Rainer Kaupps großes Ziel ist derzeit nicht das Podest

Statt um Medaillen kämpft der Backnanger Ausdauersportler bei der Weltmeisterschaft im Wintertriathlon und Winterduathlon vor allem mit seiner Oberschenkelmuskulatur. Probleme beim Laufen rauben dem 68-Jährigen bereits seit einiger Zeit ein wenig den Nerv.

Mit den Langlaufski ist Rainer Kaupp immer noch fast der gesamten Konkurrenz voraus. Die Spitze seiner Altersklassenkonkurrenz war dem Backnanger bei den Titelkämpfen im italienischen Pragelato allerdings auf der Laufstrecke bereits weit enteilt. Foto: privat

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Mit den Langlaufski ist Rainer Kaupp immer noch fast der gesamten Konkurrenz voraus. Die Spitze seiner Altersklassenkonkurrenz war dem Backnanger bei den Titelkämpfen im italienischen Pragelato allerdings auf der Laufstrecke bereits weit enteilt. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Vierter beim Winterduathlon, Fünfter beim Triathlon. Die Ergebnisse von Rainer Kaupp bei der Weltmeisterschaft im italienischen Pragelato lesen sich gar nicht so schlecht. Zufrieden ist der 68-Jährige Backnanger trotzdem nicht ganz. „Wenn du nicht richtig laufen kannst, weil der Oberschenkelmuskel immer wieder zumacht, dann kommst du einfach nicht vorne ran“, weiß der erfahrene Ausdauersportler. Wer nach dem 10-Kilometer-Lauf sieben oder acht Minuten hinter der Spitze liegt, ist auch bei einer Altersklassen-Weltmeisterschaft im Kampf um die Medaillen chancenlos.

Der ehemalige Sport- und Biologielehrer am Gymnasium in der Taus wirkt ratlos, wenn er sagt: „Ich habe seit geraumer Zeit Probleme mit dem Oberschenkel. 20 Minuten kann ich joggen, dann zieht’s rein.“ Es ist ein Mix aus leichter Zerrung und Krampf, der ihn plagt. Dabei, so Rainer Kaupp, „kann ich ansonsten alles machen.“ Er schwimmt, wandert, fährt Rad und auch beim Skating mit den Langlaufski gibt es keinerlei Schwierigkeiten. Im Gegenteil. In Pragelato, einer der Ausrichtungsorte der Olympischen Spiele 2006 in Turin, machte er sowohl beim Triathlon auf dem Mountainbike (9,6 Kilometer) und im Ski-Langlauf (10 Kilometer) wie auch beim Langlauf im Duathlon (10 Kilometer) Boden gut. Doch die Rückstände nach den 5 sowie 6 Kilometern nach dem Laufen waren zu groß.

Auf den Langlaufski macht der Schwabe auf den Gewinner noch Zeit gut

Beim Triathlon fehlten Kaupp mit einer Endzeit von 1:41:00 Stunden auf den drittplatzierten Österreicher Joachim Rathbauer am Ende knappe elf und auf Sieger Ranieri Dorella (Italien) gute zwölf Minuten. Nach dem 5-Kilometer-Lauf hatte er auf den späteren Gewinner schon fast acht Minuten gefehlt. Als Viertletzter hatte der Schwabe aufs Rad gewechselt. Mit dem Bike (31:40 Minuten) und den Ski (33:28) machte er zwar noch sieben Plätze gut, aber aufs Podest reichte es ihm eben nicht mehr.

Im Duathlon war Kaupp nach 1:11:07 Stunden als Vierter im Ziel. Auf Landsmann Wolfgang Leonhard, der in 1:05:16 Stunden Bronze gewann, fehlten dem Schwaben nicht ganz sechs, auf Sieger Dorella sechseinhalb Minuten. Nach dem 6-Kilometer-Lauf war er erneut Viertletzter gewesen. Auf den 10 Kilometern im Langlauf hatte er dann erneut sieben Kontrahenten überholt und mit einer Zeit von 32:33 Minuten auf den italienischen Gewinner Ranieri Dorella sogar noch rund eine Minute gut gemacht.

Eigentlich lief es für den Backnanger also ganz gut – wenn da nicht diese muskulären Probleme gewesen wären. Wer den Ausdauersportler aus dem Murrtal und seinen Ehrgeiz kennt, der weiß aber auch, dass ihn so etwas fuchst. Schließlich war er schon mal Wintertriathlon-Weltmeister seiner Altersklasse, sammelte im Schnee wie auch im Sommer bei nationalen und internationalen Titelkämpfen bereits viele Medaillen. Doch seit dem vergangenen Jahr läuft es einfach nicht mehr rund für den Sportler, der ursprünglich aus Gunningen im Landkreis Tuttlingen stammt. Ständig plagen ihn irgendwelche Wehwehchen. Seit einigen Wochen ist es eben der Oberschenkelmuskel.

Solche Veranstaltungen wie im Gebiet um Pragelato und Sestriere lässt er sich dennoch ungern entgehen. Oder andersrum gesagt: wenn es irgendwie geht, dann ist er dabei. Dann geht es mit dem Camper hin, rein in die Schuhe, rauf auf den Radsattel oder auf die Ski. Da mag es noch so zwicken. Wobei Kaupp bei all seinen sportlichen Zielen den Blick über den Tellerrand nicht verloren hat. Über Pragelato und deren olympische Anlagen wie die Skisprungschanze sagt er zum Beispiel: „Es ist alles so runter gekommen, wie Felix Neureuther es in seinem ARD-Bericht beschrieben hat. Direkt vor Ort wirkt es sogar fast noch schlimmer.“ Einem echten Athleten kommen da beinahe die Tränen, wenn er sieht, wie vor wenigen Jahren noch topmoderne Anlagen dem Verfall preis gegeben werden. Dem Backnanger ging es nicht anders.

Dabei ist er mit Leib und Seele Ausdauersportler. Und das nicht nur bei schönem Wetter, sondern auch in der kalten Jahreszeit. „Ich war der erste, der bei der TSG-Ski beziehungsweise dem TC Backnang wettkampfmäßig Wintertriathlon betrieben hat“, erzählt er stolz. In Oberstaufen sei das gewesen, weiß Rainer Kaupp noch. Rund zwei Jahrzehnte dürfte das vermutlich her sein. Trotzdem ist er immer noch mit Begeisterung bei der Sache. So wie es eben ist, wenn man seinen Sport mit Erfolg und großer Leidenschaft betreibt. Wobei der Spaß bei dem früheren Pädagogen derzeit nicht ganz so groß ist – zumindest beim Laufen. Deshalb hat er sich nun schweren Herzens entschlossen, langsam zu machen: „Ich habe gerade nichts geplant, es macht einfach keinen Sinn. Der Oberschenkel muss nun einfach mal gut werden.“ Sonst bleibt’s vermutlich bei den Plätzen vier und fünf. Zu Medaillen reicht es aber wohl nicht.

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Erstellt:
6. März 2024, 06:00 Uhr

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