TSG Backnang Judo will in ihrer Domäne wieder zuschlagen

Backnangs Judofrauen sind in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm seit Jahren das Maß aller Dinge in Deutschland. Die Chancen stehen gut, dass es bei den nationalen Titelkämpfen in Stuttgart so bleibt. Mit Katharina Menz und Helena Grau hat der Verein zwei heiße Eisen im Feuer.

Katharina Menz (rechts) will sich am Sonntag in Stuttgart ihren siebten nationalen Titel im Leichtgewicht schnappen. Foto: Imago

© imago images/Agencia EFE

Katharina Menz (rechts) will sich am Sonntag in Stuttgart ihren siebten nationalen Titel im Leichtgewicht schnappen. Foto: Imago

Von Steffen Grün

Mit Michaela Semsch hat es einst angefangen. Die 38-Jährige, die ihre Karriere längst beendet hat, begründete die nationale Vormachtstellung von Backnangs Judofrauen in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm. Sie holte noch unter ihrem Mädchennamen Baschin von 2004 bis 2006 und 2009 den deutschen Meistertitel. Ihr Erbe trat Katharina Menz an, die ab 2014 sogar sechsmal in Serie triumphierte. Als sie 2020 fehlte, weil es stattdessen beim Grand Prix in Tel Aviv um wichtige Punkte für das Olympiaticket ging, sprang Helena Grau in die Bresche. Mit gerade einmal 19 Jahren schnappte sie sich die Goldmedaille und bestätigte damit den Ruf des Vereins aus dem Murrtal, vor allem im Leichtgewicht eine Talentschmiede zu sein.

Titelkämpfe in 2021 erst im September

Kurz darauf kam Corona und wirbelte alles durcheinander. Die Olympischen Spiele in Tokio wurden auf 2021 verschoben. Die deutsche Meisterschaft ging im selben Jahr nicht wie üblich im Januar, sondern erst im September über die Bühne. Ohne Menz, die erst wenige Wochen vorher im Zeichen der Ringe auf die Matte gegangen war und sich nach dem Erstrundenaus im Einzelwettbewerb und der Bronzemedaille mit dem deutschen Mixedteam eine Auszeit gönnte. Und ohne Grau, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine längere Leidenszeit hinter sich hatte. Im Herbst 2020 war ihr im Training die linke Kniescheibe rausgesprungen, auch nach der Operation blieben hartnäckige Schmerzen ihr Begleiter. Sarah Ischt (MTV Vorsfelde) nutzte die Gunst der Stunde und durchbrach die lange Siegesserie der Backnanger Frauen bei den nationalen Titelkämpfen in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm.

Katharina Menz peilt die Goldmedaille an

Wenn die deutsche Meisterschaft an diesem Wochenende bereits zum fünften Mal seit 2018 in der Stuttgarter Scharrena stattfindet, möchten die TSG-Kämpferinnen allerdings wieder ihre altbekannte Dominanz im Leichtgewicht an den Tag legen. Diesen Anspruch muss nicht einmal der Trainer Jens Holderle formulieren, denn das tut das Aushängeschild des Vereins höchstpersönlich. „Ich nehme die Favoritenrolle an“, sagt Katharina Menz. Die 31-Jährige hat mit ihrem ersten Platz beim European Cup in Madrid vor elf Tagen zusätzliches Selbstvertrauen getankt und setzt sich bewusst unter Druck: „Ich will auf jeden Fall die Goldmedaille.“

