Akademie und neuer Boss: DFB beschwört Aufbruchstimmung

dpa Frankfurt/Main. Der DFB steht vor zwei aufregenden Tagen. Die Grundsteinlegung für die Akademie und die Inthronisierung von Fritz Keller als neuem Präsidenten sollen den geplanten Neuanfang dokumentieren. Ob dieser gelingt, muss sich in der Zukunft zeigen.

Fritz Keller soll neuer DFB-Präsident werden. Foto: Andreas Gora

Fritz Keller soll neuer DFB-Präsident werden. Foto: Andreas Gora

Erst soll Bundeskanzlerin Angela Merkel dem millionenschweren Leuchtturmprojekt politischen Glanz verleihen, dann Hoffnungsträger Fritz Keller den kriselnden Verband in eine bessere Zukunft führen.

Nach Jahren voller Skandale und Streitigkeiten will der Deutsche Fußball-Bund mit der feierlichen Grundsteinlegung der DFB-Akademie im Beisein der Kanzlerin am Donnerstag und der Wahl des Winzers aus dem Breisgau zum neuen DFB-Boss auf dem Bundestag am Freitag eine lange vermisste Aufbruchstimmung erzeugen.

Nachdem der größte Sportverband der Welt durch die Sommermärchen-Affäre, den skandalumwitterten Rücktritt von Vorgänger Reinhard Grindel und nicht zuletzt das sportliche Debakel bei der WM 2018 in Russland einen erheblichen Imageverlust erlitten hat, wird Keller als dann 13. gewählter DFB-Präsident in der 119-jährigen Geschichte vor allem als Krisenmanager gefragt sein. „Ich habe großen Respekt vor dem Amt, der Aufgabe und dem, was vor mir steht. Ich kann nicht mehr machen, als alles zu geben - von ganzem Herzen“, sagte der 62-Jährige.

Ob das reicht, um den Riesentanker DFB wieder auf Kurs zu bringen, muss sich zeigen. Ein wenig Skepsis ist angebracht - was nicht an dem langjährigen Präsidenten des SC Freiburg liegt. Dessen Nominierung zum einzigen Kandidaten wurde in allen Lagern begrüßt. „Wenn so viele Leute meinen, dass ich da was bewegen kann, dann mache ich das gerne“, sagte Keller. „Ich werde Gas geben für eine tolle Sache.“

Allerdings steht er vor einer Herkulesaufgabe, sind die Interessen des Profi-, Amateur- und Frauenbereichs doch derart verschieden, dass der interne Dauerkonflikt kaum lösbar erscheint. Gelingt es dem designierten Präsidenten, diese Gemengelage zu moderieren und damit die Außendarstellung des Verbandes zu verbessern, wäre schon viel erreicht. „Profifußball, Amateurfußball, Frauenfußball - ist alles eines“, verkündete Keller sein Credo. „Nur gemeinsam geht es.“

Auf lange Sicht soll Keller den Verband zu einer funktionierenden Dachorganisation machen - wirtschaftlich solide und moralisch integer. Dabei ist er in der Frankfurter Zentrale auf die Hilfe eines Mitarbeiterstabes angewiesen, der den Absturz in den vergangenen Jahren zumindest nicht aufhalten konnte.

Bei der Neugestaltung des kriselnden Verbandes will der neue Chef keinen zurücklassen. „Der Präsident ist keine One-Man-Show. Die Verantwortung muss auf verschiedene Schultern verteilt werden“, kündigte Keller an. „Wir haben beim DFB viele Fachleute. Wir können Menschen nur mitnehmen, wenn wir ihnen Freiräume geben.“

Den Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Keller zunächst im operativen Bereich. „Es ist wichtig, dass ich als Präsident die Strukturen mit entwickele. Wenn die Strukturen stimmen, kann ich mehr Aufsichtsrat sein“, umriss er seinen persönlichen Fahrplan. Über das Knie brechen will er die anstehende Strukturreform nicht. „Qualität steht vor Geschwindigkeit, es muss wasserdicht sein, steuerrechtlich und handelsrechtlich“, betonte Keller. „Und es muss ein Transparenz- und Kontrollmechanismus eingebaut sein.“

Anders als die Bundeskanzlerin, die er am Vortag seiner Wahl bei der Grundsteinlegung für das 150 Millionen Euro teure Zukunftsprojekt DFB-Akademie treffen wird, verfügt Keller künftig nicht mehr über die bislang geltende Richtlinienkompetenz seiner Vorgänger. Das muss jedoch kein Nachteil sein, waren Gerhard Mayer-Vorfelder, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und besonders zuletzt Grindel doch auch deshalb gescheitert, weil sie zu viele Tätigkeitsfelder zur Chefsache gemacht hatten.

Da die explizite Verantwortung des Präsidenten für die Nationalmannschaft aus den Statuten gestrichen wird, ist DFB-Direktor Oliver Bierhoff künftig formal der Chef von Bundestrainer Joachim Löw. Der ehemalige Nationalspieler und Europameister von 1996 soll Geschäftsführer Sport werden.

Bierhoff war es auch, der den Akademie-Bau in den vergangenen Jahren energisch vorangetrieben hatte. „Das Projekt liegt mir seit mehr als einem Jahrzehnt sehr am Herzen“, sagte er beim Spatenstich auf der Großbaustelle im Mai dieses Jahres. Auf dem Areal der früheren Frankfurter Galopprennbahn sollen künftig Administration und Sport unter einem Dach vereint werden.

Trotz des heißen Sommers sind die Bauarbeiten, deren Beginn sich wegen diverser Gerichtsprozesse erheblich verzögert hatte, gut vorangeschritten. „Wenn es so weitergeht, können wir Ende 2021 in den neuen DFB einziehen“, verkündete Generalsekretär Friedrich Curtius am Mittwoch auf der DFB-Homepage. Die Grundsteinlegung sei „ein Zeichen, dass unsere Vision kurz davor ist, Realität zu werden“. Sein Wunsch für die Zukunft: „Der neue DFB wird ein Ort der Begeisterung, der Ideen und Begegnungen.“ Das wäre ganz im Sinne von Keller.

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Erstellt:
25. September 2019, 12:29 Uhr

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