Tennisklubs geht langsam die Geduld aus

Während in anderen Bundesländern schon gespielt wird, bleibt den Vereinen im Ländle weiter nur das Kauern in den Startblöcken

In einigen Bundesländern ist Tennisspielen bereits wieder erlaubt. In Baden-Württemberg noch nicht. Bei den Vereinen stößt das auf Unverständnis, da Tennis keine Kontaktsportart ist. In der Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Bestimmungen stehen die Klubs wie in Backnang, Murrhardt oder Weissach mit ihren Vorbereitungen der Spielstätten in den Startlöchern.

Die Tennisklubs in Baden-Württemberg bereiten sich darauf vor, dass es möglichst bald mit ihrem Sport wieder losgehen kann. Beim SV Unterweissach sorgen Mitglieder wie Uwe Hassler (links) und Manfred Kunkel mit viel Wasser und Handarbeit dafür, dass die Plätze in optimalem Zustand sind, wenn ihr Sport von der Politik möglichst in den nächsten Tagen die Freigabe erhält. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Tennisklubs in Baden-Württemberg bereiten sich darauf vor, dass es möglichst bald mit ihrem Sport wieder losgehen kann. Beim SV Unterweissach sorgen Mitglieder wie Uwe Hassler (links) und Manfred Kunkel mit viel Wasser und Handarbeit dafür, dass die Plätze in optimalem Zustand sind, wenn ihr Sport von der Politik möglichst in den nächsten Tagen die Freigabe erhält. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

In Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern darf seit dem 20. April der Tennisschläger wieder geschwungen werden. In Schleswig-Holstein soll es ab dem 4. Mai so weit sein. Bei den Vereinen im Ländle ist dagegen noch Warten angesagt. Derzeit bereiten sich viele Klubs in der Region aber drauf vor, dass es bald losgehen wird.

Normalerweise werden die Plätze der TSG Backnang Tennis Anfang März von einer Firma mit schweren Gerätschaften für die neue Saison vorbereitet. Dieses Frühjahr wurde das verschoben. Die Coronakrise. Anfang dieser Woche haben die Arbeiten nun aber begonnen. „Von der Politik erwarten wir eine Zukunftsperspektive, ab wann wir wieder spielen können“, sagt Klaus Lindner, Vorsitzender des Backnanger Vereins. Er weist darauf hin, dass die Abstands- und Hygienevorgaben beim Tennis eingehalten werden können. Selbst eine Kontaminierung durch Ball oder Schläger gibt’s nicht.

Die Möglichkeit, Sport im Freien zu betreiben, sei gerade jetzt auch für die Psyche wichtig, sagt Lindner. Für ihn steht deshalb erst einmal nicht im Vordergrund, dass Mannschaftsspiele stattfinden. Das Wichtigste sei, dass die Sportler rauskönnen an die frische Luft und trainieren dürfen. Der Backnanger fordert: „Kleine, vernünftige Schritte, ohne ein Risiko einzugehen.“ Dass Disziplin gewahrt wird, davon ist er überzeugt. In diesen Tagen wird bei der TSG Tennis ein Coronabeauftragter bestimmt, der sich um die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen kümmern soll. Es wird etwa darauf geachtet, wo desinfiziert werden muss oder wie weit Stühle und Bänke auseinanderstehen sollten. Bei Nachlässigkeiten soll der Beauftragte immer wieder mahnen, so Lindner. „Lockerung ohne Gefährdung“ ist ihm wichtig.

Der WTB fordert für Sportarten ohne direkten Kontakt eine rasche Lockerung

„Wir warten sehnlich auf Lockerung“, erklärt Kurt Adam, Geschäftsführer des Württembergischen Tennisbundes. Erklärungen an die Politik wurden eingereicht, in denen die Sportart genau beschrieben und erklärt wird, wie die Abstands- und Hygienevorgaben eingehalten werden können. Man müsse Tennis anders bewerten als Sportarten, bei denen es zu Kontakt kommt, betont er. Das treffe auch auf Golf und einige andere Sportarten zu. Jetzt müsse man die Ministerpräsidentenkonferenz kommenden Donnerstag abwarten. Diesmal erwarte man, dass eine Aussage zum Thema Sport getroffen wird, so Kurt Adam.

Beim SV Unterweissach 1976 werden die Tennisplätze von den Vereinsmitgliedern selbst vorbereitet. Das Einschlämmen dauert mit vereinten Kräften gewöhnlich ein paar Tage. Dabei wird mit einer Schubkarre Ziegelmehl aufgebracht und mit großen Mengen Wasser aufgeschwemmt und glatt gezogen. In diesem Jahr nimmt das Vorbereiten der Spielstätten einen längeren Zeitraum in Anspruch, da auf jedem Platz nur zwei Vereinsmitglieder zusammen arbeiten. Das übrigens bei jedem Wetter.

„Obwohl wir noch gar nicht wissen, ob wir den Platz in dieser Saison nutzen können, sind alle mit großem Engagement dabei“, sagt Manfred Kunkel vom SVU. Manche Vereinsmitglieder sind derzeit in Kurzarbeit und können umso mehr auch unter der Woche anpacken. Die gemeinsame Arbeit am Platz fördere die Verbundenheit, betont Kunkel. Im Verein wird viel selbst gemacht. So kocht man im Vereinsheim normalerweise in der Saison jeden Abend ein Essen. Die Bewirtung ist vorerst abgesagt und das Vereinsheim geschlossen. Aber man könne sich auch eine Essensausgabe über eine Durchreiche vorstellen, so Kunkel. Das Schlimmste sei die Ungewissheit, wann und wie es weitergehen kann.

Auch beim Tennis-Club Murrhardt lässt man diese Woche den Platz vorbereiten. „Ich erwarte, dass wir nach dem 3. Mai spielen dürfen“, hat Harald Schibrani genaue Vorstellungen. „Das Distanzgebot und die Hygienevorschriften sind locker zu erfüllen“, unterstreicht auch der Vorsitzende des TC Murrhardt. „Wir hauen die Bälle 25 Meter weit.“ Selbst, wenn man vorne am Netz spiele, habe man noch einen Abstand von mehreren Metern. Nicht über das Netz zu greifen, gehöre schließlich zu den Regeln beim Tennis. Beim Einkaufen komme man sich erheblich näher. Auf den Handschlag am Netz könne man selbstverständlich verzichten. „Man kann sich ja auch mit Abstand verbeugen“, schlägt er vor.

TCM-Vorsitzender Schibrani fordert Politik auf, den Sport differenziert zu betrachten

Die Saison wird beim TC Murrhardt traditionell mit einem Turnier und einem Vereinsfest am 1. Mai eröffnet. Das ist natürlich gleich zu Beginn der Coronakrise abgesagt worden. Dass vorläufig keine Turniere stattfinden können, findet er in Ordnung. Aber, wenn das Spielen nicht erlaubt sei, dafür habe er kein Verständnis. Schibrani weist auf die Diskussion über den Wiederbeginn der Fußball-Bundesligen hin und merkt an: „Da fällt mir nichts mehr ein.“ Er unterstreicht: „Die Politiker sagen immer, man muss differenziert betrachten, dann kann man das auch beim Sport erwarten.“

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Erstellt:
29. April 2020, 11:30 Uhr

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