Luca Wöhrle von der SG Sonnenhof Großaspach: Keine Lust auf Lästereien der Kumpels

Luca Wöhrle tritt mit Großaspachs Oberliga-Fußballern bei seinem Ex-Klub in Reutlingen an. Gerade weil der 28-Jährige dort noch viele Freunde hat und sie auch regelmäßig trifft, zählt für ihn nur ein Sieg. Zudem will er mit der SG Sonnenhof den Stuttgarter Kickers auf den Fersen bleiben.

Luca Wöhrle will mit Großaspach bald in der Regionalliga am Ball sein. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Luca Wöhrle will mit Großaspach bald in der Regionalliga am Ball sein. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

„Es ist ein ganz besonderes Spiel für mich, weil ich eine schöne Zeit bei diesem Verein hatte“, betont Luca Wöhrle vom Fußball-Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach vor der Partie beim SSV Reutlingen am morgigen Samstag um 15.30 Uhr. In den vergangenen vier Jahren trug der defensive Mittelfeldspieler das Trikot das ehemaligen Zweitligisten, nun kehrt er zum ersten Mal in den Farben seines neuen Klubs ins altehrwürdige Stadion an der Kreuzeiche zurück.

Luca Wöhrle will sich Frotzeleien ersparen

„Ich habe sehr viele Freunde in Reutlingen, mit denen ich privat weiterhin viel unternehme“, berichtet der 28-Jährige. Einem von denen, mit dem er sich morgen auf dem Platz harte Zweikämpfe liefern könnte, läuft Luca Wöhrle sogar tagtäglich über den Weg – seinem „besten Kumpel“ und Arbeitskollegen Riccardo Gorgoglione. Wer allerdings glaubt, aufgrund dieser engen Bande könnte Großaspachs Zugang vielleicht nur mit halbem Herzen bei der Sache sein, der täuscht sich gewaltig. Vielmehr sei „gerade das der Ansporn, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen müssen“. Schmunzelnd bezeichnet sich der gebürtige Stuttgarter, der in Steinenbronn im Landkreis Böblingen zu Hause ist und beim dortigen TSV das Fußball-Einmaleins erlernt hat, als „schlechtesten Verlierer, den es auf diesem Planeten gibt – gegen Reutlingen erst recht“. Wöhrle hat einfach keine Lust auf die Frotzeleien seiner Freunde, die er im Fall einer Niederlage wohl eine ganze Weile ertragen müsste.

Trotz einer schwierigen Vorbereitung läuft es bei Luca Wöhrle und der SG rund

Noch viel wichtiger ist ihm aber, mit der SG Sonnenhof auf Kurs zu bleiben. Der ehemalige Drittligist, der binnen zwei Jahren in die Oberliga durchgereicht wurde, hat sich nach einem radikalen Umbruch schnell stabilisiert und ist mit nur drei Punkten Rückstand auf die Stuttgarter Kickers derzeit der schärfste Verfolger des großen Titelfavoriten. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich nach der Vorbereitung auch nicht geglaubt, dass es so gut läuft“, räumt Wöhrle rückblickend ein. Sie als holprig zu bezeichnen, war angesichts der vielen krankheits- und verletzungsbedingten Ausfälle, der wenigen und schwachen Testspiele sowie der blamablen Pleite im WFV-Pokal beinahe untertrieben. Dass es dann plötzlich trotzdem lief, führt der 1,84 Meter große Rechtsfuß, der in den Nachwuchsabteilungen des VfB und der Kickers ausgebildet wurde, auf die Basics zurück. „Es war extrem, was wir bereit waren zu investieren“, sagt Wöhrle und lobt neben dem läuferischen und kämpferischen Einsatz den Teamgeist, das Mit- und Füreinander. „Wir haben uns den Erfolg erarbeitet.“

Ohne vorherigen Einsatz im ersten Punktspiel in der Startelf

Nicht zuletzt er selbst, denn sein Start im Fautenhau war alles andere als optimal. Der Heilungsprozess nach einer Operation am Sprunggelenk dauerte viel länger als erwartet, die Vorbereitung ging im Prinzip ohne ihn über die Bühne. Weil einige Kollegen passen mussten, wurde Wöhrle von Trainer Evangelos Sbonias im Oberliga-Auftaktspiel in Nöttingen trotzdem in die Startformation beordert und es gab einen 4:2-Sieg. „Ich habe versucht, alles rauszuhauen“, erinnert er sich an die Partie Anfang August. Es muss ihm wohl gelungen sein, denn fortan durfte er stets von Beginn an ran, obwohl ihm die Folgen der OP noch eine Weile zu schaffen machten und er nach den Spielen so manche Trainingseinheit sausen lassen musste. Das ist mittlerweile vorbei, trotzdem musste sich Wöhrle am vergangenen Wochenende beim 2:0-Erfolg gegen Göppingen zum ersten Mal mit der Rolle eines Einwechselspielers zufriedengeben. Für das morgige Duell mit seinem Ex-Verein spricht einiges dafür, dass sich das auch wieder ändert, wenngleich der Konkurrenzkampf groß ist.

