HC Oppenweiler/Backnang erobert die Spitzenposition zurück

Der Handball-Drittligist aus dem Murrtal entscheidet die spannende Begegnung gegen den alten württembergischen Rivalen VfL Pfullingen mit 25:21 für sich. Für zusätzliche Freude sorgt, dass Fürstenfeldbruck und Kornwestheim verlieren und der HCOB damit wieder Erster ist.

HCOB-Schlussmann Jürgen Müller war für die Gäste aus Pfullingen oftmals eine unüberwindbare Hürde. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

HCOB-Schlussmann Jürgen Müller war für die Gäste aus Pfullingen oftmals eine unüberwindbare Hürde. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Riesenjubel in der bis auf den letzten Platz gefüllten Gemeindehalle: Im prestigeträchtigen Duell der württembergischen Dauerrivalen besiegten die Drittliga-Handballer des HC Oppenweiler/Backnang den VfL Pfullingen mit 25:21 und sind damit wieder Tabellenführer. In einer nervenaufreibenden Partie durchlebten beide Teams ein Wellental der Gefühle. Entscheidend für den Heimerfolg war die bärenstarke Abwehrleistung mit dem Schlussmann als großem Rückhalt.

Das sah auch der Gästetrainer so. Daniel Brack, für den es im Hinblick auf seinen im Sommer anstehenden Wechsel zum HCOB ein spezieller Abend war, befand, dass „wir auch an Torwart Jürgen Müller gescheitert sind“. Der 41-Jährige bescheinigte der eigenen Truppe in Anbetracht der personellen Umstände „ein gutes Spiel, aber es reicht aktuell halt nicht“. Bei Pfullingen fehlte mit Niklas Roth ein Leistungsträger im halblinken Rückraum. Zudem musste Paul Prinz praktisch ohne Pause am Kreis schuften, da seine Mitstreiter auf dieser Position verletzt passen mussten. Insgesamt, so Brack, sei es für seinen künftigen Verein ein verdienter Sieg gewesen, zumal auch die Hausherren nicht in Bestbesetzung gespielt hatten. Sie mussten mit Timm Buck auf ihren in dieser Saison bislang besten Werfer verzichten.

Vom Anpfiff weg war Feuer und Leidenschaft in der Partie. Der HCOB startete trotz der Niederlage beim TSV Neuhausen/Filder am vorherigen Wochenende mit viel Selbstvertrauen, während der VfL zunächst zögerlich wirkte. Nach sechs Minuten hieß es 4:1, die Gäste hatten bereits zwei Siebenmeter versiebt. Nach der Zeitstrafe für Jason Ilitsch kam es noch dicker für Pfullingen. Erst traf Jakub Strýc aus der Ferne ins verwaiste Gästetor, dann tat es ihm Torwart Jürgen Müller gleich. 8:3 nach einer Viertelstunde, ein starker Auftakt für die Einheimischen.

HCOB verspielt Polster von fünf Toren, beim Seitenwechsel steht es 11:11

Plötzlich agierten die Murrtaler aber im Angriff einen Tick zu umständlich, machten technische Fehler und vergaben beste Torchancen. Der VfL wurde entschlossener und glich in der 27. Minute durch den Fernwurf von Lukas List zum 9:9 aus. In der Endphase der ersten Hälfte konnte sich der HCOB aber auf Philipp Maurer verlassen. Zweimal wurde der Rechtsaußen auf dem Flügel freigespielt, zweimal traf er ins Tor – und sorgte somit dafür, dass das Spiel nicht in Pfullingens Richtung kippte. VfL-Akteur Christopher Rix stellte das 11:11 zur Pause her. Zu wenig für die Hausherren, die mit ihrer verspielten Fünftoreführung haderten.

