Deutschlands

Gegen den Hunger anzukämpfen ist für die Politik nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch im eigenen Interesse sinnvoll, meint unser Korrespondent Norbert Wallet.

733 Millionen Menschen weltweit haben nicht genug zu essen, sagt der Bericht der Welthungerhilfe.

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733 Millionen Menschen weltweit haben nicht genug zu essen, sagt der Bericht der Welthungerhilfe.

Von Norbert Wallet

Der Jahresbericht der Welthungerhilfe ist erschütternd. 733 Millionen Menschen leiden an Hunger – fast jeder elfte Mensch auf der Erde. Seit 2019 ist die Zahl um 152 Millionen gestiegen. Solche Nachrichten geraten schnell aus dem Blick, wenn wir in unseren Wohlstandsoasen über Dinge wie einen veganen Tag in der Woche oder die Folgen von Fast-Food-Ernährung debattieren. Zum Teil ist das verständlich. Die politische Debatte wird von akuten Krisen beherrscht, deren Eindämmung erhebliche Ressourcen bindet. Und dennoch: Die Politik, auch die deutsche, muss sich dem Thema Hunger stärker zuwenden, sowohl aus humanitärer Verantwortung als auch aus simplen Nützlichkeitserwägungen.

Fluchtursache Hunger

Aus dem Rückzug der USA aus den Programmen zur Bekämpfung von Ernährungskrisen erwächst den übrigen reichen Industriestaaten ein zusätzlicher Auftrag. Aber neben der moralischen Verpflichtung zur Solidarität mit Hungernden spricht auch nationales Eigeninteresse für mehr Engagement. Die Bundesregierung hält sich zugute, mit stärkerer Abschottung die Zahl Schutzsuchender zu reduzieren. Aber wer die Flüchtlingszahlen nachhaltig verringern möchte, muss Fluchtursachen bekämpfen. Deshalb ist sowohl akute Krisenhilfe als auch längerfristige strukturelle Hilfe für gefährdete Regionen auch ein Stück präventiver Innenpolitik. Es hat nicht den Anschein, dass in der deutschen Politik dieser Zusammenhang immer bedacht wird.

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Erstellt:
24. Juli 2025, 17:28 Uhr

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