SG Sonnenhof: „Mit einem blauen Auge davongekommen“

Interview Trotz des Abstiegs in die Fußball-Oberliga und der Coronaeinbußen ist die SG Sonnenhof Großaspach finanziell solide aufgestellt, sagt der Vorstandsvorsitzende Hans-Rudolf Zeisl. Dass irgendwann sogar die Drittliga-Rückkehr zum Ziel wird, schließt er zumindest nicht aus.

Hans-Rudolf Zeisl (Zweiter von rechts) erfreut sich beim aktuellen Team am „alten SG-Spirit“ aus den Gründerjahren. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Hans-Rudolf Zeisl (Zweiter von rechts) erfreut sich beim aktuellen Team am „alten SG-Spirit“ aus den Gründerjahren. Foto: Alexander Becher

Er habe in sich hineingehört, ob es im Ruhestand sein muss, stattdessen ein zeitintensives Ehrenamt zu bekleiden, sagt Hans-Rudolf Zeisl. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Volksbank Stuttgart kam zum Ergebnis: „Es ist notwendig, also mache ich es.“ Der 68-Jährige rückte im März dieses Jahres vom Aufsichtsrat der SG Sonnenhof Großaspach an die Vorstandsspitze, sieht sich in dieser Position aber als Übergangslösung. Dabei bleibt es, auch wenn Zeisl das Amt nicht wie anfangs geplant mit der heutigen, sondern frühestens mit der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr abgibt. In dem Verein, dessen Gründungsmitglied er ist, will er mit seinen Vorstandskollegen zunächst die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.

Bei der Mitgliederversammlung im März betonten Sie, nur für eine Übergangszeit Vorsitzender sein zu wollen. Heute folgt das nächste Treffen und Sie machen weiter. Haben Sie Gefallen am Job gefunden oder findet sich einfach kein anderer?

Das ist eine sehr gute Frage (lacht). Ich bin bei der SG nicht erst seit gestern tätig, hatte schon manches Amt inne und habe den Verein im Rahmen meiner Möglichkeiten seit der Gründung im Jahr 1994 unterstützt. Obwohl viel Herzblut daran hängt, war es nicht mein Plan, Vorsitzender zu werden. Im März 2022 stand der Verein aber vor einer etwas schwierigen Lage. Von zunächst sieben Vorstandsmitgliedern waren nur noch vier da. Davon haben zwei erklärt, dass sie aufgrund beruflicher und familiärer Veränderungen nicht mehr kandidieren könnten. Heutzutage ist es nicht so einfach, auf die Schnelle einen Vorsitzenden für einen Verein mit fast 900 Mitgliedern zu finden. Deshalb habe ich mich für eine Übergangszeit bereit erklärt, im Vorstand mitzuarbeiten. Es gilt, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Daran hat sich nichts geändert, weshalb mich der Aufsichtsrat in der jüngsten Sitzung für ein weiteres Jahr – also bis zur Mitgliederversammlung 2023 – in den Vorstand berufen hat.

Machen auch Ihre Mitstreiter Horst Ritze, Michael Ferber und Philipp Mergenthaler weiter? Wenn ja, wie lange?

Das war die Voraussetzung für meine Bereitschaft, noch eine gewisse Zeit dranzuhängen. Die Zusammenarbeit im Vorstand läuft sehr gut. Alle wollen weitermachen. Auch sie wurden deshalb vom Aufsichtsrat für ein weiteres Jahr als Vereinsvorstände bestätigt.

2023 ist für Sie aber Schluss, oder?

Ich betone es nochmals: Unsere Aufgabe ist es, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, dass ein vernünftiger Übergang zum neuen Vorstand gewährleistet ist. Ob das 2023 oder auch 2024 der Fall ist, kann ich im Hinblick auf die Menge der zu erledigenden Aufgaben im Augenblick noch nicht sagen.

Gibt es schon Kandidaten, die aber noch ein bisschen überzeugt werden müssen?

Es gibt tatsächlich Kandidaten, die wir nicht überzeugen müssen, aber langsam an die Aufgaben heranführen wollen. Wir werden niemand ins kalte Wasser springen lassen.

Reichen fortan vier Vorstandsmitglieder oder müssten die Aufgaben eigentlich auf mehr Schultern verteilt werden?

Das kommt darauf an, wie sich der Verein künftig organisiert, wie sich die Aufgabenverteilung innerhalb der Gremien gestaltet und wie der Unterbau für die Erledigung der administrativen Arbeiten aufgestellt ist. Ich könnte mir durchaus auch drei Vorstandsmitglieder vorstellen, denke aber, dass es zielführend ist, wenn in der Zukunft vier Vorstände die Geschicke des Vereins leiten.

Laut Satzung wird der Vorstand vom Aufsichtsrat berufen, dessen nächste Wahl heute ansteht. Können Sie schon etwas über die Kandidaten verraten?

