Anne Pötzl: „Wollen Fans nicht auf die Folter spannen“

Interview Backnangs Oberliga-Volleyballerinnen können mit einem Heimsieg im Saisonfinale am Samstag (19 Uhr, Katharinenplaisirhalle) gegen die TG Bad Waldsee den Meistertitel und den Regionalliga-Aufstieg perfekt machen. TSG-Kapitänin Anne Pötzl zeigt sich zuversichtlich.

Applaus für eine starke Saison: Die 27-jährige TSG-Kapitänin Anne Pötzl lobt das Team und glaubt an die Meisterschaft. Foto: Alexander Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Applaus für eine starke Saison: Die 27-jährige TSG-Kapitänin Anne Pötzl lobt das Team und glaubt an die Meisterschaft. Foto: Alexander Becher

Was überwiegt vor dem Meisterschaftsfinale: Vorfreude und Zuversicht oder die Angst, den Titel noch zu verspielen?

Definitiv Vorfreude und Zuversicht. Schon alleine unsere Planungen für den Saisonabschluss nach dem Spiel zeigen, dass wir gar nicht daran denken, dass noch irgendetwas schiefgeht. Erst recht nicht nach unserer guten Generalprobe mit dem 3:0-Heimsieg gegen Rottenburg am vergangenen Freitag.

Die Gäste aus Bad Waldsee sind Vierter. Hätten Sie sich einen vermeintlich leichteren Kontrahenten gewünscht?

Wer aufsteigen will, muss gegen jeden gewinnen können, oder (lacht)? Wir haben das Hinspiel mit 3:1 gewonnen, aber trotzdem wird das kein Selbstläufer. Bad Waldsee hat jeweils eine sehr gute Spielerin in der Mitte und auf Außen – wenn man die in den Griff bekommt, kriegt man die ganze Mannschaft gut in den Griff. Auf dem Papier wären Gegner wie Nürtingen oder Horgenzell leichter gewesen, aber auch gegen die haben wir in jeweils einem Spiel einen Satz abgegeben.

Ein 3:2-Sieg, für den es zwei statt drei Punkte gibt, reicht Backnang bereits. Ein 3:0 oder 3:1 muss es gar nicht sein. Kann doch nichts schiefgehen, oder?

Das denke ich auch, aber wir wollen unsere Fans nicht auf die Folter spannen und fünf Sätze daraus machen. Wir wollen deutlich zeigen, dass wir zu Recht vorne stehen und das Spiel eher kurz halten, damit die Feier nach der Partie umso länger gehen kann.

Sollte die TSG doch verlieren, braucht sie Schützenhilfe. Trauen Sie Rottenburg gegen Ludwigsburg II etwas zu?

Wir kennen Rottenburg aus den vergangenen Duellen, ich kenne eine der Spielerinnen sehr gut. Zu ihr habe ich schon gesagt, dass sie sich gegen Ludwigsburg ruhig Mühe geben dürfen, das kann ja nie schaden. Sie hatten zuletzt aber ein heftiges Programm mit den Begegnungen bei uns am vergangenen Freitag, in Nürtingen am Sonntag und gegen Holzgerlingen am Montag. Personell können sie außerdem nicht aus dem Vollen schöpfen. Das wird also schwierig und wir sollten die Sache aus eigener Kraft regeln.

Vor der Saison war die Top Drei das Ziel. Wären Sie mit etwas Abstand also auch mit dem zweiten Platz zufrieden,

falls der Titel doch noch verspielt wird?

Ich denke schon, ja. Direkt nach dem Spiel würde man in leere Gesichter blicken, aber mit etwas Abstand dürfen wir so oder so stolz auf uns sein. Wir haben es trotz des Kreuzbandrisses von Caroline Schwiertz, meines längeren Ausfalls und dem von Kenouz Abdelkhalek, des Abgangs von Susann Haffke während der Runde und der Frage, wie unsere junge Libera Gwen Szabo reinfinden würde, wieder geschafft, wie bereits in der Vorsaison ganz vorne mitzumischen.

Wenn es mit dem Sprung in die Regionalliga klappt, wäre es der dritte Aufstieg in diese Klasse seit 2017. Beim ersten Mal ging es direkt wieder runter, beim zweiten Mal auch. Warum ist die TSG bislang eine Fahrstuhlmannschaft?

