Max Pfeil fährt auch die schmalen Reifen

In der Vorbereitung auf die Weltcup-Saison im Mountainbike-Enduro ist der Auenwalder über den Winter bei Querfeldeinrennen unterwegs. Dort reichte es bei der deutschen Meisterschaft zu Rang elf.

Max Pfeil quält sich im Winter mit dem Rennrad durch Sand und Schlamm, um im Frühjahr fit zu sein, wenn’s mit dem Mountainbike wieder im Höllentempo bergab geht. Foto: Nina Ludwig

© Nina Ludwig Photography

Max Pfeil quält sich im Winter mit dem Rennrad durch Sand und Schlamm, um im Frühjahr fit zu sein, wenn’s mit dem Mountainbike wieder im Höllentempo bergab geht. Foto: Nina Ludwig

Von Uwe Flegel

„Es macht einfach mehr Spaß als sich im dunklen Keller auf der Radrolle abzustrampeln.“ Max Pfeil spricht von seinen Versuchen im Cyclocross, hierzulande einst als Querfeldeinfahren bekannt und vor allem beliebt. Radrennfahrer und Weltmeister wie der Kölner Rolf Wolfshohl, der aus der Siegener Ecke stammende Klaus-Peter Thaler und der Berliner Mike Kluge waren Stars. Nicht nur, wenn sie mit dem Rennrad quer durch die Prärie fuhren. Wenn der Untergrund beim Auf und Ab durch den Wald und über Wiesen kein Teerbelag ist, sondern Sand, Schlamm und was es sonst so an meist feuchtem Dreck noch gibt.

Letztgenannte Bodeneigenschaften sind für den Auenwalder nicht neu. Als einer der besten deutschen Mountainbike-Enduro-Sportler bewältigt er solche Pisten normalerweise in halsbrecherischem Tempo bergab. Die Saison dort geht allerdings von April bis Oktober. Die sogenannten kalten Monate hat der 25-Jährige dann Zeit, sich zuerst von der Serie mit rund 15 Rennen zu erholen, um dann nach dem gemütlichen Füße hochlegen wieder in die Pedale zu treten. Zum Beispiel beim Cyclocross. Vier Rennen hat er diesen Winter bereits bestritten und hat dabei in Radevormwald bei der deutschen Meisterschaft in der Eliteklasse im Januar unter 23 Startern einen beachtlichen elften Rang belegt. Mittlerweile kamen noch ein Sieg in Mannheim und ein 17. Rang in Heidelberg dazu, nachdem er schon Ende November bei der hessischen Meisterschaft als Vierter ins Ziel gefahren war. „Außer Konkurrenz“, wie Pfeil erzählt und schmunzelnd sagt, „da ich ja Schwabe bin.“

Abwechslung beim Run und Bike im südbadischen Reute

Einer, der derzeit in Sachen Radsport viel unterwegs ist. Mit Läufer Pascal Bursztyn startete er im südbadischen Reute beim Run &Bike. Dabei bewältigen ein Läufer und ein Radrennfahrer abwechselnd jeweils eine 830 Meter sowie 1020 Meter lange Runde. Das Ganze geht 50 Minuten plus eine Runde lang. Das Duo aus dem Murrtal schaffte 24 Runden in 55:09 Minuten und wurde Sechster. „Das war cool“, sagt Pfeil, der überrascht war, „dass es so gut gelaufen ist“. Vielleicht war die Wechselzone in einem Bierzelt ja die große Motivation. Denn wer früher im Ziel war, durfte früher nicht am Bier vorbeilaufen, sondern es genießen.

Für Max Pfeil sind solche Wettbewerbe genau das, was er mit seinem sportlichen Tanz auf fremdem Parkett erreichen will: „Andere Trainingsreize setzen, körperlich und vom Kopf.“ Er ist sicher, dass ihn das Querfeldeinfahren für die anstehende Enduro-Saison weiterbringt, denn dort „ist meine Fitness eine Stärke. Das nutze ich beim Cyclocross und trainiere gleichzeitig.“ Momentan sogar recht erfolgreich, denn der 25-Jährige geht davon aus, dass er bei den Platzierungen sogar noch weiter nach vorne kommen kann: „Da ich bislang ja kaum Punkte in der Sportart habe, stehe ich beim Start stets ganz hinten und muss mich immer erst an langsameren Fahrern vorbei in Richtung Vorderfeld kämpfen.“