Könnte ich in der Tat, aber sehen Sie es mir bitte nach, dass unsere Mitglieder in der heutigen Versammlung die Namen zuerst erfahren sollen. Ich kann aber schon sagen, dass auch hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Einige Aufsichtsräte werden aus Altersgründen oder wegen beruflicher Herausforderungen ausscheiden, der SG aber sehr wohlgesonnen bleiben. Dafür werden sich meines Erachtens sehr geeignete neue Kandidaten, die über die notwendige Kompetenz verfügen, der Mitgliederversammlung zur Wahl stellen. Ich bin überzeugt davon, dass der Aufsichtsrat der SG auch in der Zukunft sehr gut besetzt ist.

Gilt selbiges auch für den Vereinsbeirat, der heute ebenfalls gewählt wird?

Bis auf einen Beirat, der aus persönlichen Gründen passen muss, wollen alle weitermachen. Dazu haben sich noch einige neue Kandidaten gemeldet, die künftig im Beirat mitwirken wollen. Ich will nicht von einer Euphorie sprechen, aber es ist großes Interesse zu spüren, die SG weiterzubringen.

Die Berichte werden sich auf das Geschäftsjahr 2021/2022 mit dem Abstieg aus der Regionalliga beziehen. Haben die gesparten Prämien für ein Plus gesorgt oder hat der sportliche Misserfolg ein tiefes finanzielles Loch gerissen?

Unter den gegebenen Rahmenbedingungen konnte es kein Rekordjahr sein. Neben der sportlichen Negativentwicklung hat uns, wie alle andere Vereine auch, die Coronapandemie getroffen. Unter diesen Umständen sind wir froh, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Wir werden für das vergangene Geschäftsjahr ein vertretbares, überschaubares Minus ausweisen, das laut unserer Finanzplanung im nächsten Jahr wieder ausgeglichen werden soll. Die Eigenkapitalsituation ist in Ordnung, die SG ist finanziell grundsätzlich solide aufgestellt. Das war und ist nur möglich, weil uns unsere Sponsoren und Unterstützer trotz der sportlichen Talfahrt weiterhin die Treue gehalten haben.

Sportlich läuft es in der Oberliga wieder rund. Hat auch das dazu beigetragen, Ihnen das Weitermachen zu erleichtern?

Selbstverständlich. Wir wussten bei der Mitgliederversammlung im März 2022 nicht, ob wir absteigen werden. Wegen des schlechteren Torverhältnisses ist dies tatsächlich passiert und der Frust war bei einigen doch sehr groß. Die Folge: Es musste ein völlig neues Team aufgestellt werden. Dass dies auf Anhieb so gut funktionieren würde, war nicht zu erwarten. Da haben die Verantwortlichen um Michael Ferber und Benno Röcker zusammen mit dem Trainerteam um unseren Chefcoach Laki Sbonias tolle Arbeit geleistet. Der sportliche Erfolg trägt natürlich zur guten Stimmung im Verein und Umfeld bei und erleichtert damit auch die Vereinsarbeit.

Verlangen Sie vom Team, die Stuttgarter Kickers zu jagen oder zumindest die Aufstiegsrelegation zu erreichen?

Hätte mir einer vor der Saison gesagt, dass wir im November Zweiter hinter den Stuttgarter Kickers, dem absoluten Topfavoriten, sind, hätte ich das sofort unterschrieben. Wir müssen keinen Druck aufbauen, das tut die Mannschaft selbst. Sie hat den alten SG- Spirit, den ich noch aus den Gründerjahren kenne und der in den Vorjahren etwas verloren gegangen ist. Einer kämpft für den anderen. Die Jungs verstehen sich gut und es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen.

Ex-Sportchef Joannis Koukoutrigas sagte nach dem Abstieg in die Regionalliga mal, die Dritte Liga werde immer das Ziel bleiben. Gilt das noch oder ist dieser Satz von der Realität überholt?

Bei aller Demut braucht ein Verein wie die SG auch Visionen und Ziele. Deshalb haben wir gleich nach meinem Amtsantritt in einem Visionsworkshop überlegt und erarbeitet, wo wir hinwollen. Die dem Verein zur Verfügung stehende Infrastruktur mit unserer „Wir-machen-Druck-Arena“ und das gesamte Umfeld sind für einen Oberligisten hervorragend. Viele Regional- und sogar einige Drittligisten wären froh darüber. Unsere Mitglieder halten treu zur SG und sind, wenn auch mal gebruddelt wird, stets bereit, sich für ihren Verein einzusetzen. Deshalb, aber auch mit Blick auf unsere tolle Jugendarbeit müssen die Ziele entsprechend ausgerichtet sein. Ich will nicht ausschließen, dass wir die Dritte Liga irgendwann wieder anstreben. Das wird vom Umfeld vielleicht auch ein bisschen erwartet. Im Augenblick tun wir aber gut daran, von Spiel zu Spiel zu schauen und uns darauf zu konzentrieren.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Heute um 19 Uhr geht es los

Treffpunkt Die Mitgliederversammlung des Fußball-Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach findet am heutigen Dienstag statt. Der Ort des Geschehens ist ab 19 Uhr die Dinkelacker Alm im Stadion im Fautenhau.

Tagesordnung Auf die Begrüßung durch Aufsichtsratschef Jürgen Beerkircher folgen die verschiedenen Berichte. Gewählt werden der Aufsichtsrat, der Vereinsbeirat, der Wahlausschuss und die Kassenprüfer.

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Erstellt:
15. November 2022, 06:00 Uhr

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