Pistolen und Gewehre

Wer darf in Deutschland eine Schusswaffe kaufen und führen?

Das Waffengesetz in Deutschland gilt als relativ streng. Wer darf hierzulande eine Waffe führen – und welche Voraussetzungen braucht es? Ein Überblick.

Der Waffenbesitz ist in Deutschland streng reglementiert.

© Federico Gambarini/dpa/Federico Gambarini

Der Waffenbesitz ist in Deutschland streng reglementiert.

Von Michael Bosch/dpa

Die tödlichen Schüsse an einer Schule im österreichischen Graz, die das Land am Dienstag erschütterten, haben auch die Politik in Deutschland auf den Plan gerufen. Sind die Waffengesetze hierzulande streng genug? Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) meint beispielsweise Ja. Er sieht keinen Anlass für kurzfristige Gesetzesänderungen. Die Maßnahmen in Deutschland seien bereits sehr hoch und man habe auch das Waffenrecht immer wieder verschärft, sagte der CDU-Politiker.

Was gilt in Deutschland? Und wer darf eine Waffe tragen? Das Wichtigste im Überblick:

Waffenbesitz in Deutschland: Waffenbesitzkarte und Waffenschein

In Deutschland gelten im internationalen Vergleich strenge Anforderungen für den Waffenbesitz. Das Waffengesetz regelt die Bestimmungen des deutschen Waffenrechts. Es unterscheidet zwischen der Waffenbesitzkarte und dem Waffenschein, der es erlaubt, eine Schusswaffe in der Öffentlichkeit zu führen.

Ein allgemeines Recht auf Waffenbesitz gibt es hierzulande nicht. Wer eine Schusswaffe legal bei einem zugelassenen Waffenhändler oder Büchsenmacher erwerben will, benötigt eine Waffenbesitzkarte (WBK) und muss dafür Zuverlässigkeit, Sachkunde und ein berechtigtes Bedürfnis – Jäger oder Sportschütze – nachweisen. Private Verkäufe sind nur unter WBK-Inhabern zulässig und müssen den Waffenbehörden gemeldet werden. Der unberechtigte Erwerb oder Besitz ohne WBK ist nach Paragraf 52 im Waffengesetz strafbar.

Großer Waffenschein und kleiner Waffenschein

Ein Waffenschein ist erforderlich, wenn eine Waffe etwa außerhalb der eigenen Wohnung geführt werden soll. Diese Erlaubnis – auch „großer Waffenschein“ genannt – wird nur in Ausnahmefällen erteilt, etwa bei nachgewiesener Gefährdung. Für Schreckschuss- oder Reizstoffwaffen braucht man einen „kleinen Waffenschein“, der ebenfalls strengen Bedingungen unterliegt.

Im Nationalen Waffenregister waren im März 2025 insgesamt 931.395 private Waffenbesitzer und rund 5 Millionen registrierte Schusswaffen erfasst.

Waffenbesitz in Deutschland: Das Wichtigste im Überblick

  • kein allgemeines Waffenrecht in Deutschland
  • großer Waffenschein Pflicht für Waffen, die in der Öffentlichkeit getragen werden
  • großer Waffenschein wird nur in Ausnahmefällen erteilt
  • Waffenbesitzkarte (WBK) für den Erwerb von Schusswaffen nötig
  • WBK nur bei Zuverlässigkeit, Sachkunde und ein „berechtigtem Bedürfnis“
  • „berechtigtes Bedürfnis“ gilt für bestimmte Berufsgruppen (beispielsweise Jäger, Sportschützen)
  • Polizisten haben in der Regel einen Dienstwaffenschein
  • privater Waffenkauf muss gemeldet werden
  • kleiner Waffenschein für Schreckschss- oder Reizgaspistolen

Waffengesetz im Herbst 2024 verschärft

Im Herbst 2024 hat die damalige Bundesregierung das Waffengesetz verschärft. Nach den Messerattacken von Mannheim und Solingen ging es dabei in erster Linie um das Führen von Stichwaffen. Die aktuelle schwarze-rote Koalition hat sich vorgenommen, das Waffenrecht weiterzuentwickeln und mit Blick auf die Verfahren einfacher zu gestalten. Sie wolle „noch zuverlässiger“ sicherstellen, „dass insbesondere Extremisten oder Menschen mit ernsthaften psychischen Erkrankungen nicht legal Waffen besitzen“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag.

Ein Grund dafür ist der rassistische Anschlag in Hanau vom Februar 2020. Der psychisch auffällige Deutsche besaß trotz seines auffälligen Verhaltens auch gegenüber Behördenvertretern legal Schusswaffen.

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Erstellt:
11. Juni 2025, 16:42 Uhr

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