Volleyballsenioren der TSG Backnang auch im hohen Alter aktiv

Die Ü-73-Mannschaft der Backnanger ist ein außergewöhnliches Team. Das gilt nicht nur wegen des Alters, sondern weil die Spieler oft eine lange Anreise zum gemeinsamen Training auf sich nehmen. Die TSG freut sich jedoch auf die deutsche Meisterschaft in der Murr-Metropole.

Der Spaß kommt bei den Backnanger Ü-73-Volleyballern nicht zu kurz. So wird das TSG-Urgestein Ernst Bachmann (Fünfter von links) als Ehren-Coach der Ü-69-Mannschaft geehrt. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Der Spaß kommt bei den Backnanger Ü-73-Volleyballern nicht zu kurz. So wird das TSG-Urgestein Ernst Bachmann (Fünfter von links) als Ehren-Coach der Ü-69-Mannschaft geehrt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Andreas Ziegele

Sie kommen aus allen Ecken des Landes. Was sie vereint ist die Leidenschaft für den Volleyballsport. Mit viel Engagement wird trainiert, obwohl gemeinsame Trainingseinheiten aufgrund der Wohnorte nicht immer einfach sind. Aber sie alle haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: die deutsche Meisterschaft in der Ü 73, der höchsten Altersklasse im Männer-Volleyball, die in diesem Jahr in Backnang ausgetragen wird. Dafür nehmen die Spieler auch eine lange Anreise zum Training in Kauf.

Walter Söndgen ist 75 Jahre alt und wohnt in Regensburg. Am Morgen hat er sich mit der Bahn auf den Weg zum Training in die Backnanger Mörikesporthalle gemacht. Am Abend geht es wieder zurück in seine bayerische Heimat. Doch was hat ihn nach Backnang geführt? „Die Senioren in dieser Altersklasse sind in Deutschland ausgelesen“, sagt der pensionierte Klinikarzt. Früher hat er in Ulm gespielt und dort bei diversen Meisterschaften auch die Spieler der TSG Backnang kennengelernt. „Irgendwann hat sich dann die Ulmer Mannschaft aufgelöst und so bin ich dann hier gelandet“, erzählt er weiter.

In seiner aktiven Zeit war Söndgen unter anderem 1972 beim OSC Hoechst aktiv. „Wir haben hier in der Olympia-Liga, der damals höchsten Klasse in Deutschland, gespielt und im Vorläufer der heutigen Bundesliga“, sagt er im Rückblick und nicht ganz ohne Stolz. Neben den Trainingstagen in Backnang hält sich der Pensionär bei einer Hobbymannschaft in Regensburg fit. „Das sind natürlich alles junge Leute und da bin ich mehr oder weniger geduldet. Dafür freut man sich umso mehr, wenn mal einer den Ball nicht bekommt, den der Alte rüberspielt“, sagt er und lacht dabei.

Ernst Bachman ist ein TSG-Urgestein

Für die anstehende deutsche Meisterschaft ist Walter Söndgen optimistisch. Und das nicht nur, weil im Oktober in Backnang gespielt wird: „Im vergangenen Jahr sind wir in Solingen Vizemeister geworden. In dieser Altersklasse kann sehr schnell jemand ausfallen.“ Als ehemaliger Arzt kann er das sehr gut einschätzen. Allerdings könnte es auch das eigene Team treffen.

Nicht viel kürzer ist der Weg nach Backnang für Hermann Bozler, der aus dem südbadischen Emmendingen angereist ist. Die weiteren sieben Spieler der Mannschaft kommen aus Affalterbach, Karlsruhe, Schorndorf, Schwäbisch Gmünd und aus Ulm. Aber es gibt auch ein echtes Backnanger Urgestein im Team der Ü-73-Senioren, auch wenn er mittlerweile in Waiblingen wohnt. Ernst Bachmann ist seit über 40 Jahren der TSG verbunden und war nicht nur Spieler und Trainer diverser Mannschaften, sondern lange Jahre auch Abteilungsleiter der Volleyballer, bevor er sich auf die Jugendarbeit und später die Senioren konzentrierte. „Einen Verein wechselt man nicht, höchstens vom Fußball zum Volleyball“, beschreibt er seinen Weg.

