Jonas Frank: „Es gibt nichts, was wir bremsen würden“

Interview Der Geschäftsführer setzt die Drittliga-Handballer des HC Oppenweiler/Backnang nicht unter Druck, den Sprung nach oben schon diese Saison schaffen zu müssen. Falls das Ticket für die Aufstiegsrunde gelöst wird, kündigt der 37-Jährige aber den Tritt aufs Gaspedal an.

Geschäftsführer Jonas Frank hat klare Vorstellungen davon, wie sich der HCOB fit für die Zweite Bundesliga machen kann. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Geschäftsführer Jonas Frank hat klare Vorstellungen davon, wie sich der HCOB fit für die Zweite Bundesliga machen kann. Foto: Alexander Becher

Der HCOB startet am nächsten Samstag beim TSV Neuhausen/Filder als Spitzenreiter in die Rückrunde. Lief bislang alles so, wie Sie es sich ausgemalt hatten?

Ja, insgesamt schon. Wir hatten im Sommer mit dem neuen Trainer und sechs Zugängen große Veränderungen, dazu kamen die Verletzungsprobleme in der Vorbereitung. Jetzt sind wir Tabellenführer mit 23:5 Punkten, daran gibt es absolut nichts auszusetzen.

Ist das bisherige Abschneiden angesichts der starken Zugänge vor dieser Saison mehr als eine Pflichtübung?

Weil wir zu den wenigen Vereinen gehören, die offen verkünden, dass wir etwas erreichen wollen, wurde uns die Favoritenrolle ein Stück weit automatisch zugeschoben. Es war aber natürlich auch unser eigener Anspruch und unsere Erwartung, dass mit jedem Zugang die Qualität im Kader steigt, deshalb sind wir zufrieden.

Mit Daniel Brack kam auch ein ambitionierter Trainer mit klaren Vorstellungen. Spielt die Mannschaft schon so, wie er und Sie sich das wünschen?

Die Entwicklung war in der Vorrunde gut zu erkennen. In den ersten Spielen, vor allem bei der Niederlage in Kornwestheim, hat man gemerkt, dass noch nicht alles sattelfest war. Dann hat sich das Team aber erstaunlich schnell stabilisiert und die Handschrift von Daniel Brack ist klar erkennbar. Die Mannschaft verinnerlicht seine Vorstellungen immer mehr, genau das war die Erwartung und die Hoffnung vor der Runde.

Erläutern Sie die Handschrift kurz?

In der Abwehr offensiv und aggressiv, mit viel Tempo nach vorne. Im Angriff viel Eins- gegen-Eins, Lösungen in der Kleingruppe, Würfe aus der Nahdistanz. Alles verbunden mit hoher Intensität. Auch emotional.

Das erste Ziel ist mit dem Einzug in die Aufstiegsrunde klar definiert. Welche Vereine sehen Sie im Rennen um die zwei Tickets als Hauptkonkurrenten?

Das ist an der Tabelle gut abzulesen. Konstanz ganz sicher, Leutershausen macht auch einen sehr guten Job. Dazu noch Fürstenfeldbruck, Pforzheim/Eutingen, Würzburg – diese Vereine machen es unter sich aus.

Falls es mit der Qualifikation klappt, wird es erst richtig schwierig. Warum glauben Sie, dass der HCOB besser als in der Vorsaison abschneiden wird?

Wir haben die Aufstiegsrunde bereits zweimal gespielt und wissen, was abgeht. Unsere Kaderqualität ist nochmals ein gutes Stück höher. Der ganze Verein hat das Anspruchsdenken verinnerlicht und entwickelt sich so, dass man Richtung Zweite Bundesliga arbeiten kann. Strukturen zu schaffen, die dem sportlichen Erfolg gerecht werden, ist mindestens genauso wichtig. Dann gilt es, durch dieses Nadelöhr der Aufstiegsrunde zu gehen, aber dafür darf zum Beispiel in Sachen Verletzungspech wenig passieren. Wenn es so weit sein sollte, werden wir nicht auf die Bremse treten, sondern auf das Gaspedal.

Bislang war von einem Dreijahresplan die Rede, der den Zweitliga-Aufstieg spätestens für 2025 vorsieht. Gilt das noch oder ist die Ungeduld gewachsen?

