Emelie Petz: Froh und zuversichtlich auf dem Weg zurück

Nach einer erneuten Achillessehnenoperation und mittlerweile eineinhalbjähriger Verletzungspause wartet die 19-jährige Allmersbacherin sehnlichst darauf, mehr als nur Rehaübungen machen zu dürfen. Das große Ziel Olympia in Paris hat die TSG-Turnerin aber weiter fest im Blick.

Die Grundausbildung bei der Bundeswehr hat Emelie Petz (Mitte) gut bewältigt. Nun hofft die 19-Jährige ihr Können demnächst auch als Turnerin wieder zeigen zu können. Foto: privat

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Die Grundausbildung bei der Bundeswehr hat Emelie Petz (Mitte) gut bewältigt. Nun hofft die 19-Jährige ihr Können demnächst auch als Turnerin wieder zeigen zu können. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Sie lacht fröhlich. Das hat allerdings nur teilweise etwas damit zu tun, dass Emelie Petz in Hannover ihre Grundausbildung bei der Bundeswehr gut hinter sich brachte. Für die erstaunlich gute Laune sorgt vielmehr der frische Mut, mit dem die 19-jährige Turnerin den langen Weg zurück auf die Wettkampfbühne angeht. Für die Allmersbacherin ist es schon der zweite Versuch, seitdem vor gut eineinhalb Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio die Achillessehne am linken Fuß im Training riss. Vor acht Monaten wurde die TSG-Sportlerin in der Schweiz deshalb erneut operiert, nachdem die OP zwölf Monate zuvor nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte.

Nun, nach bestandenem Abitur, nach den vier Wochen bei der Bundeswehr, startet sie den nächsten Anlauf, um das fortzusetzen, was einst so hoffnungsvoll begonnen hat: ihre Turnkarriere. Auf 15 deutsche Jugendmeistertitel und je eine Teilnahme bei Welt- und Europameisterschaften hat sie es bereits in jungen Jahren gebracht. Dabei hat auch die eine oder andere Verletzung die Turnerin von der TSG Backnang nicht vom Kurs abgebracht. So lange wie diesmal dauerte die Leidenszeit bisher aber noch nie. Eineinhalb Jahre wartet sie mittlerweile darauf, an den Geräten wieder richtig schaffen und turnen zu können. Harte Monate. „Vor allem für ein ungeduldiges Mädchen“, sagt Emelie Petz – und lacht.

Arzt in der Schweiz entscheidet, ob es bald wieder losgehen kann

Ein Zeichen dafür, dass sie sich von all den Rückschlägen nicht entmutigen lassen hat. „Die Olympischen Spiele in Paris im Sommer 2024 sind weiterhin mein großes Ziel“, sagt Petz. Um dorthin zu kommen, hat sich die viermalige BKZ-Sportlerin des Jahres entschieden, Sportsoldatin zu werden. Das ermöglicht ihr, sich voll und ganz aufs Turnen und aufs Training in Stuttgart zu konzentrieren. Wobei Zweiteres derzeit vor allem Reha heißt. Noch darf sie den linken Fuß nur wenig belasten. Sie weiß: „Ich habe noch viel Arbeit vor mir.“ Dabei kann sie es langsam, aber sicher kaum noch abwarten, bis sie wieder richtig einsteigen kann. Deshalb fiebert sie dem kommenden Mittwoch entgegen. Dann steht in Rheinfelden ein Kontrolltermin bei Lukas Weisskopf an, dem Arzt, der die zweite OP vorgenommen und ihr die Hoffnung zurückgebracht hat.

„Immer wieder von ganz, ganz vorne anzufangen, ist schon heftig“, gesteht die Allmersbacherin. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als sie nach der ersten Operation feststellen musste, dass die Sehne nicht so zusammengewachsen war, wie es hätte sein sollen. Die 19-Jährige erzählt: „Ich hatte keine Schmerzen, aber einfach keine Kraft. Die Sehne war zu lang.“

Der Traum von den Olympischen Spielen 2024 in Paris lebt

Nun ist sie zuversichtlich, dass alles so ist, wie’s sein soll. Ihr Traum von Paris lebt. Zunächst einmal hat sie allerdings eine Teilnahme bei der deutschen Meisterschaft Anfang Juli in Düsseldorf als Nahziel. Allerdings ist schon jetzt sicher, dass sie dort nicht an allen vier Geräten turnen kann. „Was dann geht, weiß ich aber nicht genau“, erklärt Emelie Petz und geht davon aus, dass „die Chancen am Barren und eventuell am Balken am größten sind“. Auch weil die Belastung für den Fuß am Sprung und am Boden deutlich höher ist.

Die Nominierung für den Perspektivkader ist ein ermutigendes Zeichen

In einer solch schwierigen Phase zwischen Warten, Bangen und Hoffen ist es für eine Sportlerin dann ein positives und mutmachendes Zeichen, wenn auch andere an sie und ihre Rückkehr glauben. So wie der Deutsche Turner-Bund, der die junge Frau aus dem Murrtal für den Perspektivkader Olympia 2024 nominiert und damit eine entsprechende Förderung abgesichert hat. Das hilft auch, damit sie von der Bundeswehr zumindest bis zu den Olympischen Spielen abgestellt wird, um genug Zeit fürs Training zu haben. Nun muss sie allerdings erst einmal fit werden und wieder ein klein wenig lernen, unter Druck und den kritischen Blicken von Kampfrichtern schwierigste Übungen möglichst perfekt zu turnen. „Ich bin seit gut eineinhalb Jahren ohne Wettkampf“, erzählt Petz, die selbst am besten weiß, dass sogenannte Wettkampfstabilität nicht im Training erlangt wird.

Die Chance genutzt und sich verstärkt um Familie und Freunde gekümmert

Bis dahin gilt es aber noch ein gutes Stück an Weg zurückzulegen – und vor allem nächste Woche in der Schweiz grünes Licht zu bekommen, um mehr als nur Reha machen zu dürfen. Ihren Optimismus hat sie trotz der nervigen Ungewissheit bislang nicht verloren. Wohl auch, weil Familie wie Freunde in den schwierigen Monaten für sie da waren und sie wiederum während der langen Verletzungsphase für ihr Umfeld „mehr Zeit fand“. Worte, bei denen Emelie Petz lacht und fröhlich hinzufügt: „So hat eben alles seine Vor- und Nachteile.“

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Erstellt:
4. Februar 2023, 12:30 Uhr

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