Anti-Israel-Parolen
Auftritt von Band Bob Vylan in Stuttgart nach Hassparolen abgesagt
Mit Hassparolen gegen Israel hat die britische Band Bob Vylan beim Glastonbury Festival für Aufsehen gesorgt. Deshalb werden überall Konzerte abgesagt – auch in Stuttgart.

© Ben Birchall/PA Wire/dpa
Der Sänger des Duos Bob Vylan beim Auftritt beim Glastonbury Festival in Großbritannien
Von Gunther Reinhardt/dpa
Gogol Bordello geben am 27. September in Stuttgart im LKA/Longhorn ein Konzert. Für mehr Aufregung als die Gypsy-Punk-Combo sorgt aber die Band, die da als Vorgruppe gebucht war: Bob Vylan. Bis vor kurzem kannten nur eingeweihte Musikfans dieses Grime/Punk-Duo aus London. Doch ein Auftritt beim Glastonbury Festival hat Bob Vylan berühmt-berüchtigt gemacht. Da rief der Sänger von Bob Vylan, der mit bürgerlichen Namen Pascal Robinson-Foster heißt, unter anderem den Slogan: „Death, death to the IDF!“ Tod den israelischen Streitkräften!
Alle Konzerte in Deutschland abgesagt
Wie der Konzertveranstalter FKP Scorpio bestätigte, sind nun alle in Deutschland geplanten Auftritte von Bob Vylan abgesagt worden. Die Band hätte nicht nur in Stuttgart, sondern zum Beispiel auch in Hamburg und Köln als Vorgruppe der New Yorker Band Gogol Bordello auftreten sollen. Die Auftritte von Bob Vylan wurden nun abgesagt, die Tour von Gogol Bordello findet aber wie geplant statt.
Der als antisemitisch eingestufte Auftritt von Bob Vylan beim Glastonbury war von der BBC live übertragen worden. Der Umgang des öffentlich-rechtlichen Senders mit der Übertragung wurden in der Folge massiv kritisiert. Nach der Kontroverse um die Ausstrahlung trat die BBC-Musikchefin Lorna Clarke zurück.
Veranstalter: Klare Aufrufe zur Gewalt für uns nicht akzeptabel
Der deutsche Veranstalter bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, „dass Bob Vylan bereits kurz nach Bekanntwerden ihrer Aussagen beim Glastonbury nicht mehr Teil der von uns veranstalteten Konzerte von Gogol Bordello waren“. Weiter teilte FKP Scorpio mit: „Wir selbst unterstützen selbstverständlich keine Aussagen im Kontext öffentlicher Darbietungen, die nicht von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt sind. Klare Aufrufe zur Gewalt sind für uns daher nicht akzeptabel.“
In Großbritannien ermittelt die Polizei gegen das Duo. Bob Vylan treten in Großbritannien aber weiter auf, etwa am Mittwochabend in einem Londoner Club. Auf Videos ist zu sehen, wie beide Bandmitglieder eine palästinensische Fahne hochhalten und kritisieren, dass es nicht um sie gehe, sondern um das Leid der Palästinenser im Gaza-Krieg.
Konzerte der Band Kneecap wurden bereits abgesagt
FKP Scorpio ist auch Veranstalter der Southside- und des Hurricane-Festivals. Dort hatte in diesem Jahr ursprünglich auch die nordirische Band Kneecap auftreten sollen. Diese war aber ausgeladen worden, weil ein Rapper des Hip-Hop-Trios aus Belfast bei einem Konzert eine Hisbollah-Flagge gezeigt haben soll – was ihm in Großbritannien auch eine Anklage einhandelte.
Apsilon in Stuttgart mit „Free Palestine“-T-Shirt
Vor wenigen Tagen war der Gaza-Krieg zudem Thema bei einem Konzert in Stuttgart. Während seines Auftritts im Stuttgarter Opernhaus zog sich der Berliner Rapper Apsilon wortlos ein T-Shirt mit der Aufschrift „Free Palestine“ über.
Muhterem Aras, grüne Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, die im Publikum saß, hat das Geschehen so erlebt, „dass das Publikum der Parole durch großen Applaus mehrheitlich zugestimmt hat“, schreibt sie in einer Stellungnahme: „Das zeigt, dass das Schicksal der Palästinenser die Menschen bewegt. Vor allem die hohe Anzahl an zivilen Opfern und die Verweigerung humanitärer Hilfe in Gaza ist unerträglich.“
Aras: „Free Palastine“ wird Komplexität des Nahostkonflikt nicht gerecht
Ihr selbst fehle aber bei der Reduktion auf „Free Palestine“ die „Auseinandersetzung mit der Bedrohung, der Israel seit Jahrzehnten durch die Hamas und andere Terrororganisationen ausgesetzt ist und die mit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 einen grausamen Höhepunkt fand“, wie sie schreibt. Sie selbst habe nicht applaudiert, weil die Parole „der Komplexität des Nahostkonflikts nicht gerecht wird und unterschiedlich verwendet werden kann.“