Für die TSG Backnang gibt’s Lob, für die SG Sonnenhof die drei Punkte

Die Fußball-Oberligisten aus Großaspach und Backnang liefern sich ein rasantes Derby, in dem sich der favorisierte Tabellenzweite am Ende mit 3:1 durchsetzt. Dabei hadert das Kellerkind aus den Etzwiesen mit seiner Chancenverwertung und einer Schiedsrichterentscheidung.

Backnang und Mert Tasdelen (Mitte) lieferten sich mit Großaspachs Team um Kapitän Manuel Konrad (rechts) und Mittelfeldmann Fabian Benko ein enges Duell. Eines, bei dem es auf dem nassen und schmierigen Rasen viel Spannung und viel Kampf gab. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Backnang und Mert Tasdelen (Mitte) lieferten sich mit Großaspachs Team um Kapitän Manuel Konrad (rechts) und Mittelfeldmann Fabian Benko ein enges Duell. Eines, bei dem es auf dem nassen und schmierigen Rasen viel Spannung und viel Kampf gab. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

„Das hat sich gelohnt.“ Ein Satz, den Timo Röttger von sich gab, obwohl er nicht nur die rund 350 Kilometer von seiner Heimat im Bergischen Land nach Aspach auf sich genommen hatte und dort von einer nasskalten Witterung mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt empfangen wurde. Beides nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Was dem einstigen Drittliga-Torjäger der SG Sonnenhof den Besuch so gefallen hatte, das war ein spannendes und rassiges Oberliga-Derby. Eines, das der Tabellenzweite Großaspach gegen Kellerkind TSG Backnang am Ende mit 3:1 gewonnen hatte. Sehr zur Freude des mittlerweile im Teammanagement des Halleschen FC tätigen Ex-SG-Fußballers, der lobte: „Das war ein enges und echtes Derby mit sehr viel Kampf und einem schwierigen Platz.“

Ebenfalls gut kam bei dem 37-Jährigen an, dass „mit Nico Engel, Niklas Mohr und Tim Häußermann bei Großaspach drei Jungs gespielt haben, die ich in der A-Jugend ein halbes Jahr mit trainiert habe. Das finde ich richtig gut.“ Vor allem wohl auch, weil sein früherer Schützling Engel zwei der drei Aspacher Treffer erzielt hatte. Der 18-Jährige war damit allerdings nur einer von mehreren spielentscheidenden Protagonisten eines Duells, das fast bis zur letzten Minute auf des Messers Schneide stand.

Ein anderer war Großaspachs Torhüter Maximilian Reule, der gleich mehrere Backnanger Großchancen zunichte machte. Zu Beginn der Partie war der erfahrene Schlussmann vielleicht sogar der Akteur der Gastgeber mit den meisten Ballberührungen. Denn in der ersten halben Stunde war der Außenseiter besser, nutzte aber seine Chancen nicht. Aspachs ehemaliger Sportdirektor Joannis Koukoutrigas lobte den Kontrahenten: „Die TSG hat eine sehr gute Partie gemacht.“ Trotzdem standen die abstiegsbedrohten Backnanger zum Schluss mit leeren Händen da, denn „man muss eben auch sehen, dass wir individuelle Klasse haben“, so ein froher Koukoutrigas.

Für Backnangs Fans ist die Ampelkarte für Vincent Sadler der Knackpunkt

Wobei auch er durchaus wusste, das eine der entscheidenden Szenen Schiedsrichter Stefan Ebe zu verantworten hatte. Zumindest in den Augen derjenigen, die es unter den 1226 Fans mit der Etzwiesen-Elf hielten. Denn die waren mit der Ampelkarte für Backnangs Rechtsverteidiger Vincent Sadler drei Minuten vor der Halbzeit überhaupt nicht einverstanden. Fakt ist, dass die sehr harte Entscheidung gegen den ehemaligen Aspacher zur Folge hatte, dass die TSG-Elf die gesamte zweite Halbzeit zu zehnt spielte. Dabei verkaufte sie sich zwar gut und glich die SG-Führung, die Albin Sahiti kurz nach der Pause erzielt hatte, durch den starken Marco Rienhardt zwischenzeitlich auch aus, doch zu einem Punkt reichte es eben nicht. Denn während Reule sich danach nicht mehr bezwingen ließ und mit einer Klasseparade gegen Rienhardt in der 78. Minute ein zweites TSG-Tor verhinderte, musste sein Gegenüber Julian Guttenson noch zweimal hinter sich greifen.

