Erste Backnanger Lesekönigin gekürt

Literatour Zum ersten Mal ist bei der Backnanger Kinder- und Jugendbuchwoche Literatour der Vorlesewettbewerb „Backnanger Lesekönig“ ausgetragen worden. Die Jury hatte es nicht leicht. Angetreten sind die Schulsiegerinnen und -sieger der sechs Backnanger Grundschulen.

Mia Li (rechts) ist Backnanger Lesekönigin geworden. Den zweiten Platz hat Yara Damen belegt. Emanuel Biermann ist Drittplatzierter geworden. Foto: Melanie Maier

Mia Li (rechts) ist Backnanger Lesekönigin geworden. Den zweiten Platz hat Yara Damen belegt. Emanuel Biermann ist Drittplatzierter geworden. Foto: Melanie Maier

Von Melanie Maier

Backnang. Die Aufregung ist groß bei den sechs Grundschulkindern, die um den Titel „Backnanger Lesekönig“ beziehungsweise „Backnanger Lesekönigin“ konkurrieren. Gleich werden sie vor Publikum vorlesen. Zuerst einen Ausschnitt aus einem selbst gewählten Buch, anschließend eine Passage aus einem Buch, das sie nicht kennen. Der sogenannte Fremdtext stammt in diesem Jahr, dem Premierenjahr des Vorlesewettbewerbs, der im Rahmen der Backnanger Kinder- und Jugendbuchwoche Literatour ausgetragen wird, aus dem Kinderbuch „Das Blaubeerhaus“ von Antonia Michaelis, der diesjährigen Literatour-Patenautorin.

Im Lesecafé der Stadtbücherei Backnang, das an diesem Tag das „Lesekönigcafé“ ist, sitzen die sechs Kinder in einer Reihe und warten darauf, nach vorne auf den pastellgrünen Stuhl mit der roten Krone gerufen zu werden. Die meisten Bänke und Stühle hinter ihnen sind belegt – Mütter, Väter, Geschwister, Freunde, Lehrerinnen und Lehrer sind gekommen, um die Daumen zu drücken und beim Vorlesen zuzuhören.

Die Kriterien: Lesetempo, Lautstärke, Betonung, Blickkontakt zum Publikum

Bevor es losgeht, wendet sich Johannes Ellrott, Leiter des Kultur- und Sportamts der Stadt Backnang, noch an die Wettbewerber: „Ihr seid ja alle schon richtige Lesekönige – ihr habt es bis hierher geschafft. Deshalb könnt ihr eigentlich ganz entspannt sein.“ Denn an ihrer Grundschule haben Emanuel Biermann (dritte Klasse der Talschule Waldrems), Yara Damen (vierte Klasse der Mörikeschule), Matti Dosch (dritte Klasse der Plaisirschule), Theo Ferber (vierte Klasse der Gemeinschaftsschule in der Taus), Mia Li (vierte Klasse der Grundschule Maubach) und Hanna Michalski (zweite Klasse der Schillerschule) bereits den ersten Platz im Vorlesen belegt.

Jedes Kind liest eine Passage aus einem selbst gewählten Buch vor. Viertklässler Theo Ferber hat „Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen“ von Rick Riordan gewählt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Jedes Kind liest eine Passage aus einem selbst gewählten Buch vor. Viertklässler Theo Ferber hat „Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen“ von Rick Riordan gewählt. Foto: Alexander Becher

„Die Vorlesekriterien kennt ihr“, wendet sich Sieglinde Baumgart, Rektorin der Talschule Waldrems, an die Kinder. Neben dem Lesetempo und der Lautstärke kommt es auf die Betonung sowie den Blickkontakt zum Publikum an. Baumgart hat den Wettbewerb mit Rita Hannemann und Miriam Heger von der Tausschule organisiert.

Die Reihenfolge wird ausgelost. Als Erster darf Matti Dosch vorlesen. Er hat sich für ein Buch der Reihe „Petronella Apfelmus“ von Sabine Städing entschieden. Während er liest, müssen die Jurymitglieder Punkte vergeben. Die Jury besteht aus fünf Mitgliedern: Sport- und Kulturamtsleiter Johannes Ellrott, Stadtbüchereileiterin Marion Busch, Friedrich Kreutzmann von der Buchhandlung und dem Schreibwarengeschäft K. Kreutzmann, Deutschlehrerin Miriam Heger von der Gemeinschaftsschule in der Taus und Redakteurin Melanie Maier von der Backnanger Kreiszeitung.

Die erste Runde fällt allen Kindern leicht. Man merkt, dass sie die selbst ausgesuchten Buchpassagen nicht zum ersten Mal vorlesen. Manche Sätze unterstreichen sie mit Gesten, Nicken oder Augenrollen – bei Emanuel Biermann und Yara Damen wird das Vorlesen fast zum Schauspiel.

Das Vorlesen aus dem Fremdtext fällt allen selbstverständlich etwas schwerer

Nach der ersten Runde folgt eine kurze Unterbrechung, damit die Jurymitglieder die Punkte, die sie vergeben haben, zusammenzählen können. „Warum lest ihr gerne?“, fragt Baumgartner die Kinder im Publikum. „Man kann in eine Geschichte eintauchen“, sagt ein Junge. „Man erfährt, wie sich andere Menschen fühlen“, erklärt ein Mädchen. Dann startet auch schon die zweite Runde des „Backnanger Lesekönigs“. In derselben Reihenfolge wie vorher setzen sich die Kinder zum Vorlesen auf den Stuhl mit der Krone. Je zwei Minuten ist jedes Kind an der Reihe, dann ist das nächste dran. Das Vorlesen aus dem Fremdtext fällt allen selbstverständlich etwas schwerer. „Alle haben wirklich toll gelesen. Am Ende sind es einfach Nuancen, die entscheiden“, so Ellrott.

Während die Punkte der Jurorinnen und Juroren zusammengerechnet werden, liest Rita Hannemann weiter aus dem „Blaubeerhaus“ vor. Und dann ist es endlich so weit: Die Siegerinnen und Sieger werden bekannt gegeben. Den ersten Platz belegt Mia Li. Die erste Backnanger Lesekönigin darf sich über eine Urkunde, eine Medaille und einen Buchgutschein im Wert von 40 Euro freuen. Auch Yara Damen und Emanuel Biermann, die es auf den zweiten und den dritten Platz geschafft haben, dürfen Urkunde, Medaille und Büchergutschein entgegennehmen – und natürlich die Glückwünsche von denen, die zum Anfeuern mitgekommen sind. Zum Abschluss darf Mia Li noch einmal aus dem Buch „Schurkenstraße 7“ von Meike Haas vorlesen, das sie mitgebracht hat. Danach wird sie von ihren Freundinnen geknuddelt: „Wir haben so für dich gehofft!“

Die Kinder brennen richtig darauf, vorzulesen

Die Organisatorinnen sind zufrieden. Ein Dreivierteljahr haben sie den „Backnanger Lesekönig“ vorbereitet. Sie können sich gut vorstellen, den Wettbewerb als Tradition im Rahmen der Literatour zu etablieren. „Das Konzept steht ja bereits“, sagt Baumgart. Der „Lesekönig“ solle dazu beitragen, die Kinder zum Lesen zu motivieren, fügt sie hinzu. „Man merkt ja: Die Kinder brennen eigentlich richtig darauf, vorzulesen.“

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Erstellt:
16. November 2022, 06:00 Uhr

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