Heute ist er derjenige, der die Mannschaft zusammenhält, das sagen unisono seine Mitspieler. Der ehemalige Amtsrichter am Gericht in Waiblingen ist mit noch 73 Jahren so etwas wie der Youngster der Mannschaft und erst seit dieser Saison für das Team spielberechtigt. Er organisiert auch die gemeinsamen Trainingseinheiten in Backnang. „Das ist nicht immer einfach, da die Spieler aus den verschiedensten Gegenden des Landes kommen und auch noch andere Interessen haben, zum Beispiel als Trainer einer Regionalligamannschaft in Ettlingen“, erläutert der TSG-Volleyballer.

Bachmann freut sich schon auf die deutsche Meisterschaft im Oktober, die die TSG Backnang ausrichten wird. „Die Intensität des Trainings lässt sich in dieser Altersklasse nicht erhöhen. Aber wir wollen versuchen, noch häufiger zusammen zu trainieren“, sagt Bachmann. Als Veranstalter ist der Heimverein automatisch qualifiziert und rechnet sich durchaus auch Chancen auf den Titelgewinn aus. Und da ist auch noch eine Rechnung offen. „Nachdem wir im vergangenen Jahr in Solingen Vizemeister wurden, sind nun alle ganz wild darauf, die Solinger in diesem Jahr zu schlagen“, erzählt Ernst Bachmann. Dass es nicht einfach wird, weiß er: „Bei Solingen spielen der Vater des ehemaligen Beachvolleyball-Europameisters Jonas Reckermann und weitere ehemalige Regionalligaspieler.“

Mit 85 Jahren noch am Netz

Der älteste Spieler im TSG-Team ist Anton „Toni“ Wolkenstein. Mit seinen bald 85 Jahren wird er von seinen Mitspielern auch freundlich als Alterspräsident bezeichnet und wurde im vergangenen Jahr in Gießen vor 1300 Zuschauern als ältester Spieler geehrt, wie er stolz erzählt. Wolkenstein kommt aus Schwäbisch Gmünd und ist eher zufällig bei der TSG Backnang gelandet. „Eigentlich galt der Anruf der TSG einem Bekannten von mir, den man gerne als Spieler nach Backnang geholt hätte. Da er aber nicht mehr Volleyball gespielt hat, sagte er: ,Ich hab da aber noch einen anderen‘ und meinte mich“, erzählt der rüstige Rentner, der erst im Alter von 38 Jahren mit dem Volleyballsport begonnen hatte. Einem Abwerbeversuch durch Herbrechtingen hat er auch schon widerstanden. „Ich hab denen gesagt, dass das hier eine so tolle Truppe ist, da gehe ich nicht weg“, berichtet Wolkenstein. Dabei ist es ihm auch egal, wenn er lediglich Ersatzspieler ist. Nur an eines denkt er noch nicht – ans Aufhören mit dem Volleyballsport. Mit der Meinung ist er in der Mannschaft nicht allein.

Die Motivation der Spieler ist in jedem Fall hoch, das kann man beim Training in der Mörikesporthalle beobachten. Auch beim Teilen des Spielfelds mit der Backnanger Ü-69-Mannschaft herrscht eine heitere Atmosphäre. Nach einem Ball, den ein Spieler mit den Händen verfehlt, versucht dieser ihn mit dem Fuß zu spielen, was ebenfalls misslingt. „Mit den Füßen kannst du es auch nicht“, kommt eine nicht ganz ernst gemeinte Kritik vom Teamkollegen. Der Schmetterball beweist dann, dass er es doch kann. Dafür gibt es Lob.

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Erstellt:
28. März 2023, 06:00 Uhr

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