SG Sonnenhof schlägt im Derby die TSG Backnang
Die SG Sonnenhof Großaspach landet im Derby der Fußball-Oberliga gegen die TSG Backnang einen 3:1-Heimsieg. Die Highlights vom Spiel sind dank Kevin Flatau hier im BKZ-Video zu sehen.

Joachim Pfisterer, Vorstand Sport des Viertletzten aus den Etzwiesen, wusste, „dass wir mit Sicherheit einen Punkt, wenn man die erste halbe Stunde nimmt vielleicht sogar drei verschenkt haben“. Dennoch sei er stolz auf die Leistung seiner Mannschaft, erklärte Pfisterer. Durfte er auch, obwohl alle wussten, dass ein Unentschieden oder gar ein Sieg den Backnanger im Abstiegskampf richtig gut getan hätte. Interimscoach Oguzhan Biyik gestand ein: „Es dauert sicher bis morgen früh, bis ich das verarbeitet habe.“ Vielleicht auch, weil es für ihn und seinen Partner Isaak Avramidis die letzte Partie als Cheftrainer war. Denn die Winterpause will die TSG nutzen, um den Nachfolger für den Mitte Oktober entlassenen David Pfeiffer zu finden.

Solche Probleme hat der Kontrahent aus Großaspach nicht. Dort ist man mit der Arbeit des Trainerteams um Evangelos Sbonias ebenso vollauf zufrieden, wie der Coach mit dem, was sein Team in den bisherigen 20 Partien geleistet hatte. Mit Rang zwei zur Winterpause und dem Derbysieg kann der 40-Jährige gut leben. Zumal ihn der gute Auftritt seines früheren Teams aus den Etzwiesen nicht überraschte: „Mir war klar, dass es eng wird. Aber am Ende haben wir die drei Punkte eben gezogen.“ Allerdings war ihm nicht entgangen, „dass wir am Anfang die falschen Waffen gewählt haben, weil wir es spielerisch versucht haben. Aber das ging auf diesem Platz einfach nicht.“

Aspachs Coach Evangelos Sbonias hat zur Halbzeit einen guten Riecher

Mit mehr Klarheit und langen Bällen im Spielaufbau arbeitete sich die SG dann in die Partie und hatte einen Trainer, der in der Halbzeit ein gutes Händchen bewies. Nicht nur weil er zur Pause mit Sahiti den Torschützen zur 1:0-Führung einwechselte, sondern vor allem weil er mit Jannik Pfänder und Luca Wöhrle beide zentrale Mittelfeldspieler aus der Partie nahm. Beide hatten im ersten Durchgang Gelb gesehen und Sbonias wollte davor bewahren, dass sie das gleiche Schicksal ereilt wie Backnangs Sadler. Ein kluger Schachzug, der zum Schluss dafür sorgte, dass das Derby nicht nur für Timo Röttger eine lohnende Angelegenheit war, sondern dessen Ex-Verein aus Großaspach im letzten Spiel vor Weihnachten auch noch drei weitere Punkte bescherte.

Zum Artikel

Erstellt:
3. Dezember 2022, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Rems-Murr-Sport

SVG Kirchberg: gekommen, um zu bleiben

In der abgelaufenen Saison haben die SVG-Volleyballerinnen die Bezirksliga-Meisterschaft bereits vor dem letzten Spieltag klargemacht. Ein zufriedenes Saisonfazit ziehen auch die SVG-Männer, die als Aufsteiger in der Bezirksliga Dritter geworden sind.

Rems-Murr-Sport

Für die TSG Backnang ist der Käse schon zur Halbzeit gegessen

Die Oberliga-Fußballer aus den Etzwiesen sind beim Tabellenvierten 1. CfR Pforzheim von Beginn an chancenlos und verlieren klar mit 0:3. Nach drei Minuten liegt die elf von Trainer Pavlos Osipidis bereits 0:1 hinten und kassiert noch vor der Pause zwei weitere Gegentreffer.

Rems-Murr-Sport

Die TSG Backnang will beim Spiel gegen den CfR Pforzheim kompakt bleiben und den Favoriten ärgern

Trotz Außenseiterrolle hofft die TSG, dass sie vom heutigen Nachholspiel beim Oberliga-Vierten 1. CfR Pforzheim was Zählbares mit ins Murrtal zurück bringt. Personell sieht es bei Backnangs Fußballern gegenüber dem Teilerfolg in Gmünd wieder besser aus.