Wöhrles klares Ziel ist der Regionalliga-Aufstieg

Darüber beklagt sich der Mittelfeldakteur aber nicht, denn für große Ziele braucht es einen schlagkräftigen Kader mit vielen Optionen. Und Wöhrle hat große Ziele, die er offen ausspricht: „Ich bin zur SG Sonnenhof gewechselt, um in die Regionalliga aufzusteigen.“ Das sei immer sein Ziel gewesen, seit er vor neun Jahren beim SGV Freiberg in den Aktivenbereich einstieg. Nach einem Zwischenstopp beim SV Böblingen war er 2017 mit dem FSV 08 Bissingen besonders nahe dran, doch der Traum platzte in der Aufstiegsrunde auf sehr unglückliche Weise. „Ich will nicht, dass es diese Saison wieder so ist“, sagt Wöhrle und weiß, dass Patzer wie in Rielasingen (2:4) und Mutschelbach (1:3) deshalb Seltenheitswert haben sollten. Beim SSV zählt für ihn im 175. Oberliga-Spiel also nur ein Dreier, bei aller Sympathie für seinen Ex-Klub, der Tabellenachter ist: „Es freut mich, dass Reutlingen so gut dasteht. Die Niederlage, die gegen uns auf sie zukommt, werden sie schon verkraften.“

Rund ums Spiel am Samstag

Rückblick Göppingen sei für ihn „die abgezockteste Mannschaft der Liga“, hatte Evangelos Sbonias vor Großaspachs Heimspiel am vergangenen Sonntag betont. Umso mehr freute den Trainer der SG Sonnenhof der 2:0-Sieg im Verfolgerduell, den sich sein junges Team mit einer „sehr reifen und überzeugenden Leistung“ verdient habe.

Ausblick Nun wartet mit Reutlingen „das meiner Meinung nach spielstärkste Team auf uns“, sagt Sbonias über den morgigen Rivalen, ehe die Heimspiele gegen Villingen und die Stuttgarter Kickers folgen. Der SSV spiele „einen technisch starken Fußball und ist vor allem mit dem Ball sehr variabel“.

Bilanz Um Punkte kämpften beide Vereine bislang erst viermal. In der Oberliga-Saison 2005/2006 gab es ein 0:0 in Großaspach, das Rückspiel gewann Reutlingen mit 2:0. In der Regionalliga-Runde 2009/2010 entschied die SG beide Duelle für sich (2:0 und 2:1).

Personal Sbonias muss weiterhin auf Elias Rahn (Verletzung am Hüftbeuger) und Dominik Beisswenger verzichten. Letzterer wird nach seiner Schulter-OP aber bald im Mannschaftstraining zurückerwartet.

Zum Artikel

Erstellt:
14. Oktober 2022, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Rems-Murr-Sport

HC Oppenweiler/Backnang hat sein Finale

Nach dem deutlichen Auswärtssieg beim HC Erlangen II geht es nun in einem direkten Duell mit den Wölfen Würzburg am Samstag in der heimischen Gemeindehalle um die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur Zweiten Handball-Bundesliga.

Rems-Murr-Sport

SG Sonnenhof Großaspach kann den Aufstieg wieder aus eigener Kraft schaffen

Die eigenen Hausaufgaben machen und auf Patzer der Konkurrenz lauern – diese Devise ist für den Fußball-Oberligisten zumindest zum Teil aufgegangen. Nach dem 2:0 gegen Gmünd und der Göppinger Niederlage in Mutschelbach ist die SG wieder Zweiter.

Rems-Murr-Sport

Katharina Menz ist auf dem steinigen Weg nach Paris

Bis vor wenigen Monaten schien die Nominierung für die Olympischen Spiele für Katharina Menz nur Formsache zu sein. Doch vor der morgen startenden Weltmeisterschaft in Abu Dhabi ist die Judoka von der TSG Backnang auf den letzten sicheren Qualifikationsplatz zurückgefallen.