Weltflüchtlingsbericht

Wovon die Asylzahlen wirklich abhängen

Der neue Weltflüchtlingsreport ist erschienen. Er zeigt: Deutschland sollte nicht aufgeben, Fluchtursachen zu bekämpfen, meint Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

Weltweit sind laut dem neuen Bericht rund 122 Millionen Menschen auf der Flucht.

© Jeremias Gonzalez/AP/dpa

Weltweit sind laut dem neuen Bericht rund 122 Millionen Menschen auf der Flucht.

Von Rebekka Wiese

Wenn in Deutschland über Flucht und Migration gesprochen wird, dann geht es dabei meistens um das, was hier im Land passiert – oder an seinen Grenzen. Es geht oft um Zurückdrängung und Abschreckung. Und selten um die Frage, was man tun könnte, damit Menschen gar nicht erst ihr Land verlassen müssen.

Jetzt hat das UN-Flüchtlingshilfswerk seinen jährlichen Bericht veröffentlicht. Der zeigt einen Trend, der ganz leicht hoffen lässt: Im vergangenen Jahr konnten mehr Vertriebene in ihre Heimatländer zurückkehren, als es sonst zuletzt der Fall war. Insgesamt liegt die Zahl der Geflüchteten weltweit bei 122 Millionen Menschen – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das fast konstant.

Viele Syrien-Rückkehrer

Dass die Zahl nicht stärker gewachsen ist, obwohl gerade viele Menschen vor dem Krieg im Sudan fliehen, liegt vor allem daran, dass nach dem Sturz des Assad-Regimes viele Syrer in ihr Land zurückgekehrt sind. Das erinnert daran, dass die Zahl der Asylbewerber in Deutschland eben nur teilweise von innenpolitischen Instrumenten wie Grenzkontrollen abhängt. Entscheidender ist die Weltlage. Die meisten Schutzsuchenden fliehen wegen Krieg und Krisen.

Dieser Aspekt spielt in der aktuellen deutschen Migrationspolitik kaum eine Rolle. Dabei ist die Idee, dass man Fluchtmigration am effektivsten verhindert, indem man ihre Ursachen bekämpft, so alt und so bekannt, dass sie fast zur Binse geworden ist. Trotzdem scheint dieser Ansatz neben Grenzkontrollen, Bezahlkarte und ähnlichen Maßnahmen inzwischen fast vergessen zu sein. Um Migration kümmert sich hierzulande vor allem das Innenministerium. Dabei müssten das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium noch viel stärker eingebunden sein.

Natürlich ist es teuer, kompliziert und langwierig, Krisen vorzubeugen oder Frieden zu stabilisieren, wo er brüchig ist. Doch es könnte sich auszahlen – auch an den deutschen Grenzen.

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Erstellt:
12. Juni 2025, 16:26 Uhr

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