Architektur „Häuser des Jahres“

Große Ehre – Stuttgarter Architekten bauen eines der 50 besten Einfamilienhäuser

Ein Award ging an Stuttgarter Architekten, doch ein Wohnhaus bei München siegte bei den „Häusern des Jahres“. Eine Jury kürte auch Einfamilienhäuser in der Region. Eine Übersicht.

Erhielt die Anerkennung Newcomer des Jahres 2025: „Wohnhaus unterm Schilfdach“ im österreichischen  Weiden am See von Gilbert Berthold (Weiden am See).

© Gilbert Berthold

Erhielt die Anerkennung Newcomer des Jahres 2025: „Wohnhaus unterm Schilfdach“ im österreichischen Weiden am See von Gilbert Berthold (Weiden am See).

Von Tomo Pavlovic

Das Einfamilienhaus ist tot – es lebe das Einfamilienhaus! Trotz hoher Wohn- und Energiekosten, steigender Zinsen und einer im Grunde nicht mehr zeitgemäßen Energiebilanz bleibt bei vielen der Wunsch nach einem eigenen Haus bestehen. Wegen seines hohen Flächenverbrauchs und relativ hohem Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 beim Bau und in der Folge bei der Nutzung wird das neu errichtete Einfamiliendomizil selbst von politischer Seite nicht selten Fall ignoriert, je nach Parteifarbe sogar diskreditiert.

Selbst Verbote von privaten Neubauten wurden angesichts des Klimawandels schon diskutiert. In der Praxis wird allerdings dieses Thema weniger polemisch behandelt, werden von den Städten und Gemeinden kreative Lösungen bei den Genehmigungen von privaten Neubauten angeboten.

Einfamilienhaus weiterhin begehrt

Das Spektrum reicht von klassischen Villen und Fertighäusern über Nullenergiehäuser, Umwidmungen und Erweiterungen bis hin zu Nachverdichtungen auf Restgrundflächen in dörflichen wie auch urbanen Räumen. Der großen Sehnsucht der Bundesbürger nach ihrer eigenen Immobilie haben auch diese teils hochpolemisch geführten Debatten um eine Zukunft des Einfamilienhauses nichts anhaben können, im Gegenteil. In der aktuellen repräsentativen „Wohntraumstudie 2025“ von Interhyp wurden 1500 Menschen nach ihren Vorlieben hinsichtlich ihrer Wohnsituation befragt.

Während das frei stehende Einfamilienhaus mit 54 Prozent (Minus 2 Prozent im Vergleich zu 2024) weiterhin an der Spitze steht, gewinnen pragmatischere Wohnformen wie die Doppelhaushälfte (Plus 3 Prozent im Vergleich zu 2024) oder Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (Plus 5 Prozent) an Bedeutung. Doch eines wird trotz der vielen Krisen und der spürbaren Vorsicht in allen Lebenslagen deutlich: Die Mehrheit der Menschen sehnt sich weiterhin nach einem frei stehenden Haus.

Zwei Häuser teilen sich einen Wärmespeicher

Umso spannender ist die Frage, wie Bauherrschaften und Architekturbüros auf diese Ansprüche und Problemlagen reagieren. Einen guten Überblick über die Trends bei der Realisierung ambitionierter Hausprojekte im deutschsprachigen Raum liefert der Wettbewerb „Häuser des Jahres“, der jährlich vom Callwey Verlag in München ausgelobt wird.

Auch in diesem Jahr war es wieder soweit: 50 Häuser in Deutschland, Österreich und in der Schweiz haben die prominent besetzte Jury davon überzeugt, sie zu den besten Einfamilienhäusern 2025 zu küren, darunter eines mit einem ersten Preis, sechs mit einer Anerkennung. 50 weitere wurden in die Longlist aufgenommen. Ein Buch versammelt alle Gewinner.

