Ein Abgang und die Folgen

Wie erwartet holt der FC Bayern Benjamin Pavard – am liebsten will der Rekordmeister ihn noch in diesem Winter

Ankündigung - Benjamin Pavard wechselt im Sommer vom VfB Stuttgart zum FC Bayern. Wie werden die Fans auf den französischen Weltmeister reagieren?

La Manga Es weht ein frischer Wind. Sonnig, aber kühler als zuvor ist es auf der Anlage des La Manga Club. Plötzlich beherrscht ein Mann die Gespräche am Trainingsplatz, der gar nicht vor Ort ist, weil er als einziger Spieler wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel das Trainingslager des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart in Spanien ausgelassen hat und stattdessen daheim Aufbautraining absolviert: Benjamin Pavard.

Die Spatzen pfiffen es ja schon von den Dächern, dass der Weltmeister den Club aus Cannstatt im Sommer verlassen und sich dem FC Bayern München anschließen wird, allen sehr fadenscheinigen ­Dementis zum Trotz. 5000 Kilometer entfernt von La Manga gab Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Münchner Trainingslager in Katar den Wechsel zum 1. Juli parallel zum Beginn der ersten VfB-Übungseinheit des Tages bekannt: „Das ist ein junger Spieler, der Weltmeister ist. Wir sind sehr froh und stolz.“

Pavard hat beim Rekordmeister einen Fünfjahresvertrag bis 2024 unterschrieben. Dank einer Ausstiegsklausel, die nur im Fall einer Qualifikation des VfB für die Champions League nicht gegriffen hätte, kann er den abstiegsbedrohten VfB im Sommer für eine Ablösesumme von 35 Millionen Euro verlassen. „Es hat mich überrascht, dass es jetzt rausgekommen ist. Ansonsten war es ja eine Geschichte, die schon länger herumgegeistert ist, und hat mich von dem her nicht überrascht“, sagte VfB-Trainer Markus Weinzierl in La Manga. Die Münchner würden Benjamin Pavard gerne sofort verpflichten, mit einer Anfrage sind sie an den VfB-Sportvorstand Michael Reschke herangetreten. Nach dessen Absage teilten ihm die ­Bayern mit, dass sie den 22-Jährigen im Sommer holen.

Wie zu hören ist, soll es in München nach wie vor die Hoffnung auf eine Verpflichtung des Franzosen innerhalb des bis 31. Januar geöffneten Wintertransferfensters geben und der Spieler dem aufgeschlossen gegenüberstehen. Markus Weinzierl würde jedoch versuchen, sein Veto einzulegen: „Ich habe schon gesagt: Es ist klar, dass wir uns nicht schwächen dürfen, sondern uns verstärken müssen.“ Zunächst fällt Pavard aber auf alle Fälle weiter aus. Er macht zwar Fortschritte und hat das Lauftraining aufgenommen, der Rückrundenstart übernächsten Samstag (15.30 Uhr) zu Hause gegen den FSV Mainz 05 kommt jedoch zu früh für ihn. Danach folgt das Duell bei seinem künftigen Arbeitgeber in München.

„Es ist schwierig, eine Prognose zu stellen“, sagt VfB-Trainer Weinzierl: „Es ist schade, dass er fehlt, weil Pavard uns mit seinen Qualitäten weiterhilft. Wenn er fit ist, werden wir da genau hinschauen und entscheiden, wer wo spielt.“ Zunächst sind Timo Baumgartl und Marc Oliver Kempf in der Innenverteidigung einer Viererkette gesetzt – das ist die einzige Abwehrvariante, die das Team einstudiert hat. „Klar ist, dass Pavard sehr viel Qualität hat, aber dass wir dann auch auf dieser Position eine Konkurrenzsituation haben“, sagt Markus Weinzierl.

Der Franzose ist seit 2016 beim VfB, für eine Ablösesumme von fünf Millionen Euro kam er vom OSC Lille. Er meisterte mit den Stuttgartern den Wiederaufstieg in die Bundesliga, avancierte zum Nationalspieler und Weltmeister. Nach dem Titelgewinn mit der französischen Auswahl konnte der Senkrechtstarter in der Hinrunde allerdings nicht an seine starken Leistungen der vorigen Saison anknüpfen, was nichts an seiner Begehrtheit änderte. Und jetzt sagt Monsieur Pavard Au revoir – für den siebenfachen Einkaufspreis. „Lieber wäre mir natürlich, er wäre die nächsten Jahre unser Spieler. Jetzt müssen wir halt mit den Einnahmen das Beste machen“, sagt Markus Weinzierl. „Erst einmal bin ich froh, dass er noch ein halbes Jahr in meiner Kabine sitzt.“

Benjamin Pavard ist der achte Spieler, der sich für einen Wechsel vom VfB zum FC Bayern entschieden hat. Dieter Hoeneß machte 1979 den Anfang, es folgten Bernd Martin (1982), Thomas Strunz (1995), Giovane Elber (1997), Pablo Thiam (2001), Mario Gomez (2009) sowie Sven Ulreich (2015), der noch immer in München ist. Spieler, die diesen Weg gehen, müssen aufgrund der Rivalität der Traditionsvereine aus dem Süden mit Missmut der Fans rechnen. „Klar kenne ich die Thematik, aber das ist jetzt in meinem Kopf kein Thema“, sagt Weinzierl und verweist darauf, dass der Franzose beim ersten Heimspiel fehlen wird: „Wir konzentrieren uns auf Mainz und unsere Leistung, alles andere werden wir sehen. Ich hoffe, dass es keine Pfiffe gibt.“

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Erstellt:
10. Januar 2019, 03:14 Uhr

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