Jugendbuchtipp
„Erebos 3“: Ursula Poznanski wirft das übermächtige Computerspiel wieder an
Die Jugendbuchautorin Ursula Poznanski setzt ihren erfolgreichsten Thriller mit einem dritten Band fort. Lohnt die Lektüre von „Erebos 3“?

© IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Eine Million Mal hat sich ihr Bestseller „Erebos“ im deutschsprachigen Raum verkauft. Jetzt legt Ursula Poznanski einen dritten Band vor.
Von Andrea Kachelrieß
Ihr Debüt bleibt zugleich der erfolgreichste Thriller der österreichischen Jugendbuchautorin Ursula Pozananski. „Erebos“ erschien 2010, und damals war die Story um ein übermächtiges Computerspiel, das ins echte Leben eingreift, um Unschuldige zum Werkzeug eines Verbrechens zu machen, ziemlich gruselig. Nicht umsonst erhielt die Autorin für ihren Roman, der sie international bekannt machte und in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde, zahlreiche Auszeichnungen wie zum Beispiel den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Über die Macht von KI, aber auch über die Möglichkeiten, die sie eröffnet, wird derzeit viel debattiert. Dass Ursula Poznanski „Erebos“ wiederbelebt, ist da nicht verwunderlich. Ein dritter Teil sei überhaupt nicht geplant gewesen, sagt die Autorin. „Aber dann hat sich mir eine Idee gewissermaßen aufgedrängt und ich konnte nicht Nein sagen“, macht sie auf ihr neues Buch neugierig.
Inzwischen sind nicht nur MMORPGs, also Online-Rollenspiele, die von einer großen Anzahl von Spielern gleichzeitig gespielt werden, nichts Geheimnisvolles mehr. Auch den Verdacht, ausspioniert zu werden, kennt jeder Handy-Nutzer. Und überhaupt sind unsere Umgebungen inzwischen so smart und vernetzt, dass der Zugriff von Hackern auf sie ebenso zum Alltag gehört.
Das Erschrecken ist bei der Lektüre von „Erebos 3“ also nicht sehr groß, wenn sich das gleichnamige Computerspiel mit rotem E und Auge als Symbol wieder in das Leben des Protagonisten Nick Dunmore einmischt und den jungen Fotografen durch die Manipulation seiner Aufträge und Kundenrezensionen zum Mitspielen zwingt.
Die Faszination von Online-Rollenspielen
Obwohl: ein bisschen Faszination schwingt bei Nick auch mit. Ursula Poznanski bringt ganz gut auf den Punkt, warum so viele Gamer gern in virtuelle Welten abtauchen: „Was, ganz gegen Nicks Willen, ebenfalls neu erwachte, war ein leichtes Prickeln in seinem Rücken, fast wie Vorfreude. Obwohl er genau wusste, wie rücksichtslos das Spiel mit denen umsprang, die es in seinen Klauen hielt. Wie kaltblütig es Menschenleben riskierte“, schreibt sie. Und weiter: „Aber das Erlebnis, die Welt, in die man eintauchte, das unvergleichliche Gefühl, ein Rätsel gelöst oder einen Kampf gewonnen zu haben – in keinem anderen Spiel hatte Nick das so empfunden wie in diesem.“
Nicks Recherchen führen durch London
Und doch haben sich die finsteren Erebos-Arenen abgenutzt. Der Einstieg in den Plot ist also nicht nur deshalb ein wenig zäh, weil sehr viele Verweise auf die ersten beiden Bände den Schwung des Thrillers ausbremsen. Sehr sparsam sind dagegen die Spuren ausgelegt, die das Miträtseln auf Nicks Recherchen durch London erleichtern könnten.
Und so dauert es ein wenig, bis sich der gewohnte „Erebos“-Sog einstellt, man hinter den kleinen Details den großen, erschreckenden, weil sehr aktuellen Plan erahnt - und das Buch nicht mehr weglegen mag. Nick muss, mit seinem Freund Victor an der Seite, im Spiel eine Bande zusammenstellen, deren Cleverness auch in der Realität über Leben und Tod entscheiden wird. Wer steht dabei auf welcher Seite? Ursula Poznanski gelingen spannende Charaktere und ein Personentableau das zeigt, wie vorschnelle Urteile leicht ins Leere laufen können.
Info
BuchUrsula Poznanski: „Erebos 3“. Loewe-Verlag. 448 Seiten. 22 Euro. Ab 14 Jahren