Riege der TSG Backnang lässt sich nicht entmutigen

Obwohl die Drittliga-Turner aus dem Murrtal auch den zweiten Saisonwettkampf zu Hause gegen Bühl deutlich mit 17:55 verlieren, ist der Glaube an den Klassenverbleib weiter intakt. Ein Sieg im Kellerduell mit Schlusslicht München am Samstag könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit schon reichen.

Die Stimmung bei TSG-Coach Mark Warbanoff und seinen Turnern ist trotz der bisherigen Niederlagen weiterhin gut. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Stimmung bei TSG-Coach Mark Warbanoff und seinen Turnern ist trotz der bisherigen Niederlagen weiterhin gut. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Dass es für Backnangs Turner eine schwierige Runde werden würde, war bereits so gut wie klar, ehe sie die erste Übung absolviert hatten. Zu ausgeprägt war der Aderlass im Kader nach dem starken dritten Platz in der Vorsaison. Mit dem hochtalentierten Gabriel Eichhorn, den die TSG vom Bundesstützpunkt in Stuttgart an die Murr gelotst hatte, um in der Dritten Liga wertvolle Erfahrungen für seine weitere Karriere zu sammeln, zog der Topscorer zur TG Saar in die Bundesliga weiter. Das tat besonderes weh, aber auch Marc Plieninger und Robert Steiner, die aufgehört haben, sowie Timo Bölcke, der in Hamburg studiert, rissen große Lücken.

Ohne dieses Quartett setzte es zum Auftakt gleich einmal die erwartete Niederlage – 17:56 gegen Zweitliga-Absteiger TG Hanauerland, der mit dem sofortigen Wiederaufstieg liebäugelt. Nun also das Duell mit dem TV Bühl, einem weiteren Anwärter für den Sprung nach oben. Spätestens als die Gäste aus dem Badischen ihre Aufstellung mitgeteilt hatten, stand praktisch fest: Aus einer Überraschung wird nichts. Mit Thomas Scott Jones stand der Name des Engländers auf der Liste, der an allen sechs Geräten als Punktegarant gilt und dieser Rolle mit insgesamt 25 Scorepunkten gerecht wurde.

Warbanoffs Credo: Verstärkung nur aus der Region, nicht aus dem Ausland

Stellt sich die Frage, weshalb nicht auch die TSG die Schatulle geöffnet und eine ausländische Spitzenkraft verpflichtet hat, um die geschwächte Riege weitaus konkurrenzfähiger zu machen. Zumal Abteilungsleiter Rainer Böhle vorsichtig durchblicken lässt, dass ein solcher Schritt keineswegs für alle Zeiten kategorisch ausgeschlossen ist. „Wir wollen es nicht“, entgegnet der Trainer in aller Deutlichkeit. „Unsere Devise lautet“, so Mark Warbanoff: „Wir sind Backnanger Jungs, und das bleiben wir auch. Was andere Vereine machen, ist deren Bier.“ Durchaus offen ist er aber dafür, wieder Talente vom Kunstturnforum in der Landeshauptstadt zu holen, „die sich mit unserem Team und unserem Verein identifizieren können“. Wie zuletzt eben Eichhorn und Plieninger. Verstärkung vom Bundesstützpunkt für die kommende Runde „haben wir im Auge, da bin ich im Austausch“. Ein Turner, der wieder Eichhorns Niveau hätte, sei ihm bereits zugesichert worden, verrät Warbanoff.

Durchhalten und in den entscheidenden Duellen punkten

Umso wichtiger wäre es, sich in den verbleibenden vier Wettkämpfen bis Mitte November für eine weitere Drittliga-Saison zu qualifizieren. Dass gegen Bühl kein Sieg herausspringt, war eingepreist. „Wir wollten den Gegner ärgern“, erklärt Warbanoff, was im Vorfeld als Maximum angepeilt wurde. „Das haben wir in gewissem Maße auch gemacht, indem wir uns an den Ringen durchgesetzt haben.“ Acht Scorepunkte heimsten Florian Ellinger (5) und Luca Dörksen (3) in dieser Disziplin ein, in den beiden anderen Duellen mussten Jonathan Cocks und Max Blessing ihren Rivalen nur insgesamt sechs Zähler überlassen. Ein Gerätesieg ist besser als keiner, und das hat nicht allein mit dem Selbstvertrauen zu tun. Er kann im Kampf gegen den Abstieg auch das Zünglein an der Waage sein, wenn zwei Teams ansonsten gleichauf sind. Knapp war es sonst nur noch am Pauschenpferd (5:7), an dem Debütant Conner Heiland das Optimum von fünf Zählern beisteuerte. Am Boden (0:10), Sprung (0:15), Barren (0:5) und Reck (4:12, Punkte durch Dörksen) hatten die Gastgeber in der Katharinenplaisirhalle mal mehr, mal weniger deutlich das Nachsehen.

Mit Conner Heiland und Tom Fischer feierten zwei Eigengewächse ihr Debüt

„Sie waren besser als wir“, sprach Warbanoff aus, was ohnehin selbst die Zuschauer, die sich nicht im Detail mit dem Code de Pointage, den Ausgangs- und den Endwerten auskennen, erkannt hatten. „Wir können uns einschätzen“, fügte der TSG-Coach hinzu. „Das, was wir zeigen, ist gut.“ Und deshalb leidet auch die Stimmung im Team unter den bisherigen deutlichen Schlappen überhaupt nicht. Die Turner feuern sich gegenseitig an, klatschen sich ab und haben kein Problem damit, den Rivalen für besonders gute Übungen ihren Respekt zu zollen. Dass mit Conner Heiland und Tom Fischer gleich zwei Eigengewächse ihre Premiere in der Dritten Liga hatten, „macht mich stolz“, betont Warbanoff. „Sie haben sich riesig gefreut und mich freut es auch für sie.“

Froh ist er dennoch, dass zumindest Bastian Wullert, der gegen Bühl kurzfristig ausgefallen war, am kommenden Samstag wohl wieder dabei ist. Erneut mit dem Heimvorteil im Rücken geht es ab 17 Uhr gegen den USC München, der bereits drei von sechs Wettkämpfen absolviert und sie alle verloren hat und derzeit hinter Backnang die rote Laterne trägt. „Da geht’s drum“, unterstreicht Backnangs Trainer die Bedeutung des Duells: „Der Gewinner steigt aus meiner Sicht nicht ab.“ Und zwar deshalb, weil es nur eine Riege erwischt. Seine soll es nicht sein, um 2023 mit möglicher Verstärkung wieder anders auftrumpfen zu können.

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Erstellt:
11. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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