TSG Backnang vermittelt zehn Judowerte in zehn Übungsstunden

Das Pilotprojekt „Starke Werte – starke Kinder“, das von der TSG Backnang mit dem Württembergischen Judo-Verband organisiert wird, startet am heutigen Dienstag. Anfänger sollen die Techniken des Judosports und auch seine Werte kennenlernen und im Alltag anzuwenden lernen.

Julia Lochmann, Gerd Lamsfuß und Jonas Riener (von links) zeigen die Tafel mit den zehn Judowerten. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Julia Lochmann, Gerd Lamsfuß und Jonas Riener (von links) zeigen die Tafel mit den zehn Judowerten. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

„Das hat es in diesem Stil noch nie gegeben“, sagt Gerd Lamsfuß nicht ohne Stolz. Der Vizepräsident für Finanzen des Württembergischen Judo-Verbands (WJV) hat das Projekt „Starke Werte – starke Kinder“ mit geplant und zu Papier gebracht – mit dem Ziel, „die tollen Werte des Judosports mehr in die Öffentlichkeit zu rücken“. Zu den zehn Judowerten des Deutschen Judo-Bunds (DJB) zählen unter anderem Ehrlichkeit, Respekt und Mut. Sie gehen zurück auf den Judobegründer Jigoro Kano, der neben der Leibesübung und dem Kampf auch die Moral zum Ziel des Sports erklärte.

Jede der zehn Trainingseinheiten soll einen Judowert im Fokus haben. Die Judotechniken kommen dabei trotzdem nicht zu kurz, versichert Lamsfuß. Schließlich gehe es ja gerade darum, die erzieherischen Aspekte des Judo nicht von den sportlichen zu trennen, sondern zu vermitteln, dass die Judowerte zum Judosport dazugehören.

„Natürlich ist die Arbeit in den Vereinen bereits ganzheitlich mit diesen Werten gespickt, aber darüber hinaus sind sie kaum bekannt“, weiß der Verbandsvize. Mit dem neuen Konzept will der WJV aber nicht nur das Image aufbessern. Es gehe auch darum, den Vereinen nach zwei Jahren Corona etwas an die Hand zu geben. Die Mitgliederzahlen sind während der Pandemie wie fast überall im Sport gesunken. Durch die kürzeren Anfängerkurse sollen mehr Kinder die Möglichkeit erhalten, den Judosport auszuprobieren. Schon allein, weil die Vereine dann mehr Anfängerkurse anbieten können. Bisher liefen die Judoanfängerkurse meistens über ein halbes Jahr, auch in Backnang. Die geplanten zehn Trainingseinheiten sind eine deutliche Verkürzung.

Das Pilotprojekt soll keine Vorschriften, sondern Ideen liefern

Dass es ambitioniert ist, Kinder ab einem Alter von sechs Jahren in so kurzer Zeit die Grundlagen des Judosports zu vermitteln, dürfte Lamsfuß bewusst sein. Ihm ist es deswegen wichtig zu betonen: „Wir machen mit dem Pilotprojekt keine Vorschrift, sondern liefern eine Idee.“ Die zehn Trainingseinheiten sind keine Obergrenze, „vielleicht stellen wir beim Ausprobieren auch fest, dass zwölf Einheiten besser sind oder 15 oder dass zehn doch reichen“. Auch wie Judowerte und Techniken vermittelt werden, gibt der Verband nicht vor. Schließlich wissen die Judotrainer in den Vereinen, wie sie ein gutes Anfängertraining gestalten.

Das kommt in Backnang gut an. „Wenn das Pilotprojekt gut verläuft, können wir uns auch vorstellen, in Zukunft ganz auf das neue Konzept umzustellen“, meint Jens Holderle, der sportliche Leiter der Judokas der TSG Backnang. Erst mal darf die TSG das Konzept jetzt aber testen und setzt dafür auf ein dreiköpfiges Trainerteam, bestehend aus Gerd Lamsfuß, Julia Lochmann und Jonas Riener. Für Jens Holderle stellt es eine besonders gute Kombination da, weil es verschiedene Generationen vereint: „Von den unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der Trainer kann das Projekt nur profitieren“, so Holderle.

Lamsfuß hat mit acht Jahren in Backnang mit dem Judo angefangen. Heute ist das 60 Jahre her und Lamsfuß ist sowohl Ehrenmitglied beim WJV als auch in seinem Heimatverein, in dem er über viele Jahre die Sportler trainierte. „Ich freue mich natürlich besonders, dass wir hier in Backnang solche Akzente setzen können.“

Auch Julia Lochmann verbindet eine lange Geschichte mit der TSG Backnang. Unter ihrer Abteilungsleitung ist die inzwischen vierfach zum deutschen Meister gekrönte Frauenmannschaft erstmals in die Bundesliga aufgestiegen. Als Trainerin war sie lange für die Anfängerkurse zuständig und freut sich, für das Pilotprojekt wieder auf der Matte zu stehen. „Ich habe 30 Jahre lang das Kinderjudo betreut, das ist mein Leben“, sagt Lochmann stolz. Über einen Anfängerkurs bei Lochmann kam auch Jonas Riener zum Judo. Heute kämpft er in der Backnanger Bundesliga-Mannschaft und gibt selbst die Trainingseinheiten für die jüngeren Altersklassen. „Ich denke, es ist wichtig zu vermitteln, dass man mit Judo nicht nur die eigene Fitness und Körperbeherrschung verbessern kann, sondern dass es auch die Gelegenheit bietet, sich in einer Gemeinschaft zu engagieren und Werte wie Fairness und Respekt zu leben“, berichtet Jonas Riener.

Die Judowerte selbst authentisch vorzuleben, ist auch für Lochmann die Grundvoraussetzung, damit die Judokas nicht nur die Techniken des Judosports lernen, sondern wie geplant auch seine Werte verstehen und ihnen die Umsetzung im Alltag möglich ist. Als Trainer könne man keine Verhaltensstandards erwarten, an die man sich selbst nicht hält. Was das angeht, befindet sich das Trainerteam auf einem guten Kurs. Auch sonst ist das Team topmotiviert.

Den Ablauf der zehn Trainingseinheiten haben sie bereits durchgeplant. Sobald sie die Gruppe genauer kennen, wird der aber natürlich noch einmal angepasst. Die erste Übungseinheit beginnt am heutigen Dienstag und soll ganz im Zeichen des Judowerts Höflichkeit stehen. „Das ist eine gute Basis“, finden Julia Lochmann, Gerd Lamsfuß und Jonas Riener.

Interessierte sind willkommen

Judowerte Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit, Respekt, Bescheidenheit, Wertschätzung, Mut, Selbstbeherrschung und Freundschaft – so lauten die insgesamt zehn Werte des Deutschen Judo-Bunds.

Anfängerkurs Am heutigen Dienstag beginnt der Anfängerkurs bei den Judokas der TSG Backnang. Dieser findet dienstags von 16.30 bis 18 Uhr im Dojo der TSG (Rötlensweg 8/1) statt. Die Backnanger Trainer wünschen sich sehr, dass noch einige Kinder dazukommen. Nähere Infos gibt es bei Alfred Holderle, Telefon 0172/6359384, E-Mail alfred.holderle@judo-backnang.de.

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Erstellt:
17. Januar 2023, 06:00 Uhr

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