Der Teufel steckt für die Vereine im Detail

Freiluftsport ist seit gestern grundsätzlich wieder erlaubt, doch es gibt noch Unklarheiten bei der Interpretation der Auflagen

Bastelt am Plan, was die TSG Backnang 1846 auf dem Hagenbachgelände anbieten will und darf: Claudia Krimmer.Archivfoto: E. Layher

© Edgar Layher

Bastelt am Plan, was die TSG Backnang 1846 auf dem Hagenbachgelände anbieten will und darf: Claudia Krimmer.Archivfoto: E. Layher

Von Steffen Grün

Auf den ersten Blick schien es eine klare Sache zu sein. Nach rund zwei Monaten, in denen sich Sport auf private Aktivitäten wie Joggen oder Radeln beschränkte, sollte unter strengen Infektionsschutzvorgaben und zunächst grundsätzlich nur unter freiem Himmel sowie ohne Körperkontakt ab dem gestrigen Montag wieder jedweder Breiten- und Leistungssport erlaubt sein – ausdrücklich auch in den Vereinen. Und so war’s in der Theorie auch, weil die baden-württembergische Landesregierung am Samstag wie erwartet die bereits am Mittwoch angekündigten Lockerungen der Coronaverordnung verabschiedet hatte. In der Praxis gab es aber noch gewisse Probleme – das Regenwetter, für das keiner etwas kann, das die Tennisspieler noch von ihrem angestammten Terrain fernhielt und dem in Marhördt allenfalls eine Handvoll Golfer trotzte, war lediglich eines davon.

Der Teufel steckt im Detail, wie Claudia Krimmer aus leidvoller Erfahrung berichten kann. Was ab sofort gestattet und was weiterhin untersagt ist, „puzzeln wir uns aus der neuen Coronaverordnung des Landes, der Antwort von Ministerin Susanne Eisenmann auf unsere Anfrage zum Reha- und Gesundheitssport sowie aus den verschiedenen Informationsquellen der Fachverbände zusammen“, erzählt die stellvertretende Vorsitzende der TSG Backnang 1846, des größten Vereins der Stadt: „Vieles kann so oder so verstanden werden.“

Auf 1000 Quadratmetern sind jeweils maximal 5 Personen zulässig

Ein gutes Beispiel ist folgender Passus: „Trainings- und Übungseinheiten dürfen ausschließlich individuell oder in Gruppen von maximal fünf Personen erfolgen; bei größeren Trainingsflächen wie etwa Fußballfeldern, Golfplätzen oder Leichtathletikanlagen ist jeweils eine Trainings- und Übungsgruppe von maximal fünf Personen pro Trainingsfläche von 1000 Quadratmetern zulässig.“ Für Krimmer war dies der Anlass, die Baupläne des Hagenbachgeländes zu studieren. Ihre Erkenntnis: „Wir haben eine verfügbare Fläche von 6665 Quadratmetern. Wir planen deshalb mit maximal 30 Leuten, die sich gleichzeitig auf unserem Sportgelände befinden dürfen.“ Das klingt schlüssig und noch nicht einmal bis auf den allerletzten Quadratmeter ausgereizt, doch trotzdem stellen sich noch einige spitzfindige Fragen. Zählt der jeweilige Übungsleiter zur Fünfergruppe? Kann es eine Yogastunde mit 15 Teilnehmern sein, die sich auf drei verschiedene 1000-Quadratmeter-Parzellen verteilen, aber von einer Kursleiterin die Kommandos kriegen?

„Ich frage lieber einmal mehr als einmal weniger nach, weil wir die Auflagen erfüllen und Strafen vermeiden wollen“, betont Krimmer, die am Freitag ein Konzept ihres Vereins für den Freiluftsport ans Rathaus gesandt hat. Ob es wie geplant umgesetzt werden kann? Christine Wolff, die Pressesprecherin der Stadt Backnang, bittet in dieser Sache noch um ein wenig Geduld, denn die Coronaverordnung des Landes, die sich explizit den Sportstätten widmet, wurde sogar erst am vergangenen Sonntag in Textform gegossen. „Wir sind dran, ein Konzept zu erarbeiten und wollen dieses dann schnellstmöglich gegenüber den Vereinen kommunizieren“, verspricht Wolff. Parallel gehe es zudem darum, wie es ab sofort auch wieder allen Sportlern mit einem Landeskaderstatus möglich gemacht werden kann, in den Schwimmbädern und in den Sporthallen zu trainieren.

„Es passiert diese Woche wahrscheinlich noch nichts“, ahnt Krimmer und begründet das nicht nur mit dem noch fehlenden Fahrplan seitens der Stadt, sondern mit den allgemeinen Vorgaben, die es gewissenhaft zu erfüllen gilt. „Da steckt viel Bürokratie und Aufwand dahinter“, sagt die TSG-Funktionärin und denkt unter anderem daran, die Sicherheitsabstände auf dem Hagenbachgelände zu markieren.

Weitaus simpler scheint es da zu sein, mit den seit gestern auch wieder erlaubten Lauftreffs im öffentlichen Raum umgehend durchzustarten. Der Lauftreff „Lockerer Haufen“, der sich im Normalfall jeden Dienstag um 18.30 Uhr im Backnanger Plattenwald trifft, hat heute Abend genau das im Sinn. „Es muss einen Verantwortlichen geben, und wir müssen eine Teilnehmerliste führen“, schildert Falko Dröge die Auflagen, wie er sie bislang verstanden hat. Darüber hinaus gelte es noch, den üblichen Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern einzuhalten, aber eine Begrenzung der Teilnehmerzahl liest er aus der Verordnung nicht heraus. Ohnehin ziehe sich das Feld in aller Regel recht weit auseinander, weil sich kleinere Einheiten mit unterschiedlichem Tempo bilden.

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Erstellt:
12. Mai 2020, 11:30 Uhr

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