Thole/Wickler stürmen ins WM-Halbfinale: 2:0 gegen USA
dpa Hamburg. Die letzte von bisher vier deutschen Männer-Medaillen bei einer Beach-WM gab es vor sechs Jahren. Nun kann in Hamburg eine weitere dazukommen. Die gefeierten Beachboys Thole und Wickler schlagen eine Legende nach der anderen.

Julius Thole (l) und Clemens Wickler spielen bei der WM um eine Medaille. Foto: Christian Charisius
Die Beachvolleyball-Fans am Hamburger Rothenbaum sind im Thole-Wickler-Fieber - und Deutschland hat wieder ein Weltklasse-Team im Sand. „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Diese WM ist ein riesen Erfolg. Dass wir dabei ein größerer Faktor sind, ist unbeschreiblich“, erklärte Block-Monster Julius Thole.
Sein Partner Clemens Wickler ist „schon stolz“, dass ein deutsches Herren-Team erstmals nach sechs Jahren bei einer Weltmeisterschaft wieder um eine Medaille spielt. „Die Stabilität ist beeindruckend. Ich habe sie noch nie über einen größeren Zeitraum so konstant gesehen“, erklärte Julius Brink, der mit Jonas Reckermann 2012 Olympiasieger war.
Sieben Jahre später sind der Jura-Student Thole aus Hamburg und der BWL-Student Wickler aus Starnberg auf bestem Weg, das Erbe von Brink/Reckermann anzutreten. „Es fühlt sich zur Zeit alles locker an“, bemerkte Thole.
Im WM-Viertelfinale schlug das Duo am Samstag im mit 12.000 Zuschauern proppevollen Stadion am Rothenbaum die US-Amerikaner Nick Lucena und Phil Dalhausser mit 2:0 (21:18, 21:17). Thole setzte sensationell acht erfolgreiche Blocks. Zuvor hatte sich das Duo schon gegen die brasilianische Legende Alison mit seinem Partner Alvaro Filho sowie die holländischen Ex-Weltmeister Alexander Brouwer und Robert Meeuwsen ohne Satzverlust durchgesetzt.
Irgendwie kommen sich die Aufsteiger vor den Medaillenspielen am Sonntag „schon vor wie im Märchen“, gestand Wickler. Hinter der märchenhaften Beach-Geschichte stecken aber vor allem ein langfristiger Plan, harte Arbeit und ein großer Betreuerstab. Vor 16 Monaten quälten sich Thole und Wickler, die erst im Herbst 2017 vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) zu einem Duo zwangsvereint wurden, noch im Hinterfeld durch die Sandkisten der Welt. „Zu Beginn der letzten Saison war es sehr schwer. Wir haben ungefähr auf dem 60. oder 70. Platz der Welt angefangen“, erinnerte Wickler.
Bei einem Turnier in Ostrava platzte dann der Knoten. Thole und Wickler entwickelten sich im Schnelldurchlauf von Beach-Rookies zu einem Spitzenteam. Der überraschende vierte Platz im Vorjahr beim Welttour-Finale in Hamburg war ein weiterer Beleg dafür. Seitdem spielten beide auf der World Tour konstant in den Top Ten.
Bei der Heim-WM zeigten Abwehrspieler Wickler und Blockspezialist Thole den prominenten Gegnern „sogar Klassenunterschiede“ auf, wie Brink als einziger deutsche Männer-Weltmeister (2009 mit Reckermann) befand: „Es ist überraschend, dass sie so schnell auf einem solchen Niveau spielen.“
Auch der bezwungene Kontrahent Dalhausser, als Weltmeister von 2007 und Olympiasieger von 2008 eine lebende Beach-Legende, adelte die jungen Deutschen. „Die sind 22 und 24. In dem Alter habe ich noch nicht mal den Arsch hochgekriegt“, sagte der 39 Jahre alte US-Amerikaner, einer der erfolgreichsten Beachprofis überhaupt.
Der DVV setzt für die Olympischen Spiele in einem Jahr voll auf Thole/Wickler. Zumal die deutschen Beachfrauen derzeit der Weltspitze hinterherlaufen, wie die WM bewies. Der Stab um die neuen Hoffnungsträger wurde erweitert: Am Olympiastützpunkt in Hamburg trainieren Chefbundestrainer Martin Olejnak und Bundestrainer Eric Koreng das Team, auch Mentor Markus Diekmann mischt mit. Seit Anfang des Jahres gehört Trainer Jürgen Wagner mit dazu, der Laura Ludwig und Kira Walkenhorst (2016) sowie Brink/Reckermann zu Olympiasiegern gemacht hat.