Judo-Bundesliga in Turnierform geplant

Beim Deutschen Judo-Bund laufen die Überlegungen, die Kämpfe in der höchsten deutschen Klasse wegen der Coronapandemie nicht komplett abzusagen. Die TSG Backnang befürwortet diesen Vorschlag und hat ihr Männer- und Frauenteam dafür gemeldet.

Der sportliche Leiter und Trainer Jens Holderle wird mit dem Frauen- und Männerteam beim Bundesliga-Turnier starten. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Der sportliche Leiter und Trainer Jens Holderle wird mit dem Frauen- und Männerteam beim Bundesliga-Turnier starten. Foto: A. Becher

Von Heiko Schmidt

Die Hälfte der Saison 2020 in der Judo-Bundesliga der Männer wäre eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt absolviert. Bei den Frauen stünde der Rundenstart unmittelbar bevor. Aber wegen der Coronapandemie ist noch kein einziges Duell über die Bühne gegangen. Auch in den kommenden Wochen wird im deutschen Oberhaus nicht gekämpft. Somit müssen sich die TSG Backnang, die mit den Männern und Frauen in der Ersten Bundesliga vertreten ist, und auch die anderen Teams in Geduld üben. „Momentan ist die Gesundheit aller wichtig“, sagt Jens Holderle, der bei der TSG der sportliche Leiter und Trainer ist.

Beim Deutschen Judo-Bund (DJB) laufen aber Bestrebungen, die Bundesliga-Saison nicht ausfallen zu lassen. Deshalb wird derzeit mit den Bundesliga-Verantwortlichen und den Vereinen ein alternatives Konzept erarbeitet. Geplant ist die Durchführung der Ersten Bundesliga in Turnierform am 10. und 11. Oktober. „Ich finde es prinzipiell gut, dass es einen Bundesliga-Termin gibt. Es ist ein wichtiges Zeichen, um die Leute für den Judosport zu halten“, erklärt Holderle. Er hat deswegen auch die Backnanger Männer- und Frauenmannschaft für die beiden Turniere gemeldet. „Es ist alles unter Vorbehalt, wie sich die Coronalage noch entwickelt“, schränkt der TSG-Verantwortliche etwas ein. Schließlich könne keiner momentan einschätzen, ob die Kontaktsportart Judo im Herbst dieses Jahres in ganz Deutschland möglich ist.

Es gibt abgeänderte Regeln. Aber es sind noch einige Fragen offen, die geklärt werden müssen.

Durch die unterschiedlichen Verordnungen in den einzelnen Bundesländern kann zum einen schon wieder richtig trainiert werden, zum anderen finden die Übungseinheiten noch ohne Körperkontakt statt. Letztere galten für die Backnanger auch in der Zeit vor dem 1. Juli. „Wir haben die Zeit genutzt, um uns körperlich mit Kraft und Ausdauertraining fit zu machen“, berichtet Holderle. Aufgrund der Lockerungen in Baden-Württemberg sind inzwischen aber wieder Gürtelprüfungen für die Jugend und auch das Training mit Körperkontakt möglich. In der Ferienzeit sollen einmal pro Woche die Übungseinheiten bei der TSG angeboten werden. Holderle sagt: „Wir werden erst in der ersten Septemberwoche wieder richtig einsteigen.“

Dann gilt natürlich der Blick der Topathleten aus dem Murrtal auf die beiden Bundesliga-Turniere im Oktober. „Es wird mit Sicherheit ein ganz anderer Wettkampf“, vermutet der TSG-Trainer. Klar sei dabei, dass es pro Begegnung nur sieben statt der bislang 14 Kämpfe in den einzelnen Gewichtsklassen geben wird. „Da kann man sich keinen Ausrutscher erlauben und nicht viel taktieren.“ Aus Holderles Sicht sind allerdings noch einige Fragen offen, die es zu klären gilt. Zum Beispiel wie die Kader der Mannschaften aussehen werden. „Es ist noch nicht festgelegt, was mit den ausländischen Kämpfern passiert“, sagt Holderle. Sportler aus Nicht-EU-Ländern, diese gibt es bei fast allen Judo-Bundesligisten, müssten sich bei der Einreise nach Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt einem Coronatest unterziehen oder in eine zweiwöchige Quarantäne. „Wer wird das dann bezahlen?“, fragt sich der Backnanger Trainer. Außerdem ist offen, was mit den deutschen Kaderathleten passiert. Schließlich ist angedacht, in diesem Jahr eine Europameisterschaft stattfinden zu lassen. Auch weitere internationale Wettkämpfe wie der European-Cup stehen in 2020 im Raum. Und diese wären im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2021 in Tokio für die deutschen Nationalkämpfer wie das Backnanger Leichtgewicht Katharina Menz wichtiger als das mögliche Turnier um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft.

Titelkämpfe in Senftenberg

Mit der Niederlausitzhalle im brandenburgischen Senftenberg ist eine Location für die Bundesliga-Turniere gefunden. Zehn Mannschaften aus der Männer-Bundesliga haben zugesagt und sollen am 10. Oktober kämpfen. Einen Tag später wären die sechs gemeldeten Teams aus der Frauen-Bundesliga an der Reihe. Gastgeber ist der KSC Asahi Spremberg. Die Judo-Bundesliga möchte sich mit diesem Vorstoß klar positionieren. DJB-Vorstandssprecher Reinhard Nimz sieht die Erarbeitung des alternativen Bundesliga-Konzeptes auch als Bestätigung, „dass wir versuchen, den Judosport in Deutschland wieder aufleben zu lassen“. Der DJB hält die Durchführung eines solchen Turnierformats für möglich und möchte die Titel auskämpfen lassen.

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Erstellt:
25. Juli 2020, 06:00 Uhr

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