Zahl der Drogenkonsumenten steigt

Im Rems-Murr-Kreis nimmt der Wert stärker zu als im Landesdurchschnitt. Die AOK Ludwigsburg/Rems-Murr meldet 1319 Betroffene.

Symbolfoto: E. Layher

© © Edgar Layher

Symbolfoto: E. Layher

WAIBLINGEN (pm). Immer mehr Menschen im Rems-Murr-Kreis befinden sich wegen des Konsums illegaler Drogen in ambulanter oder stationärer Behandlung. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der AOK Ludwigsburg/Rems-Murr. Im Jahr 2018 waren es 1319 Versicherte der Krankenkasse im Kreis.

Zwischen 2014 und 2018 ist der Anteil Betroffener im Mittel um 2,6 Prozent jährlich gestiegen. Damit liegt der Kreis über dem Landesschnitt – hier liegt die durchschnittliche jährliche Steigerung bei 1,4 Prozent. Bei den Zahlen ist zu beachten, dass nur Versicherte ermittelt werden konnten, die sich in ärztlicher Behandlung befanden. Insbesondere im frühen Stadium des Missbrauchs erfolgt diese jedoch häufig nicht. Die Dunkelziffer ist daher höher.

„Bei Sucht handelt es sich um eine multikausale Krankheit mit somatischen, psychischen und sozialen Komponenten. Drogen können positive Empfindungen auslösen, weshalb sich ein starkes Verlangen danach entwickeln kann“, sagt Ines Westphal, Leiterin des Sozialen Dienstes bei der AOK Ludwigsburg/ Rems-Murr, der unter anderem Suchterkrankte unterstützt. Der Betroffene verliert die Kontrolle über den Konsum und mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Droge. Das führt dazu, dass eine immer größere Menge davon notwendig wird, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Abhängig von der konsumierten Substanz entwickelt sich in der Regel zunächst eine psychische Abhängigkeit, zu der parallel auch eine körperliche Abhängigkeit entstehen kann.

Die Daten der AOK Ludwigsburg/ Rems-Murr zeigen, dass die Krankheitshäufigkeit ab dem Jugendalter stark ansteigt und bei den 35- bis 39-Jährigen einen Höhepunkt erreicht. Bis zum Rentenalter sinkt sie deutlich ab und nimmt dann wieder leicht zu. Männer sind deutlich häufiger wegen illegaler Drogen in Behandlung als Frauen. Ab dem Rentenalter wandelt sich das Bild und Frauen sind öfter betroffen als Männer.

Die Risikofaktoren für das Entstehen einer Suchterkrankung sind oft vielfältig. „Genetische Veranlagung spielt dabei ebenso eine Rolle wie psychologische und soziale Faktoren“, sagt Ines Westphal. Auch ein soziales Umfeld, in dem Drogen leicht verfügbar sind und häufig konsumiert werden, erhöht das Risiko.

Die Verhältnisse im Elternhaus können die Risiken erhöhen.

Der Grundstein für eine spätere Suchterkrankung kann bereits in der Kindheit zu finden sein. Beziehungskrisen in Familien und auch Erziehungsstile, wenn beispielsweise kaum Grenzen gesetzt werden oder im Gegenteil zu streng erzogen wird, können dazu beitragen. Wer in einem sozialen Umfeld aufwächst, in dem viel Alkohol getrunken oder auch geraucht wird, hat ebenfalls ein höheres Risiko, eine Sucht zu entwickeln als andere. Denn Eltern und erwachsene Bezugspersonen sind immer auch Vorbilder. Belastende Situationen unter anderem in der Schule, bei der Arbeit oder auch in der Freizeit werden ebenso als mögliche Risikofaktoren gesehen. „Mangelnder sozialer Rückhalt und fehlende Zukunftsperspektiven spielen ebenfalls eine Rolle“, so Westphal.

Patienten in der Suchtnachsorge können von der biopsychosozialen Versorgung im Rahmen des AOK-Facharztvertrages Psychiatrie/Neurologie/Psychotherapie profitieren. Diese beinhaltet unter anderem eine regelmäßige fachärztliche Betreuung, eine kontinuierlich unterstützende Gesprächstherapie, eine Beratung zum Lebensstil und zur Alltagsgestaltung sowie eine frühzeitige vertrauensvolle und vertrauliche Zusammenarbeit mit dem Sozialen Dienst der AOK.

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Erstellt:
25. Mai 2020, 11:30 Uhr

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