Nach dem Wechsel legten die Gäste viermal ein Tor vor, der HCOB hatte aber stets postwendend die richtige Antwort parat. Ab der 35. Minute schlug das Pendel eindeutig in Richtung der Murrtaler aus. Sie erspielten sich klare Möglichkeiten, die der Kontrahent durch Fouls unterband. Die Referees gaben binnen fünf Minuten vier Siebenmeter für Oppenweiler/Backnang, die Daniel Schliedermann allesamt verwandelte. Pfullingen musste zudem oft in Unterzahl spielen und dezimierte sich durch einen Wechselfehler zusätzlich. Der HCOB nutzte dies, um seinen Vorsprung weiter auszubauen. Martin Schmiedt traf wiederholt vom linken Flügel, in der 45. Minute netzte Schliedermann erneut ein. Aus einem 14:15 war ein 22:16 geworden – und damit war bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Trefferzahl erreicht, die später zum Heimsieg gereicht hätte. Nur wusste das zu diesem Zeitpunkt niemand.

Fünf Minuten vor Schluss zittert der HCOB wieder

Pfullingen kam noch einmal gewaltig auf. Der Klub aus dem Echaztal holte Tor um Tor auf und profitierte immens davon, dass die Hausherren im Angriff plötzlich viele erstklassige Chancen versiebten. „Wir haben im letzten Drittel des Spiels unglaublich viele Würfe aus der Nahdistanz liegen lassen“, ärgerte sich HCOB-Trainer Volker Blumenschein. Einige Male kam Pech dazu, wenn der Ball nach guten Spielzügen und knallharten Würfen vom Innenpfosten ins Feld zurücksprang. Auch Siebenmeter waren nun so eine Sache: Daniel Schliedermann verwarf zwei, Marc Godon einen weiteren. Weil Letzterer den VfL-Keeper Daniel Schlipphak im Gesicht traf, sah er die Rote Karte. Die Folge dieser Schwächephase: Fünf Minuten vor dem Ende stand es nur noch 22:21.

Man habe sich das Leben dadurch selbst „unglaublich schwer gemacht“, meinte Volker Blumenschein, der mit der kämpferischen Leistung jedoch sehr zufrieden war. Genauso wie damit, dass der HCOB keinen weiteren Treffer mehr kassierte. Torwart Jürgen Müller, der schon vorher öfters seine Klasse bewiesen hatte, entschärfte auch die letzten verzweifelten Pfullinger Würfe. Auf der anderen Seite beendete Tim Düren zunächst die elfminütige Torflaute und machte danach mit einer weiteren Bude zum 24:21 den Sack zu. Das 25:21 durch Lukas Rauh nach einer sehenswerten Flugeinlage war der krönende Abschluss. Weil die Niederlagen von Fürstenfeldbruck und Kornwestheim schon durchgesickert waren, ging es mit dem guten Gefühl der zurückeroberten Tabellenführung auf die Ehrenrunde.

HC Oppenweiler/Backnang: Müller (1), Koppmeier – Schliedermann (7/5), Gehrke, Sigle, Schmid, Dahlhaus (1), Schmiedt (4), Strýc (2), Frank, Maurer (3), Bühler, Rauh (1), Godon (1), Düren (5).

VfL Pfullingen: Tölke, Schlipphak – Zeiler (2), Schiemann, Schmidt, Prinz (3), Jabot (1), Roth (2), Ilitsch, Fischer (7/4), Hausmann, List (3), Rix (3).

Siebenmeter: 5/8:4/7 (Schliedermann wirft über das Tor und scheitert an Tölke, Godon scheitert an Schliedermann – Fischer wirft an die Latte und scheitert an Müller, Rix scheitert an Müller). – Zeitstrafen: 6:16 Minuten (Düren/zweimal, Godon/nach Disqualifikation – Ilitsch/zweimal, Rix/zweimal, Prinz, Roth, Fischer, List). – Disqualifikation: Godon (53./Gesichtstreffer beim Siebenmeter). – Schiedsrichter: Ernst/Friedhoff (Fellbach/ Freiburg im Breisgau).– Zuschauer: 650.

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Erstellt:
30. Januar 2023, 06:00 Uhr

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