Liedermacher Chris spielt in Oppenweiler

Im Rahmen der Winterkulturtage sorgen Christoph Jäger und Sepp Steinkogler mit aufrüttelnden Texten für Gänsehautmomente.

Christoph Jäger und Sepp Steinkogler geben nicht nur Eigenkompositionen, sondern auch Interpretationen internationaler Hits zum Besten. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Christoph Jäger und Sepp Steinkogler geben nicht nur Eigenkompositionen, sondern auch Interpretationen internationaler Hits zum Besten. Foto: Alexander Becher

Von Christoph Zender

Oppenweiler. „Das Leben schreibt die besten Lieder.“ Dies scheint die Zauberformel des Liedermachers Christoph Jäger aus Großerlach zu sein, der unter seinem Künstlernamen „Liedermacher Chris“ seit vielen Jahren sein Publikum begeistert. Am vergangenen Freitagabend spielten er und sein langjähriger musikalischer Partner, Sepp Steinkogler, vor einem ausverkauften Haus im Rentamtskeller in Oppenweiler.

Der Ort hätte für diesen Liederabend, der im Rahmen der diesjährigen Winterkulturtage stattfand, nicht besser gewählt sein können: Acht eng aneinandergestellte Stuhlreihen vor einer kleinen, leicht erhöhten Bühne bilden in dem historischen Gewölbekeller einen fast schon intimen Rahmen für Künstler und Publikum. Da kommt echtes „Hautnah-Konzert“-Feeling auf. Auch wenn die auf der Bühne drapierte Stehlampe im Stile des Gelsenkirchener Barocks manch einen eher an ein „Wohnzimmerkonzert“ erinnert haben mag. Auf alle Fälle lenkt der Bühnenaufbau nicht von der Hauptsache des Abends ab – der Musik.

Eigenkompositionen und Coversongs sind an dem Abend dabei

In schnellem Wechsel folgen auf Eigenkompositionen von Christoph Jägers letztjährigem Album „Herzschlag“ Coverversionen ikonischer Songs der internationalen Musikwelt. Beides wird von den Vollblutmusikern instrumental mit E-Piano, Akkordeon und Gitarren wie auch vokal routiniert in Szene gesetzt. Die markante Stimme Jägers, mit der er auch in hohem Tempo vorgetragene Verse akzentuiert und verständlich intoniert, harmoniert vortrefflich mit der etwas tieferen Stimmlage von Sepp Steinkogler. Im musikalischen Zusammenspiel der beiden drückt sich neben der Freude am gemeinsamen Musikmachen die hohe Perfektion aus, wenn es nur eines kurzen Blicks bedarf, um dem Partner den richtigen Einsatz zu geben.

Weitere Themen

Den Auftakt des Programms bildet der alte Eagles-Song „Lyin’ Eyes“ mit im Wechsel vorgetragenen englischen und deutschen Textpassagen. „Wenn ich englische Songs ins Deutsche übersetze, möchte ich, dass die Original-Message erhalten bleibt“, beschreibt Jäger seinen eigenen Qualitätsanspruch. „Zugleich soll aber auch die musikalische Interpretation nicht leiden.“ Wie perfekt ihm das gelungen ist, wird bei Eric Claptons „Tears in Heaven“ deutlich, das er eigens für die Trauerfeier seines 2005 verstorbenen Schwiegervaters eingespielt hatte. Eine Darbietung, die auch heute noch beim Publikum für Gänsehautmomente sorgt.

Viele Liedtexte haben sehr persönliche Bezüge

Auch viele seiner Eigenkompositionen haben ihren Ursprung in persönlichen Erlebnissen. So erinnert er sich in „Sag mir, wann wird endlich Frieden sein“ an einen Besuch mit seinem Vater in der Weltkriegsgedenkstätte Hartmannswillerkopf im Elsass zurück. Jahrzehnte später noch tief beeindruckt davon, schlägt er in dem Liedtext gekonnt eine Brücke zu unserer heutigen Zeit, in der Kriege leider wieder an der Tagesordnung sind. Persönlich geht es auch in „Wildes Wasser“ zu. Einem Song, den er seiner Tochter gewidmet hat, als die sich in ihrem Leben neu orientieren musste. In den Songs „Nirgendwo besser“ und „Jacky“ beschreibt Jäger ein gesellschaftliches Milieu, wie man es heute noch oft in den typischen Eckkneipen größerer Städte vorfindet. Mit Menschen, für die diese Orte eine Art Zuhause vermitteln. In der Folge durfte einer der bekanntesten deutschen „Kneipensongs“ natürlich nicht fehlen: Bei Peter Alexanders „Die kleine Kneipe“ läuft das Publikum ebenfalls zur Hochform auf und zeigt sich mitsingend als sehr textsicher. Das mag vielleicht daran liegen, dass sich unter den Zuschauern mehrheitlich sogenannte Best-Ager befinden. Viele von ihnen werden sich bei dem Stück „Langhaardackel“ wie die beiden Musiker an die eigene Jugend zurückerinnert haben. „Langhaardackel, Kleinstadthippies hat man uns genannt. Drückeberger, faule Strolche, nutzlos, abgebrannt“: Der Refrain zu einem Lied mit Potenzial zur Hymne der Babyboomer-Generation.

Es ist die Vielfalt der in den 22 Songs des Abends aufgegriffenen Themen, verpackt in harmonische und abwechslungsreiche Melodien, die die Zuschauerinnen und Zuschauer begeistert. Oder wie es Klaus und Dorothea Dorsch aus Backnang ausdrücken: „Auch nach drei Konzertbesuchen bei Liedermacher Chris und Sepp Steinkogler ist es die besondere persönliche und authentische Atmosphäre, die uns immer wieder aufs Neue in ihren Bann zieht.“ Mit der letzten Zugabe des Abends „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern werden manche auch an die persönliche Zukunft von Christoph Jäger gedacht haben. Im Hauptberuf Bürgermeister von Großerlach, wird er schon sehr bald Ende April sein Amt niederlegen (wir berichteten). Und dann? „Nach einer Selbstfindungsphase will ich mich natürlich stärker der Musik widmen. Ideen für Songs und neue Projekte habe ich jede Menge“, blickt Christoph Jäger erwartungsvoll auf den neuen Lebensabschnitt. Man wird sehen, wo die musikalische Reise der beiden Ausnahmekönner hinführen wird. Oppenweiler war am Freitagabend auf alle Fälle eine sehr gelungene Zwischenstation.

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Erstellt:
26. Februar 2024, 06:00 Uhr

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