TSG-Sportvorstand über den neuen Trainer: „Das ist genau der Mann, der zu uns passt“

Interview Joachim Pfisterer ist guter Dinge, dass mit Pavlos Osipidis mal wieder ein Trainer langfristig beim Fußball-Oberligisten TSG Backnang arbeitet. Der Sportvorstand spricht vor dem Nachbarschaftsduell in Großaspach am Samstag über weitere Themen, die den Verein beschäftigen.

Joachim Pfisterer ist guter Dinge, dass aus der TSG Backnang auf Dauer ein etablierter Fußball-Oberligist wird. Foto: Alexander Becher

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Joachim Pfisterer ist guter Dinge, dass aus der TSG Backnang auf Dauer ein etablierter Fußball-Oberligist wird. Foto: Alexander Becher

Was haben Sie gedacht, als Trainer Mario Klotz in der Winterpause seinen Wechselwunsch zum Oberliga-Rivalen und Titelaspiranten Villingen äußerte?

Ganz lapidar gesagt: Jetzt geht die Trainersuche schon wieder los. Es war schade, weil unser größtes Problem in den vergangenen Jahren die fehlende Kontinuität auf dieser Position ist. Das liegt an vielen Faktoren, ich bin Mario Klotz in keinster Weise böse. Sein Wunsch war legitim, aber uns bremst es mal wieder in der Weiterentwicklung der Mannschaft. Ich war deshalb nicht begeistert, aber so ist es in diesem Geschäft eben.

Hätte es einen Weg gegeben, ihn zum Bleiben zu zwingen, oder waren Ihnen die Hände gebunden, weil es in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel gab?

Offen gesagt: Es gab eine Ausstiegsklausel.

Nur für den FC 08 Villingen?

Nein, sondern für insgesamt drei Vereine, aber die anderen Namen verrate ich nicht.

Vor Mario Klotz haben sich schon weitere Trainer verabschiedet, die der Verein gerne behalten hätte – vor allem Markus Lang, Evangelos Sbonias und Mario Marinic. Woran liegt das?

Bei Mario Marinic war’s so, dass er nach der starken Saison als Spielertrainer mit Platz drei in der Oberliga als Spieler aufgehört hat und diesen Einschnitt zum Anlass genommen hat, etwas Neues machen zu wollen. Das hatte nichts mit der TSG zu tun. Als die beiden anderen Trainer gegangen sind, war ich im Förderkreis und nicht so nahe dran, deshalb kann ich das nicht beurteilen.

Weil sich andere Ex-Trainer nicht als Glücksgriffe entpuppten, ist Pavlos Osipidis nun schon der neunte Coach in den vergangenen zehn Jahren. Glauben Sie noch an eine Langzeitlösung?

Mit Sicherheit, ich werde den Glauben daran nie aufgeben. (lacht) So wie ich Pavlos in der kurzen Zeit kennengelernt habe, ist er auch genau der Mann, der zu uns passt. Er weiß, wie die TSG tickt, war zuletzt in Göppingen bei einem ähnlich familiären Verein und hat uns bereits gesagt, dass es einige Parallelen gibt. Pavlos ist gewillt, diesen Job langfristig zu machen und Kontinuität reinzubringen – und da stehe ich auch voll dahinter. Ich bin deshalb guter Dinge, dass das hinhaut.

Wie bewerten Sie den Osipidis-Einstand mit dem Remis in Denzlingen und dem Heimsieg gegen Bietigheim-Bissingen?

Wir haben im ersten Spiel nach der Winterpause in Denzlingen in der Nachspielzeit das 2:2 gemacht. Danach haben wir daheim gegen Bietigheim-Bissingen gewonnen, das macht diesen Punkt noch wertvoller. Insgesamt war’s ein gelungener Auftakt, aber als Neunter mit 30 Punkten müssen wir weiterhin nach unten schauen. Erst 43 oder 44 Zähler sollten wohl eine Hausnummer sein, mit der man in ruhigen Gewässern ist.

Bleibt die TSG drin, nimmt sie im Sommer die fünfte Saison in Serie im baden- württembergischen Oberhaus in Angriff. Würden Sie in diesem Fall von einem etablierten Oberligisten sprechen?

Wir wären zumindest auf bestem Weg. Das wäre der Startschuss, um sich zu etablieren.

Ist die Oberliga in Backnang das Maximum oder geht irgendwann noch mehr?

Derzeit ist die Oberliga genau das, was uns gut zu Gesicht steht und was wir uns wüschen. Mehr geht im Moment zum Beispiel wegen unserer Infrastruktur nicht, aber was die Zukunft bringt, wissen wir alle nicht.

Dann bleiben wir doch gleich bei der Infrastruktur. Was ist mit dem Flutlicht für den Rasenplatz und wie steht es um den gewünschten zweiten Kunstrasen?

