Kraftdreikampf bei der TSG Backnang: Viel Schweiß für neue Rekorde

Bei den Schwerathleten der TSG Backnang hat sich eine kleine Gruppe an Kraftdreikämpfern um den Junioren-Weltmeister Christian Rupp gebildet. Unter Anleitung von Trainer Waldemar Rupp wird eifrig trainiert und eine neue Bestleistung nach der anderen in die Höhe stemmt.

Packen in der Seminarturnhalle mehrmals die Woche gemeinsam an: Kateryna Pinionz, Trainer Waldemar Rupp, Vitaliy Strykulist, Christian Rupp (von links) und Paul Kunze (liegend). Die Kraftdreikämpfer von der TSG haben in jüngster Zeit mehrer Rekorde aufgestellt. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Packen in der Seminarturnhalle mehrmals die Woche gemeinsam an: Kateryna Pinionz, Trainer Waldemar Rupp, Vitaliy Strykulist, Christian Rupp (von links) und Paul Kunze (liegend). Die Kraftdreikämpfer von der TSG haben in jüngster Zeit mehrer Rekorde aufgestellt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Katharina Riener

Dreimal die Woche dreieinhalb Stunden Gewichte stemmen und jeden Abend vor dem Schlafengehen ein halbes Kilo Quark essen – so trainiert der Junioren-Weltmeister im Bankdrücken Christian Rupp. Schon als Jugendlicher stellte der Backnanger zwei deutsche Rekorde auf, bei der WM in Kasachstan drückte er vor fünf Monaten die Kadernorm für seine Klasse bis 93 Kilogramm schon im ersten Versuch und verbesserte danach den von ihm selbst gehaltenen deutschen Rekord von 188,5 auf 195 Kilogramm. Als krönenden Abschluss seiner Juniorenzeit will der 23-Jährige von der TSG Schwerathletik „in der 105-Kilo-Klasse bei der deutschen Meisterschaft antreten und 203,5 Kilo drücken. Das wäre neuer Rekord.“

Christian Rupp: „Die Hantel ist der fairste Gegner“

Zum Kraftdreikampf oder auch Powerlifting ist er durch seinen Vater Waldemar gekommen, der den Verein trainiert. Davor hatte Christian Rupp Judo gemacht, inzwischen zieht er aber das Powerlifting vor, nicht zuletzt, weil eine entscheidende Variable wegfällt: der Gegner. Für Rupp steht fest: „Die Hantel ist der fairste Gegner. Sie ist immer gleich und ob du sie bewegst oder nicht, liegt nur an dir.“ Anders als zum Beispiel beim Bodybuilding würde außerdem eine klar messbare Leistung objektiv bewertet. Die ist aber keinesfalls in Stein gemeißelt. „Man muss immer dranbleiben und Freude daran haben, alle Techniken immer weiter zu perfektionieren, nur dadurch bin ich so weit gekommen“, so Rupp. Natürlich motivieren irgendwann auch der Erfolg und die Anerkennung anderer, der eigentliche Antrieb „muss aber von innen kommen“.

Vom Handball und der Leichtathletik übers Sportstudio zum Bankdrücken

Das weiß auch Paul Kunze. Er entdeckte seine Leidenschaft fürs Bankdrücken nach drei Jahren gesundheitsbedingter Sportpause im Fitnessstudio. Davor spielte er Handball und betrieb Leichtathletik „Dafür wollte ich mich mit 19 auch ursprünglich wieder in Form bringen. Aber dann machte mir das schwere Heben richtig Spaß und half vor allem dabei, mich nach meiner Verletzung in meinem Körper wieder wohl zu fühlen. Ich kam mir schwach und unfit vor, das konnte ich durch die selbst aufgebaute Trainingsroutine ändern und durch das Anpassen meiner Ernährung an das Powerlifting auch meine gesundheitlichen Probleme in den Griff kriegen.“ . Aus dem anfänglichen Ziel wurde so schnell ein größeres: „Ich wollte jeden Tag eine bessere Version von mir erschaffen und mich immer weiterentwickeln.“ Im Fitnessstudio wurde Kunze „dann auch darauf angesprochen, dass ich Potenzial fürs Powerlifting hätte“.