In Belgien und den Niederlanden strömen Massen zu den Rennen

Wobei Max Pfeil auch sagt, dass er mittlerweile durchaus den Reiz an der für ihn noch ungewohnten Sportart entdeckt hat. Er erzählt jedenfalls: „Ich kann verstehen, warum das Querfeldeinfahren gerade wieder im Kommen ist und so ein Hype entstanden ist. Es gibt einen echten Trainingseffekt.“ Einen, den selbst die Topstars auf der Straße wie der Brite Thomas Pidcock, der Niederländer Mathieu von der Poel oder der Belgier Wout van Aert nutzen. Alle drei haben sich im Cyclocross bereits einen oder mehrere Weltmeistertitel gesichert. „In Belgien und in den Niederlanden ist das ein echter Volkssport“, weiß der Auenwalder. In Deutschland war das Querfeldeinfahren das bis Anfang der 90er in etwas abgespeckter Form auch, nun ist die Radsportdisziplin wieder im Kommen. Vielleicht auch für Max Pfeil? „Es steckt auf jeden Fall viel Potenzial dahinter“, antwortet der und sagt dann: „Aber ich mache es vor allem als Training und fahre die Rennen übrigens auch aus dem Training raus.“

Daran wird sich zumindest vorläufig nichts ändern. Denn in seiner eigentlichen Sportart, dem Mountainbike-Enduro, ist der 25-Jährige in der Profiklasse zwischenzeitlich als Halbprofi unterwegs. Drei Tage die Woche arbeitet er noch im väterlichen Elektrobetrieb, ansonsten ist er mit dem Rad oder dem Bike unterwegs. Mit Leopold Barich aus Mittweida und Christian Löffler aus Untereisesheim fährt der 25-Jährige im Weltcup fürs Radon-Enduro-Team – von April bis Ende Oktober. Dann stellte er das Bike mit den breiten Reifen in die Ecke und steigt aufs Rennrad mit den schmalen Reifen. „Eigentlich mache ich da ja nichts anderes als Intervalle zu fahren, nur trainiere ich so auf eine spielerische Art“, erklärt Max Pfeil den Grund und sagt: „Ich mag das eben.“ Deutlich mehr jedenfalls als das Training auf der Rolle im dunklen Keller.

Einst war auch Deutschland eine Hochburg im Querfeldein

Cyclocross Querfeldeinrennen finden vor allem Ende Herbst und im Winter auf ein bis drei Kilometer langen Rundkursen statt. Gefahren wird meist auf unbefestigten Wegen. Im Unterschied zum Mountainbikesport wird auf modifizierten Rennrädern mit klassischem gebogenen Lenker und ohne Federung gefahren. Die Reifen haben eine unterschiedliche Profilierung und Breite, sind aber stärker profiliert und breiter als normale Rennradreifen. In der Eliteklasse dauert ein Rennen bei den Männern 60 und bei den Frauen zwischen 40 und 50 Minuten.

Drei Weltmeister Die Querfeldeinrennen waren in Deutschland bis Mitte der Neunziger sehr populär. Die prominentesten Vertreter waren Rolf Wolfshohl (Weltmeister 1960, 1961 und 1963), Klaus Peter Thaler (1985 und 1987) sowie Mike Kluge (1992). Ab Mitte der Achtziger lief der Mountainbikesport der Disziplin allerdings den Rang ab. Mittlerweile ist Cyclocross aber wieder stark im Kommen.

Zum Artikel

Erstellt:
14. Februar 2024, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Rems-Murr-Sport

Als Spielertrainerin will Alexandra Berger es noch mal wissen

Die 41-Jährige hat bei den Volleyballerinnen der TSG Backnang künftig auf und neben dem Feld das Sagen. Dafür hat sie den Trainerinnenjob bei den Männern des SV Fellbach vorerst an den Nagel gehängt.

Rems-Murr-Sport

„Wir können Ferndorf Probleme machen“

Vor dem Hinspiel im Halbfinale um den Aufstieg in die Zweite Handball-Bundesliga (morgen 17 Uhr) kann Niklas Diebel einiges zum Gegner sagen. Denn der Rückraumspieler wechselte erst vor dieser Saison vom TuS Ferndorf zum HC Oppenweiler/Backnang.