Versuchter Suizid

Wolfgang Grupp: „Ich würde es gerne ungeschehen machen“

Seit dem 7. Juli liegt Wolfgang Grupp im Krankenhaus. Viele fragten sich, wie es dem Ex-Trigema-Chef geht. Nun hat er sich selbst mit einem emotionalen Brief gemeldet.

Unternehmer aus Leidenschaft: Wolfgang Grupp

© Bernd Weißbrod/dpa

Unternehmer aus Leidenschaft: Wolfgang Grupp

Von Florian Dürr

Allein haftender Kaufmann, Made in Germany, ein Affe als Firmenmaskottchen – Wolfgang Grupp hat das schwäbische Textilunternehmen Trigema auf seine Art in der ganzen Bundesrepublik bekannt gemacht. Und auch nach der Übergabe der Firma an seine Kinder vor eineinhalb Jahren war er stets präsent – als „unser bester Influencer“, wie ihn seine Tochter und jetzige Trigema-Chefin einmal bezeichnete.

Weil der 83-Jährige mit seiner klaren Meinung und seinen zugespitzten Äußerungen nicht hinter dem Berg hält und er so immer wieder das Interesse von Talkshows und Podcasts weckt. Viele Menschen in ganz Deutschland haben sich in den vergangenen Tagen gefragt, wie es um den bekannten Unternehmer gesundheitlich steht.

Wolfgang Grupp: „Ich leide an sogenannten Altersdepressionen“

Am 7. Juli musste Grupp in eine Klinik eingeliefert werden – zudem gab es einen größeren Polizeieinsatz in Burladingen. Doch was genau vorgefallen ist, war bis zuletzt unklar. Jetzt hat sich der 83-Jährige selbst an die Öffentlichkeit gewandt – schriftlich in einem Brief, der unserer Zeitung vorliegt und mit dem auch Grupps ehemalige Mitarbeiter bei Trigema informiert wurden.

„Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen“, schreibt Wolfgang Grupp: „Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird. Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden.“ Die Trigema-Beschäftigten zeigten sich bestürzt. „Ich kann gar nicht richtig denken“, sagt einer, nachdem er den Brief gelesen hatte.

Der Ex-Trigema-Chef bedauert, was am 7. Juli geschehen ist

Grupp sei selbst nach der Übergabe des Unternehmens an seine Kinder Bonita und Wolfgang Grupp junior täglich im Büro gewesen, berichten Mitarbeiter – bis zu seinem Krankenhausaufenthalt. Selbst zwei Tage vor dem versuchten Suizid zeigte sich der 83-Jährige bestens gelaunt beim Tag der offenen Tür am Trigema-Hauptsitz in Burladingen. „Da war er wie immer, die Leute haben Bilder mit ihm gemacht, da hat alles gepasst“, berichteten Mitarbeiter.

„Ich habe versucht, mein ganzes Leben in den Dienst von Trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen“, schreibt Grupp in dem Brief: „Ich weiß, dass ich oft unbequem war, aber ich bin dankbar für das, was ich erreichen und erleben durfte.“ Das, was am 7. Juli in Burladingen geschah, bedaure er sehr: „Ich würde es gerne ungeschehen machen.“

Wolfgang Grupps Appell an alle Betroffenen am Ende des Briefs

In dem Schreiben bedankt sich der 83-Jährige auch bei seiner Frau Elisabeth, seinen Kindern Bonita und Wolfgang sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Trigema. „Ich bin mir sicher, dass meine Kinder Trigema verantwortungsvoll in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen werden“, schreibt Grupp und bittet Mitarbeiter, Kunden sowie das ganze Umfeld der Familie Grupp, sie „dabei zu unterstützen und ihnen ihr Vertrauen zu schenken“.

Eine Trigema-Mitarbeiterin, die heute noch vom „Chef“ spricht, sagt: „Wir hoffen für ihn das Beste – und dass er schnell wieder gesund wird.“ Grupp informiert, dass es ihm „den Umständen entsprechend gut“ gehe: „Mein großer Dank gilt allen Ärzten, Rettungs-und Pflegekräften, die sich um mich kümmern“, schreibt er. Es könne aber etwas länger dauern, „bis ich wieder ganz gesund bin“.

Einen Appell an alle Betroffenen richtet der 83-Jährige am Ende seines Schreibens – nach der handschriftlichen Unterschrift: „Meine Bitte an alle, die an Depressionen leiden: Suchen Sie sich professionelle Hilfe und begeben Sie sich in Behandlung.“

Hilfe bei Suizid-Gedanken:

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

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Erstellt:
17. Juli 2025, 19:26 Uhr

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