Wohnheime: Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe

In Bad Cannstatt suchen noch 116 Klinikumsmitarbeiter Ersatzräume

Stuttgart. Die Wellen um den Abriss von drei großen Gebäuden im Cannstatter Prießnitzweg schlagen weiter hoch. Dort leben derzeit 302 Klinikumsmitarbeiter in Personalwohnungen. Die großen Riegel sollen abgebrochen und danach mit 400 Plätzen neu gebaut werden. Allerdings brauchen zahlreiche mühsam angeworbene Mitarbeiter in der Zwischenzeit Ersatz – und viele von ihnen fürchten später deutlich höhere Mieten. Aus Kreisen der Betroffenen ist zu hören, dass es bereits die ersten Kündigungen gebe und Krankenhäuser in der Region gerne auf die Stuttgarter Fachkräfte zurückgriffen. Deshalb werden Forderungen laut, die Blöcke stehen zu lassen und zu sanieren.

Die Stadt weist jetzt Vorwürfe mancher Mieter zurück, sie kümmere sich nicht wie versprochen um Ersatzwohnungen. „Diese Behauptung ist falsch“, sagte ein Rathaussprecher unserer Zeitung. Die städtische Wohnungstochter SWSG, die die Wohnungen 2017 von der Stadt erworben hat, unterstütze das Klinikum bei der Suche. Das gelte für alle Standorte, die saniert oder abgerissen werden. „Dank dieser erfolgreichen Kooperation“ seien bereits alle 146 Mieter der Personalwohnheime in der Reuchlinstraße und der Senefelder Straße, die umfassend hergerichtet werden, mit neuem Wohnraum versorgt.

Im Prießnitzweg ist man allerdings noch nicht so weit. Aber auch dort, betont der Sprecher, sei man auf einem guten Weg, zumal die drei Gebäude erst Anfang 2020 bis Ende 2021 abgerissen würden. „Klinikum und SWSG sind dort gerade dabei, die Interessentinnen und Interessenten mit Wohnraum zu versorgen“, heißt es im Rathaus. Von den 302 Mietern hätten 186 bereits Ersatz gefunden. 116 sind demnach derzeit noch auf der Suche.

Vonseiten der SWSG-Mieterinitiative gibt es Vorwürfe, die Stadt vertreibe dringend benötigtes Fachpersonal. „Wenn eine städtische Wohnungsgesellschaft Wohnraum erneuern will, ist sie zuvor in der Pflicht, ihren Mietern auch bezahlbare Wohnräume anzubieten“, sagt auch der Vorsitzende des Mietervereins, Rolf Gaßmann. Mit Zwangsräumung oder Schadenersatz zu drohen, „geht gar nicht“.

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Erstellt:
5. Februar 2019, 10:45 Uhr

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