Hans-Peter Reuter in der Galerie Schlichtenmaier

Das Blau für die Welt

Früh gefeiert für seine kühlen Raumszenarien, wagte sich der Maler Hans Peter Reuter in die Tiefe. Reuters „Konstruktive Romantik" summiert eine Schau der Galerie Schlichtenmaier.

Hans Peter Reuter, Blau (458), 1988

© GS/Galerie Schlichtenmaier

Hans Peter Reuter, Blau (458), 1988

Von Nikolai B. Forstbauer

Es ist ein Bild wie je nur eines: Ein Raum aus Ultramarin, in Ultramarin. Ein Raum, der alle Räume in sich birgt, alle ihre Geschichten. Ein Raum, der Welt konzentriert. Ein Raum eigener realer Größe, aber ganz ohne deren Behauptung. Ein Raum, der scheinbar gesehen ist und doch ganz aus Malerei entstand. Es ist ein Bild wie nur je eines – Hans Peter Reuters „Blau“ von 1988. Zu sehen jetzt in den Räumen der Galerie Schlichtenmaier in Grafenau (Schloss Dätzingen). Wandfüllend, Raum füllend eröffnet das Bild doch erst den Raum. Und hier wie einst zu nahezu gleicher Zeit in den Kugelstiftwelten von Jan Fabre ist das Horchengehen nicht mehr nur eine Idee.

„Wenn ich ,Blau’ denke, fühle ich mich wohl…“, sagte Hans Peter Reuter einmal. Früh gefeiert für seine kühl gekachelten Raumkonstrukte, drängt es den 1942 in Schwenningen geborenen Karlsruher Maler in den 1980er Jahren buchstäblich in die Tiefe. In die Tiefe der eigenen Räume. In die Tiefe der eigenen Bilder. Und aus dieser heraus antwortet ein Quadrat, das gerade 50 mal 50 Zentimeter groß, kühn gar dem drei Meter messenden „Blau“ trotzt – „Licht Raum (732)“ von 1992. Aus diesem Dialog entwickelt sich eine Ausstellung, die mit Werken wie „Licht-Raum (690)“ von 1992 weiter dem Geheimnis folgt und mit der Reihe der „Flirr“-Bilder Malerei in Versen entstehen lässt.

Neue Annäherung an das Werk

„Konstruktive Romantik“ überschreibt die Galerie Schlichtenmaier ihr Reuter-Panorama. Was zunächst wenig aufregend klingt, ist bald als ein Aufruf zu verstehen, auch und gerade die frühen Erfolgsbilder neu zu sehen – und dem Eigenklang in einem „Baderaum“ von 1971 nicht weniger nachzuspüren als in der von Reuter in Schwingung gebrachte, metaphorisch aufladbare Szenerie „Blau 0/8/3“ aus dem Jahr 2000. „Konstruktive Romantik“ zeigt sich so als kühnes Unterfangen, sich der Tiefe in der Bildwelt des lange Jahre die Nürnberger Akademie mitprägenden Hans Peter Reuter neu zu nähern.

Galerie Schlichtenmaier, Schloss Dätzingen in Grafenau. Bis zum 13. Mai. Mi bis Fr 11 bis 18.30 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr.

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Erstellt:
11. April 2023, 14:40 Uhr
Aktualisiert:
11. April 2023, 15:21 Uhr

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