Büros aus Stuttgart und Ludwigsburg erfolgreich

Unter den genannten 50 prämierten Einfamilienhäusern sind auch zwei Projekte bekannter Architekturbüros aus Stuttgart und Ludwigsburg. Heinemeyer Beck Architekten aus Stuttgart haben das Wohnhaus M in Beuren in Massivholzbauweise errichtet. Das Haus bietet Wohnraum für zwei Erwachsene und ein Kind.

Abgesehen davon, dass der Bau formal überzeugt, ist das Energiekonzept von Bedeutung: die Garage ist nämlich mit dem Nachbargebäude verbunden, in dem ein großer Wärmespeicher steht. Beide Häuser können also nachhaltig über Photovoltaikanlagen geheizt werden. Die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen trägt ebenfalls zu einem ökologischen Gesamtkonzept des Hauses bei.

Umgebautes Gewächshaus in Tamm

Der Ludwigsburger Architekt Harald Jahnke hat wiederum ein Gewächshaus in Tamm bei Ludwigsburg in einen großzügigen Wohntraum verwandelt. Dabei ging es um eine kreative Neuinterpretation vorhandener Strukturen. In Tamm betrieb eine Familie lange Zeit eine Gärtnerei mit einigen Gewächshäusern.

Heute wohnt die Enkel- und Urenkelgeneration dort und wollte dieses Erbe umwidmen. Jahnke Architektur ließ sich von den Gegebenheiten der Natur inspirieren und integrierte das neue Wohnhaus in die Geometrie der vorhandenen Gewächshäuser.

In Stuttgart findet sich ein interessantes Flachdachgebäude für eine künstlerisch ambitionierte Bauherrschaft, das die Architektin Anna Philipp von Philipp Architekten mit Sitz in Waldenburg und Frankfurt gestaltet hat.

Gewonnen hat die aktuelle Runde allerdings ein Doppelhaus in Feldkirchen, einer Gemeinde im Landkreis München. Entworfen wurde das Haus von Kuntscher Tscherning Architekten und Stadtplaner (München) in Zusammenarbeit mit Ensømble Studio Architektur (Berlin).

Der scheunenartige Holzbau ist für bis zu sechs Menschen konzipiert. Auf den rund 230 Quadratmetern Wohnfläche macht das nur knapp 40 Quadratmeter pro Kopf, womit man unterhalb des deutschen Durchschnitts liegt.

Ausgezeichnete Häuser in Baden-Württemberg

  • Flachdachvilla in Stuttgart von Philipp Architekten
  • Schmales Haus in Kirchheim unter Teck von Mehr*Architekten
  • Doppelscheune in Tübingen von KO/OK Architektur
  • Umgebautes Gewächshaus in Tamm von Jahnke Architektur
  • Haus in Beuren von heinemeyerbeck Architekten
  • Leichtbetonhaus in Biberach von Architekten am Weinberg
  • Haus in Heidelberg von Simon Kochhan zusammen mit Florian Baller
  • Haus in Neuenstein von Steinbach Schimmel Architekten

Insgesamt wird durch den Wettbewerb tatsächlich eine interessante Auswahl an Lösungsansätzen präsentiert. Ob aus Beton oder Holz, aufgeständert oder unterkellert, Bungalow oder mehrgeschossige Wohnbauten, am Hang, am Wasser, in der Stadt oder umgeben von viel Grün: Diese Häuser des Jahres sind nicht nur in ihren Dimensionen unterschiedlich, sondern auch in Material, Form und Lage.

Es sind hochpreisige darunter und kostengünstige, mal sorgt Technik für Energieeffizienz, mal das Material und die Konstruktion. In diesem Jahr wurden außerdem einige Vorhaben ausgezeichnet, die alte Scheunen oder Bauten von innen modernisieren, während das Äußere das Alter oder den Originalnutzen des Gebäudes zeigt. Der Traum vom Einfamilienhaus ist noch lange nicht ausgeträumt.

Weitere Bilder der ausgezeichneten Projekte auch aus der Region Stuttgart finden sich in der Bildergalerie.

Der Gewinner des Wettbewerbs „Häuser des Jahres 2025“ steht in der Nähe von München . . .

