„Es ist alles kunterbunt möglich“

Interview Jens Holderle ist seit 2008 Trainer bei den Judokas der TSG Backnang. Der 41-jährige Lehrer steht mit der Frauenmannschaft vor dem dritten Gewinn der deutschen Meisterschaft. Am morgigen Samstag um 16 Uhr beginnt in Bottrop der letzte Wettkampftag der Bundesliga.

Backnangs Trainer Jens Holderle analysiert die Bundesliga-Saison genau und gibt sich vor dem Saisonfinale kämpferisch. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Backnangs Trainer Jens Holderle analysiert die Bundesliga-Saison genau und gibt sich vor dem Saisonfinale kämpferisch. Foto: A. Becher

Wie ist die Konstellation vor dem letzten Wettkampftag in der Bundesliga?

Vorne dran sind Speyer, Bottrop und wir eng beieinander. Das war es auch, was ich mir vor der Saison vorgestellt habe. Dass es nun ein richtiges Finale wird, ist umso schöner für die Bundesliga und für den Verlauf vom Wettkampfjahr. Die Meisterschaft und die Vizemeisterschaft sind völlig offen. Es ist am Samstag alles kunterbunt möglich.

Ihre Mannschaft ist doch aber in der besten Ausgangslage, oder?

Man muss arg aufpassen, wie es an einem solchen Tag läuft. Das sieht rechnerisch alles ganz nett aus. Ich gehe davon aus, dass Bottrop gegen Düsseldorf gewinnt. Wir müssen zunächst gegen Bad Homburg kämpfen. Normalerweise sollte es für uns rundlaufen, aber Bad Homburg hat gute Kämpferinnen auf seiner Liste und die darf man einfach nicht unterschätzen. Wenn alles glatt läuft, wird der letzte Kampf gegen Bottrop entscheiden. Wenn wir diesen gewinnen, sind wir auf jeden Fall deutscher Meister. Alles andere ist reine Spekulation.

Wie sieht die personelle Lage bei Ihrem Team vor dem Saisonfinale aus?

Es sind am Wochenende gleichzeitig der Grand Slam in Baku und die U-23-Europameisterschaft in Prag. Anhand der Teilnehmerliste lässt sich bei uns dadurch schon ablesen, dass zum Beispiel Luise Malzahn, Nathalie Kolein, Annika Würfel und Caroline Fritze nicht dabei sein werden. Außerdem fehlen Katharina Menz und Renée Lucht. Man kann eigentlich pauschal sagen, dass unsere ersten beiden Reihen in allen Gewichtsklassen nicht da sein werden.

Die große Anzahl der personellen Ausfälle zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Wie erklären Sie sich, dass Ihre Mannschaft es trotzdem schafft, wieder um den Titel in der Bundesliga mitzukämpfen?

Als Mannschaftsleistung ist es für mich nicht verwunderlich. Die jungen Kämpferinnen, die dazukamen, wie Malin Fischer sind unheimlich wertvoll. Luise Malzahn war trotzdem bei den ersten vier Kämpfen dabei und hat alles gewonnen. Andrea Stojadinov hat einen großen Anteil daran und ihre Punkte dazu beigetragen. Was uns sehr viel hilft, ist, dass wir durch die Bank hinweg in jeder Gewichtsklasse sehr gute Kämpferinnen haben. Ein Beispiel: Wenn in der Klasse bis 63 Kilogramm mal Martyna Trajdos ausfällt, ist Lubjana Piovesana da, sie hat bisher alle Punkte geholt. Wir konnten die Ausfälle der Toptopleute sehr gut mit Topleuten kompensieren.

Gibt es da kein Aber?

Doch, was in diesem Jahr nicht so richtig sein soll, ist, dass alle zur gleichen Zeit da, fit und gesund sind. Das gestaltet sich in diesem Jahr extrem schwierig. So viele Verletzungen gab es in der Vergangenheit nicht. Zudem waren am zweiten Kampftag einige krank – Grippe und Erkältung. In früheren Jahren hätte die Sportlerinnen gekämpft. Aber aufgrund der derzeitigen Coronalage hat man beschlossen, dass es nur Sinn macht, wenn man topfit ist. Es wird in diesem Fall nichts mehr riskiert. Da kommt dann diese personelle Konstellation zustande. Aber auch die anderen Vereine haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.

Was bleibt für Sie in dieser Bundesliga-Saison besonders hängen?

Mir tut es als Trainer unheimlich gut, zu wissen, dass hinter uns ein Großteil von Leuten aus Backnang und der Region steht, die zum Verein halten. Da hatte ich viel Bauchweh während der Coronazeit, wohin die Sache läuft. Bleiben die Sponsoren dabei, unterstützt uns die Stadt Backnang weiterhin und geht das alles mit dem Judosport noch so? Da bin ich unheimlich dankbar, dass das so noch funktioniert. Ich bin auch froh, dass wir die Unterstützung im Verein weiterhin haben.

Mit welchen Ergebnissen Ihrer Mannschaft hatten Sie nicht gerechnet?

Mich hat es gewundert, dass wir zuletzt gegen Hannover und Speyer so deutlich gewonnen haben. Das hätte ich nicht erwartet. Da haben mich meine Kämpferinnen überrascht. Das war eine starke Leistung.

Da sollte dem Titelgewinn nichts mehr im Wege stehen. Ist die Meisterfeier schon vorbereitet?

Nein. Wir feiern erst, wenn wir Meister sind und nicht davor.

Das Gespräch führte Heiko Schmidt.

Tabelle und Kämpfe

Tabelle Der JSV Speyer führt mit neun Punkten die Tabelle an, hat aber bereits alle seine sechs Kämpfe absolviert. Dahinter folgen die TSG Backnang mit acht Zählern und der JC Bottrop mit sieben Punkten. Beide Teams haben noch zwei Begegnungen auszutragen. Die Teams dahinter haben keine Chance mehr auf den Meistertitel.

Letzter Kampftag Am morgigen Samstag um 16 Uhr beginnt das Saisonfinale in der Bundesliga der Judofrauen in Bottrop. Zunächst kämpft die TSG Backnang gegen die HTG Bad Homburg. Anschließend stehen die Begegnungen JC Bottrop gegen JC Düsseldorf und Bad Homburg gegen Düsseldorf auf dem Plan. Als Showdown ist der Kampf zwischen der TSG Backnang und dem JC Bottrop angesetzt. Unklar ist noch, ob auf einer oder auf zwei Matten gekämpft wird.

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Erstellt:
5. November 2021, 06:00 Uhr

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