Emelie Petz kehrt zu den Wurzeln zurück

Die frühere Nationalmannschaftsturnerin hat nur wenige Monate nach ihrem frühen Karriereende ein neues Kapitel im Turnsport aufgeschlagen. Seit diesem Monat ist die junge Allmersbacherin mit Sabrina Hold bei der TSG Backnang für den jüngsten Nachwuchs zuständig.

Nach dem Ausstieg als aktive Turnerin kümmert sich Emelie Petz (links) an Sabrina Holds Seite um den TSG-Nachwuchs. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Nach dem Ausstieg als aktive Turnerin kümmert sich Emelie Petz (links) an Sabrina Holds Seite um den TSG-Nachwuchs. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

„Für mich ist es eine ganz neue Welt.“ Emelie Petz spricht dabei nicht vom Turnsport, sondern von ihrer neuen Rolle dort. Die gerade 21 Jahre alt gewordene Allmersbacherin ist bei ihrem Heimatverein TSG Backnang als Trainerin eingestiegen. Die Frau, die bis vor ein paar Monaten noch hoffte, an den Olympischen Spielen in Paris teilzunehmen, ehe sie ihre Karriere verletzungsbedingt beenden musste, gibt jetzt anderen Hilfestellung. An der Seite von Sabrina Hold lehrt sie den jüngsten Mädels des größten Vereins im Murrtal das, was Petz einst aus dem Effeff beherrschte: Salti, Schrauben, Überschläge, Spagat und anderes.

Zweimal die Woche steht die ehemalige WM-Teilnehmerin nun in der Schillerhalle. Abwechselnd mit Sabrina Hold und jungen Helferinnen wie Lilli Braun kümmert sie sich um die insgesamt 13 Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren. Wobei die Jahrgänge 2014 bis 2016 viermal die Woche zweieinhalb Stunden üben, während der jüngere Nachwuchs zweimal pro Woche zwei Stunden trainiert. Sabrina Hold ist gottfroh über die prominente Unterstützung. Denn „für mich war es schon heftig, neben der Familie und dem Beruf das allein zu stemmen, auch wenn mich die Helferinnen und Betreuerinnen toll unterstützt haben“. Trotzdem war sie am Anschlag.

Die einstige Spitzenturnerin muss nun erst einmal die Basis legen

Dank Emelie Petz kann der Verein nun sogar vier statt drei Trainingsabende für diese beiden Altersstufen anbieten. Zudem ist die frühere Zweitliga-Turnerin Sabrina Hold entlastet. Und das nicht von irgendjemand. Ihre neue Mitstreiterin ist eine Frau, die in der Jugend 15 deutsche Meistertitel sammelte, die mit Stuttgart einen deutschen Mannschaftsmeistertitel nach dem anderen gewann, die mit dem Nationalteam internationale Wettkämpfe absolvierte und im Sommer 2021 zum deutschen Olympiateam für Tokio zählte. Doch trotz all dieser Erfolge ist Petz klar: „Bei allem, was man neu beginnt, ist man erst einmal Anfängerin.“ So wie sie nun. Ihr Können aus der noch nicht so arg weit zurück liegenden Zeit als aktive Turnerin hilft ihr als Trainerin gerade nur bedingt weiter. Nun geht es nicht darum, Vier-, Fünf- oder Zehnjährigen am Stufenbarren das nach ihr selbst benannte Element Petz beizubringen. Es geht um die solide Grundausbildung junger Mädels, die zwar talentiert sind, aber im Turnsport erst ganz am Anfang stehen und zum Teil noch keinen echten Wettkampf geturnt haben.

Die gebürtige Allmersbacherin weiß das nur zu genau: „Mir hilft das, was ich in den vergangenen Jahren am Kunstturnforum trainiert und gemacht habe, hier nicht viel.“ Deshalb hat sie sich vor ihrem Einstieg erst einmal genauestens informiert, was bei den Kindern möglich und machbar ist. Dann ist sie Mitte März in die Halle gegangen und bei Sabrina Hold zugeschaut, wie das Training so abläuft. Dabei hat sie schnell fest gestellt, dass die meisten Mädels nicht wissen, welche prominente Zuschauerin da am Rand sitzt. Für den Nachwuchs war sie die neue Übungsleiterin Emelie, nicht die langjährige deutsche Spitzenturnerin.

Eine, die sich nicht lange zierte, als die TSG-Fachwartin fürs weibliche Gerätturnen Melanie Andergassen anrief und fragte, ob sie sich vorstellen kann in Backnang als Trainerin einzusteigen. Schließlich hatte sie ohnehin vor, dieses Jahr „noch meine Lizenz zu machen.“ Wobei sie da nicht beim C-Schein beginnen muss, sondern gleich mit der B-Lizenz starten kann: „Der Verband will damit seinen Kaderathleinnen erleichtern, dass sie sich als Übungsleiterinnen engagieren“, erklärt die sechsmalige BKZ-Sportlerin des Jahres. Sie ist bereit das zu machen. Auch „weil ich dem Verein, der viel für mich getan hat, so auch etwas zurückgeben kann.“ Hinzu kommt, dass die Lehramtsstudentin für Sport und Englisch das Training als Anschauungsunterricht für ihren angestrebten Beruf nutzen kann.

Eines steht für sie schon fest: „Wichtig ist, dass die Mädels Spaß haben, bei dem, was sie machen.“ Sie habe ihn auf jeden Fall, erzählt Emelie Petz, grinst und blickt zu Sabrina Hold. Die schmunzelt auch und nickt kurz darauf bestätigend, als ihre neue Mitstreiterin sagt: „Die Zeit wird gut, die Zeit wird toll und ich freue mich darauf.“ Ein Satz, der selbstbewusst und entschlossen wirkt. So wie eine Spitzensportlerin eben sein muss, wenn sie’s so weit bringen will, wie Emelie Petz, die sich sicher ist: „Als Trainerin fange ich zwar erst an, aber ich wachse da rein und schaffe das.“

Noch Luft nach oben

Mitstreiter gesucht Die TSG Backnang 1846 Turnen hat seit Jahren in Sachen Talentförderung einen guten Namen. Immer wieder schaffen Jungs oder Mädels den Sprung ans Kunstturnforum nach Stuttgart. Möglich ist das dank vieler ehrenamtlich engagierter Trainerinnen und Trainer bei der TSG. Wobei deren Zahl gerne höher sein dürfte, wie Sabrina Hold erzählt und sagt: „Wer bei uns mitmachen will, ist herzlich willkommen.“

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Erstellt:
9. April 2024, 06:00 Uhr

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