Es gibt überhaupt keine Ungeduld. Es gibt aber auch nichts, was wir bremsen würden, wir wollen das schaffen. Man muss die nötigen Schritte gehen und kann wenig überspringen. Wir wollen es auf gesunde Weise und mit einer Idee machen und sehen jetzt, dass wir uns in diese Richtung entwickeln.

Mit Aue und Vinnhorst belegen die beiden Zweitliga-Neulinge in dieser Runde derzeit die letzten zwei Plätze. Schreckt Sie das in irgendeiner Form ab?

Das nicht, aber es zeigt die Kluft zwischen der Zweiten und Dritten Liga. Vor diesem Schritt muss man Respekt haben und sich insofern darauf einstellen, dass die Qualität und die Breite des Kaders der Herausforderung gerecht werden, wenn es so weit ist.

Mit Nick Fröhlich (Horkheim) steht ein Neuer für die nächste Saison schon fest. Gibt es bald weitere Vollzugsmeldungen, wie viel muss und wird sich tun?

Wir haben den Wandel vor zwei Jahren eingeleitet und uns war bewusst, dass es ein Prozess wird und der Kader nicht in einem Sommer umgebaut ist. Es wird auch dieses Jahr wieder ein paar Veränderungen geben.

Unabhängig von der Liga?

Ja. Alle Spieler, die wir mittlerweile holen, haben entweder das Potenzial, sofort in der Zweiten Bundesliga zu spielen, oder sie sind perspektivisch dahin entwickelbar. Sie können und wollen das auch mit ihren Lebensumständen vereinbaren. Besonders die Entwicklung ist ein Weg, den wir gehen wollen, denn als aktueller Drittligist stehen wir in der Nahrungskette natürlich noch recht weit hinten, wenn es um den Zugriff auf Spieler der Ersten oder Zweiten Bundesliga geht.

Ist es sogar eine Option, für die Rückrunde noch etwas zu tun, um die Wahrscheinlichkeit des Aufstiegs zu erhöhen?

Ergibt sich etwas Machbares und Finanzierbares, das Sinn für alle Beteiligten macht, verschließen wir uns dem auf keinen Fall.

Abseits des Felds gab es einen Rückschlag. Der Glasboden, den sich vor allem der HCOB für Backnangs neue Halle gewünscht hatte, kommt nicht. Wie enttäuscht sind Sie und was bedeutet das für die sportlichen Ambitionen?

Enttäuscht bin ich nicht. Uns ging’s darum, dass geprüft wird, ob es für alle Beteiligten eine gute Option wäre. Rein sportlich bedeutet es für uns gar nichts. Es führt aber zu einem hohen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand, weil wir im Fall eines Aufstiegs für jedes Spiel einen fernsehtauglichen Boden auslegen müssten. Den müssten wir für einen ordentlichen Betrag kaufen oder mieten und es dauert ein paar Stunden, ihn jedes Mal auszulegen und zu entfernen.

Der ehemalige Trainer Volker Blumenschein soll den HCOB im sportlichen und organisatorischen Bereich unterstützen. Wie sieht das konkret aus?

Er ist in alle strukturellen Themen im Sport- oder Sponsoringbereich im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten voll eingebunden. Er hilft uns extrem weiter, indem er sein Fachwissen aus der Trainertätigkeit und vor allem sein Netzwerk als langjährige Führungskraft im Handball einbringt. Wir glauben, dass wir damit gut aufgestellt sind, um die nächste Zeit bestmöglich zu gestalten.

Was muss sonst noch passieren, um den Verein fit für eine dauerhafte Zukunft in der Zweiten Bundesliga zu machen?

Sportlicher Erfolg ist nur mit verlässlichen Sponsoren und Partnern möglich, zudem braucht es eine gute, funktionierende Infrastruktur. Auch die zwei Kommunen müssen mitziehen. Wenn diese Symbiose vorhanden ist, wird es nachhaltig funktionieren. Allein mit einer künstlichen, kurzfristigen Sportbetrachtung wird es nichts. Es ist das große Ziel, alle Parteien so zu begeistern, um den Handball in Oppenweiler und Backnang nicht nur auf die Zweite Bundesliga zu trimmen, sondern auch den Nachwuchs und alle anderen Bereiche voranzubringen. Wir sind ein Verein, der ganz viele Kinder und Menschen bewegt, und genau so nahbar und attraktiv wollen wir es auch strukturieren.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

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Erstellt:
14. Januar 2024, 11:00 Uhr

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