Tiere
Zoo Leipzig schläfert drei Tigerbabys ein
Vorigen Monat wurden im Zoo Nürnberg gesunde Paviane erschossen. Jetzt meldet der Zoo Leipzig, dass er drei Tigerbabys eingeschläfert hat. Warum wurden die Jungtiere getötet?

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Der Leipziger Zoo hat drei Tigerbabys eingeschläfert. (Archivbild)
Von dpa
Leipzig - Der Zoo Leipzig hat drei Tigerbabys wenige Tage nach ihrer Geburt eingeschläfert. Die Mutter habe sich nicht um die Jungtiere gekümmert, teilte der Zoo mit. Deswegen habe man den drei kleinen Amurtigern Leid ersparen müssen, hieß es. Eine Handaufzucht sei unter dem Aspekt einer artgerechten Wildtierhaltung nicht infrage gekommen. Die Tierrechtsorganisation Peta kündigte an, in den nächsten Tage Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstatten zu wollen.
Mutter noch unerfahren
Die Jungtiere seien am Mittwochabend zur Welt gekommen. Es sei der erste Wurf der Tigerin "Yushka" gewesen. Die noch unerfahrene Katze habe die Neugeborenen anfangs noch trocken geleckt, sich einige Stunden später jedoch von ihrem Nachwuchs abgewendet.
"Dass sie die Aufzucht ohne ersichtlichen Grund dann abgebrochen hat, ist aus Sicht von uns Menschen emotional traurig, gehört aber im Tierreich bei unerfahrenen Müttern zum Verhaltensrepertoire dazu", teilte Zoo-Direktor Jörg Junhold mit.
In den zwei Tagen, in denen sich die Mutter nicht mehr gekümmert habe, seien die kleinen Tiger ausgekühlt und zunehmend schwächer geworden. "An diesem Punkt, wenn die Jungtiere kein aktives Verhalten mehr zeigen und damit beim Muttertier kein Stimulus zur Versorgung oder Milchbildung mehr ausgelöst wird, müssen wir der schweren Verantwortung gerecht werden, und den Jungtieren das Leiden durch Verhungern ersparen", erklärte Tierarzt Andreas Bernhard.
Peta fordert Stopp der Zuchtprogramme
Die Tierschützer von Peta wollen mit ihrer Anzeige die Rechtmäßigkeit der Tötung prüfen zu lassen, teilte Kampagnenleiter Peter Höffken mit. Es gehe darum, den "Teufelskreislauf des Züchtens und Tötens" zu unterbrechen. "Wir fordern einen sofortigen Stopp der sinnlosen Zuchtprogramme, denn Sibirische Tiger haben in Leipzig nichts zu suchen."
Es sei in der Häufung ein reines Zoo-Phänomen, dass Tiermütter ihre eigenen Babys nicht annehmen. Die Zucht und Haltung von Tigern in Zoos sei hinsichtlich des Artenschutzes eine Sackgasse, weil die Tiere ohnehin nicht ausgewildert werden könnten, so Höffken.
Zoo will weiter züchten
Der Zoo will aber weiterhin versuchen, mit der Amurtigerin "Yushka" die Art zu züchten. "Sie wird perspektivisch ihren Beitrag zum Fortbestand der Art mit einer natürlichen Aufzucht leisten können", erklärte Zoo-Direktor Junhold. Er betonte den wissenschaftlichen Anspruch des Zoos, Tiere ohne "Fehlprägungen" zu züchten. Deswegen sei eine Aufzucht der kleinen Tiger durch Pfleger nicht infrage gekommen.
Umgang mit Zootieren in der Kritik
Zuletzt waren mehrere europäische Zoos wegen ihres Umgangs mit Tieren in die Kritik geraten. Der Nürnberger Zoo hatte im Juli aus Platzgründen zwölf Paviane getötet. Tierschützer halten das für rechtswidrig und erstatteten Strafanzeige. Am Sonntag demonstrierten vor dem Tiergarten nach Angaben der Gruppe "Animal Rebellion" rund 60 Menschen wegen der Tötung der Paviane.
Der Zoo im dänischen Aalborg löste Empörung aus, indem er um Haustierspenden als Futter für Raubtiere warb.
Auch der Zoo Leipzig geriet bereits 2023 in einen Sturm der Entrüstung, weil er einen gesunden Zebra-Hengst geschlachtet und an seine Löwen verfüttert hatte. Für das 15 Jahre alte Tier hatte sich kein Platz in einem anderen Zoo gefunden. Der Zoo-Chef hatte das Töten zur Verfütterung an Raubtiere als "geübte Praxis" verteidigt.

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Die Tötung von Pavianen in Nürnberg hat scharfe Proteste hervorgerufen. (Archivbild)