Wir hatten im Vorjahr ein Gespräch mit der Stadt, allen voran mit OB Maximilian Friedrich und dem Ersten Bürgermeister Stefan Setzer, und sind regelmäßig in einem guten und offenen Austausch. Das Flutlicht ist unser erstes Projekt. Wenn das abgeschlossen ist, geht’s um den zweiten Kunstrasenplatz, die Umkleidekabinen und so weiter. Das ist alles bei der Stadt platziert und wir haben 2023 bereits den Bauantrag für das Flutlicht gestellt. Dann hat uns aber der Landkreis aufgefordert, ein Gutachten nachzuliefern, das zum Beispiel die Fledermäuse in den Etzwiesen betrifft. Das haben wir kürzlich erhalten und hoffen, dass wir nun bald die Baugenehmigung bekommen und das Vorhaben durchziehen können. Das wäre der erste Meilenstein, um eine sichtbare Veränderung bei der Infrastruktur zu haben.

Hinter vorgehaltener Hand wurden von Ex-Trainern manchmal die Vereinsstrukturen moniert – zu vieles hänge an zu wenigen Leuten. Teilen Sie das und wenn ja, hat sich das verbessert?

Wir haben mittlerweile einen ganz guten Staff um die erste Mannschaft herum. Da ist Oguzhan Biyik, der sich seit fast zwei Jahren den aufwendigen Job in der sportlichen Leitung mit Marc Erdmann teilt. Dann haben wir nach dem Weggang von Michael Quattlender als Teamkoordinator an der Seite von Cedric Gall noch Jens Wörner dazubekommen. Unser Betreuer Rolf Wörner ist ein Urgestein, auch Manfred Schurr leistet wichtige Arbeit. Er richtet zum Beispiel den Platz.

Seit dieser Saison hat die TSG wieder eine Zweite, die in der Kreisliga B aber im unteren Drittel rangiert. Was muss passieren, dass sie ein sinnvoller Unterbau für die Oberliga-Mannschaft wird?

Das ist eine komplexe Sache. Einem A-Jugendlichen, der bei uns derzeit in der Regionenstaffel spielt und für die Oberliga zumindest vorerst nicht infrage kommt, müssen wir trotzdem eine Perspektive bei uns im Verein bieten können. Da ist die Zweite das Bindeglied zwischen der Jugend und der Ersten und soll mittelfristig natürlich höher als in der Kreisliga B spielen, das ist das klare Ziel. Wichtig ist die Zweite darüber hinaus auch, um das Vereinsleben zu stärken.

Auch die Zeiten mit A- und B-Junioren- Oberliga sind längst vorbei. Wie soll es beim Nachwuchs wieder bergauf gehen?

An die Oberliga denken wir mit Sicherheit nicht. Mir gefällt es aber selbstredend nicht, wenn ich sehe, dass die A-Jugend mit zwei Punkten Letzter der Regionenstaffel ist. Das kann nicht der Anspruch der TSG sein. Wir müssen wieder einen Schritt vorankommen.

Welchen Stellenwert messen Sie dem Frauen- und Mädchenfußball bei?

Es ist wichtig, auch die Mädchen zum Fußball zu bringen. Hier haben wir großen Zulauf, da macht Janos Kovac einen tollen Job. Über diesen Unterbau können wir später das Frauenteam stärken, in dem bereits Kontinuität herrscht. Zudem haben wir mit Trainer Manuel Holder verlängert, mit dem ich mich immer wieder austausche. Ich schaue mir auch Spiele an. Da sind wir auf gutem Weg, diese Entwicklung gefällt mir.

Am Samstag steht das Nachbarschaftsduell in Großaspach an. Wie geht es aus und wünschen Sie der SG Sonnenhof den Regionalliga-Aufstieg?

Wir rechnen uns schon etwas aus, weil wir bereits in den bisherigen drei Spielen seit dem SG-Abstieg nah dran waren. Unabhängig davon würde ich Großaspach den Aufstieg gönnen, weil sie ihn aufgrund ihrer Arbeit verdient hätten. Aus unserer Sicht würde ich in der kommenden Saison aber auch gerne wieder zwei Derbys spielen. (lacht)

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Zur Person

Spieler Am 4. Dezember 1961 in Stuttgart geboren, zieht Joachim Pfisterer mit seiner Familie als Zehnjähriger nach Backnang. Er fängt bei der TSG unter Urgestein Dieter Schaupp mit dem Fußball an, pausiert aber unter anderem im A-Jugend-Alter und spielt stattdessen Rugby bei der Post SG Stuttgart und dem TV Möglingen. Als er bei der TSG II in der Kreisliga B wieder einsteigt und mit ihr auf Anhieb aufsteigt, ist mit Rolf Wörner der heutige Betreuer des Oberliga-Teams sein Trainer. Von 1983 bis 1990 spielt Pfisterer für die Verbandsliga-Truppe der Roten.

Funktionär Als Spieler und Spielertrainer ist Pfisterer beim TSV Oberbrüden im Einsatz, ehe er 2000 als Teammanager zur damals in der Landesliga spielenden TSG zurückkehrt. 2003 geht es mit Trainer Armin Scheiffele in die Verbandsliga hoch, ohne ihn im Jahr drauf wieder runter. 2005 tritt Pfisterer zurück, als in der Landesliga der Abstieg droht. Der TSV und die TSG sind auch danach seine wechselnden Wirkungsstätten als Funktionär, vom Intermezzo als Trainer beim Großen Alexander abgesehen. Seit September 2020 fungiert Pfisterer in den Etzwiesen als Sportvorstand, zudem seit 2022 gemeinsam mit Mike Pfennigwerth als Vorsitzender.

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Erstellt:
7. März 2024, 06:00 Uhr

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