Paul Kunze stellt baden-württembergischen Rekord auf

Prompt bestritt er dieses Jahr in Fellbach seine ersten Wettkämpfe. Beim zweiten, der Landesmeisterschaft im Bankdrücken, entstand in Lautenbach der Kontakt nach Backnang. Kunze erzählt: „Ich bin ohne Coach hin. Benedikt Nicolai von der TSG war mein Konkurrent in der Klasse bis 74 Kilo, trotzdem wurde ich von den Backnangern richtig schön unterstützt. Waldemar hat mir schon beim Warm-up Tipps gegeben und mir später auch beim Rausheben geholfen.“ Kunze drückte 137,5 Kilogramm und stellte damit den baden-württembergischen Rekord auf. Vom Sports- und Teamgeist der TSG begeistert hat er „Christian dann angeschrieben, ob ich mal vorbeikommen darf“.

Seither ist er dabei und startet nun ebenfalls bei der deutschen Meisterschaft im Bankdrücken. Das ist die einzige Disziplin des Kraftdreikampfs mit großen Einzelwettkämpfen und wird von Kunze und Rupp klar favorisiert. Um sie korrekt auszuführen, müssen die Füße gegen den Boden gestemmt sowie der Kopf, die Schultern und der Po auf der Bank abgelegt werden. Dann wird das Gewicht kontrolliert bis zur Brust abgesenkt, kurz dort gehalten und dann wieder nach oben gedrückt. Bei der Kniebeuge geht man mit der Hantel auf den Schultern in die Hocke, bis sich das Hüftgelenk unter dem Kniegelenk befindet, und steht dann wieder auf. Fürs Kreuzheben greift man die Hantel mit gestrecktem Rücken aus der Hocke vom Boden und richtet sich dann mit ihr auf.

Die Dauer der Aufwärmphase hängt von den Kilos an der Hantel ab

Für alle Disziplinen gilt, je höher die Gewichte, desto länger muss man sich warm machen. Bei Backnangs Rekordhaltern kann das schon mal dauern. Ihre Trainingseinheiten sind lang und intensiv, sie treffen sich dreimal die Woche rund dreieinhalb Stunden, arbeiten meistens gar zwei Disziplinen an einem Tag ab. Wie das Training genau abläuft, kommt auf dem Zeitpunkt an. Rupp erklärt: „Off Season mache ich mehr Wiederholungen mit weniger Gewicht, um Muskelmasse aufzubauen. Geht es dann auf einen Wettkampf zu, gilt: Mehr Gewicht und weniger Wiederholungen. Das ist sicherer und hilft, ein Gefühl für ein bestimmtes Gewicht zu bekommen.“

Was Rupp längst verinnerlicht hat, ist für Paul Kunze immer noch neu. Der ebenfalls 23-Jährige erklärt: „Ich war so ein klassischer Pumper aus dem Fitnessstudio, erst hier hab ich richtig verstanden, was Powerlifting ist und was alles dahintersteckt.“ Bisher ist Kunze nur im Bankdrücken angetreten, für die anderen zwei Disziplinen „muss ich erst die entsprechende Technik und die Grundmuskulatur entwickeln“. Das wird aber sicher schnell klappen, jetzt, wo er auf „professionelle Ratschläge und ein gutes Auge von meinem Trainer und meinen Vereinskameraden zählen kann“.

Der Kreis der Powerlifter ist klein, der Zusammenhalt groß. Die Sportler unterstützen einander beim Sichern der Gewichte, beim Rausheben und auch mental. Vor Versuchen spricht man einander Sicherheit zu und für Christian Rupp ist klar: „Das Training in der Gruppe pusht enorm.“

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Erstellt:
19. Oktober 2022, 09:45 Uhr

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