Helena Grau will einen Podestplatz

Dass sie dieses begehrte Edelmetall tatsächlich mit nach Hause nehmen und damit den siebten nationalen Titel abräumen wird, daran hegt ihre Vereinskollegin kaum Zweifel. Ihre Antwort auf die Frage, wer die Nase vorne haben wird, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Katha.“ Sie selbst reist aber auch nicht aus ihrer Wahlheimat Köln ins Schwabenland an, um einfach nur dabei zu sein. „Ich will auf jeden Fall eine Medaille holen“, betont Helena Grau, die anders als Katharina Menz in dem wohl zu erwartenden Dreikampf mit Titelverteidigerin Sarah Ischt aber eher Silber oder Bronze im Sinn hat. Sollte es am Ende doch Gold werden, hätte sie sicher auch nichts dagegen, aber die 21-Jährige will die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Es ist schließlich erst ihr drittes Turnier nach der eineinhalbjährigen Verletzungspause, die im April mit einem siebten Platz beim European Cup in Dubrovnik endete. In Madrid ereilte sie zuletzt das Erstrundenaus, darüber hinaus hatte sie einen Erstliga-Einsatz für ihren Backnanger Heimatverein. Mehr nicht und deshalb ist es „erst einmal wichtig, wieder reinzukommen. Mir fehlt noch die Wettkampfpraxis.“

Helena Grau fehlt nach ihrer langen Pause noch Wettkampfpraxis. Foto: Alexander Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Helena Grau fehlt nach ihrer langen Pause noch Wettkampfpraxis. Foto: Alexander Becher

In dieser Situation sei es hilfreich, glaubt Helena Grau, dass die Meisterschaft in einer vertrauten Halle ausgetragen wird. Diesen Heimvorteil, den die württembergischen Judokas seit 2018 in Stuttgart haben, empfindet sie seit ihrem Umzug ins Rheinland als „noch cooler, weil ich mal wieder zu Hause bin und die Familie live dabei ist“. Für Katharina Menz ist es zudem „praktisch, daheim schlafen zu können und nicht in ein Hotel zu müssen“. Auch das kann ein Faktor sein, der ihr zum siebten Titel verhilft.

Den anderen Backnanger Judokas, die in Stuttgart auf die Matte gehen, traut TSG-Coach Jens Holderle durchaus das eine oder andere Erfolgserlebnis zu, ohne von etwaigen Podestplätzen reden zu wollen. Bei den Frauen sind es Chiara Serra (bis 52), Tayla Grauer (bis 70) und Tanja Hehr (über 78), bei den Männern ist es ein Duo oder ein Trio: Valentin Molinari (bis 60) und Robin Angerer (bis 66) mischen sicher mit, hinter dem angeschlagenen Andre Sträßer (bis 90) steht ein Fragezeichen. Wie schnell es aber auch Richtung Medaillen gehen kann, zeigte Hehrs dritter Platz im vergangenen Jahr.

Kartenverlosung und Zeitplan

Kartenverlosung Für die deutschen Judoeinzelmeisterschaften in der Scharrena in Stuttgart am kommenden Wochenende verlost unsere Zeitung 5 mal 2 Eintrittskarten. Wer live dabei sein will, schreibt bis spätestens am morgigen Donnerstag um 14 Uhr eine E-Mail an sportredaktion@bkz.de mit dem Betreff Judo-DM. Zudem sollte die elektronische Post den Namen, die Anschrift und eine Telefonnummer des Absenders enthalten, um die Gewinner benachrichtigen zu können. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Zeitplan Los geht es in der Scharrena am Samstag und am Sonntag jeweils um 9 Uhr. Katharina Menz und Helena Grau von der TSG Backnang kämpfen in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm am zweiten Tag um den Titel. Dasselbe gilt bei den Frauen für die Kategorien bis 52, bis 78 und über 78 und bei den Männern für die Klassen bis 60, bis 66, bis 100 und über 100 Kilogramm. Am Samstag sind diese Kategorien dran: Männer: bis 73, bis 81 und bis 90, Frauen: bis 57, bis 63, bis 70. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.wjv.de und Tickets an den Tageskassen. Tageskarten für Erwachsene kosten 15 Euro, für Kinder und Jugendliche von 4 bis 17 Jahren werden 8 Euro fällig.

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Erstellt:
22. Juni 2022, 06:00 Uhr

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