© Florian Holzherr

Der Gewinner des Wettbewerbs „Häuser des Jahres 2025“ steht in der Nähe von München . . .

. . . und zwar  in Feldkirchen. Der scheunenartige Holzbau ist ein Doppelhaus und wurde von Kuntscher Tscherning Architekten entworfen.

© Florian Holzherr

. . . und zwar in Feldkirchen. Der scheunenartige Holzbau ist ein Doppelhaus und wurde von Kuntscher Tscherning Architekten entworfen.

Besondere Anerkennung: Re:House“ in Premstätten von Markus Jeschaunig – Agency in Biosphere (Premstätten).

© Tom Biela

Besondere Anerkennung: Re:House“ in Premstätten von Markus Jeschaunig – Agency in Biosphere (Premstätten).

Besondere Anerkennung: „Doppelscheune“ in Tübingen von KO/OK Architektur (Tübingen).

© Sebastian Schels

Besondere Anerkennung: „Doppelscheune“ in Tübingen von KO/OK Architektur (Tübingen).

Besondere Anerkennung: „Wohnen auf schmaler Parzelle“ in Kirchheim unter Teck von mehr* architekten (Kirchheim unter Teck)

© Sebastian Schels

Besondere Anerkennung: „Wohnen auf schmaler Parzelle“ in Kirchheim unter Teck von mehr* architekten (Kirchheim unter Teck)

Das schlanke Haus der mehr* architekten in Kirchheim unter Teck wirkt im Inneren alles andere als beengt.

© Sebastian Schels

Das schlanke Haus der mehr* architekten in Kirchheim unter Teck wirkt im Inneren alles andere als beengt.

Besondere Anerkennung: „Wohnen zwischen Fels und See“ in Ascona von Wespi de Meuron Romeo (Ascona).

© Hannes Henz

Besondere Anerkennung: „Wohnen zwischen Fels und See“ in Ascona von Wespi de Meuron Romeo (Ascona).

Besondere Anerkennung: „Vom Heuboden zum Wohnraum“ in Albisheim von Piertzovanis Toews (Albisheim).

© Simone Bossi

Besondere Anerkennung: „Vom Heuboden zum Wohnraum“ in Albisheim von Piertzovanis Toews (Albisheim).

Auszeichnung für  Haus M in Massivholzbauweise in Beuren von . . .

© Julia Harr

Auszeichnung für Haus M in Massivholzbauweise in Beuren von . . .

. . . Sebastian Heinemeyer und Kai Beck von Heinemeyer Beck Architekten aus Stuttgart.

© Heinemeyer Beck Architekten

. . . Sebastian Heinemeyer und Kai Beck von Heinemeyer Beck Architekten aus Stuttgart.

Auszeichnung für „Villa Mahler“ in Stuttgart, entworfen . . .

© Jose Campos

Auszeichnung für „Villa Mahler“ in Stuttgart, entworfen . . .

. . . wurde der Flachdachbau von Anna Philipp von Philipp Architekten mit Sitz in Waldenburg und in Frankfurt am Main.

© Jose Campos

. . . wurde der Flachdachbau von Anna Philipp von Philipp Architekten mit Sitz in Waldenburg und in Frankfurt am Main.

Auszeichnung: Die reizvolle Kombination aus Gewächshaus und Wohnbau von Jahnke Architektur aus Ludwigsburg.

© Dietmar Strauss

Auszeichnung: Die reizvolle Kombination aus Gewächshaus und Wohnbau von Jahnke Architektur aus Ludwigsburg.

Der Ludwigsburger Architekt Harald Jahnke und sein Team  darf sich über die Auszeichnung bei den „Häusern des Jahres 2025“ freuen.

© Jahnke Architektur

Der Ludwigsburger Architekt Harald Jahnke und sein Team darf sich über die Auszeichnung bei den „Häusern des Jahres 2025“ freuen.

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Erstellt:
16. Oktober 2025, 19:34 Uhr
Aktualisiert:
16. Oktober 2025, 19:35 Uhr

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