Nach den bisherigen Aufstiegen hat die Kaderbreite vielleicht etwas gefehlt, beim ersten Mal auch die Erfahrung. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass es von der Oberliga in die Regionalliga schon noch einmal ein großer Sprung ist. Das Tempo ist höher, die Mannschaften sind stabiler und sie machen weniger Fehler. Das gilt insbesondere für die Absteiger aus der Dritten Liga. Man hat in der Oberliga schon mal die Möglichkeit, mit langen Aufschlagserien zu punkten, weil die Annahme des Gegners zu schwach ist. Das ist in der Regionalliga deutlich schwieriger.

Was stimmt sie zuversichtlich, dass sich die TSG Backnang dieses Mal in der Regionalliga etablieren würde?

Wenn ich sehe, dass die TSF Ditzingen als Aufsteiger in der Regionalliga den zweiten Platz belegt und wir ihr in der Vorsaison die einzige Niederlage zugefügt haben, dann kann es sein, dass der Unterschied zwischen beiden Klassen etwas kleiner geworden ist.

Seit Sie 2017 aus Schwäbisch Hall kamen, gab es bereits fünf verschiedene Trainer. Muss irgendwann wieder das TSG-Vereinsurgestein Pitt Richter übernehmen oder hat Markus Sutterer die Chance, zur Dauerlösung zu werden?

Es waren sehr unterschiedliche Gründe, warum es immer wieder zu Wechseln kam. Pitt wollte nach der ersten Regionalliga-Saison aufhören, um mehr Zeit für das Privatleben zu haben. Ronny Schmitzer ist nach Berlin umgezogen. Für Youssef Hillaneh war es ein bisschen schwierig, dass es in der Coronazeit selten möglich war, etwas miteinander zu unternehmen und so zueinanderzufinden und sich zu verstehen. Das ist jetzt wieder einfacher. Man sitzt nach den Spielen zusammen, geht was essen und kann quatschen. Die Mannschaft ist wieder viel enger zusammengerückt. Wir von unserer Seite wollen auf alle Fälle mit Markus weitermachen und ich gehe davon aus, dass er auch uns weiterhin trainieren will. Es passt gut.

Ist der Aufstieg die Voraussetzung dafür, dass Sie in Backnang bleiben oder reizt Sie auch die Oberliga weiterhin?

Ich bleibe weiter bei der TSG, so oder so.

Sie fahren zweimal pro Woche zum Training und dazu noch zu den Heimspielen aus Schwäbisch Hall nach Backnang. Ist es an der Murr so schön oder gibt es in der Heimat schlicht keinen Verein, der Ihren Ansprüchen genügt?

Dass es mit Jana Menke, Caroline Schwiertz, Melanie Wunderlich und mir vier Spielerinnen aus Schwäbisch Hall sind, erleichtert es. Wir wechseln uns mit dem Fahren ab, dadurch ist es entspannt. Man kann sich unterhalten und kommt nach dem Training ein bisschen runter, zu spät wird es abends auch nicht. Zudem ist es in und um Hall tatsächlich so, dass es keine interessante Alternative gibt. So lange ich auf diesem Niveau noch mithalten kann, will ich auch da spielen.

Was machen Sie und Ihre Teamkolleginnen am Samstag ab etwa 21 Uhr?

Wir hoffen, mit dem Spiel da schon fertig zu sein. Wir gehen in Backnang im Joe Peña’s essen und danach geht es noch in eine Bar, das hat wohl Iva Maglica organisiert. Wir feiern auf alle Fälle – egal wie es läuft. Wenn es schiefgeht, bekämpfen wir den Frust.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Fast komplett ins letzte Spiel

Personal Der Trainer von Backnangs Oberliga-Volleyballerinnen hat die Qual der Wahl. Markus Sutterer steht dasselbe Team wie beim 3:0 gegen Rottenburg zur Verfügung. Mit Caroline Schwiertz und Kenouz Abdelkhalek fehlen nur die Langzeitverletzten.

Nachwuchs Bevor um 19 Uhr das Oberliga-Spiel der TSG gegen Bad Waldsee beginnt, steht der Nachwuchs in der Katharinenplaisirhalle im Blickpunkt. Um 18.30 Uhr werden Backnangs Jugendliche vorgestellt.

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Erstellt:
16. März 2023, 06:00 Uhr

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